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Schickers Premiere: Wie es zum stürmischen Umbruch in Graz kam

Genau 100 Neuzugänge wurden von den zwölf Klubs in der Bundesliga angemeldet. Das sind im Vergleich zu den fünf Jahren davor zwölf Prozent weniger, obwohl die Transferzeit länger gedauert hat als je zuvor. Noch stärker hat sich Corona bei den Transfersummen ausgewirkt: Um insgesamt 7,9 Millionen Euro wurde eingekauft, 2019 waren es noch 39,1 Millionen (jeweils zum Großteil von Salzburg).

Die meisten Neuen begrüßte St. Pölten mit 13, am meisten verändert hat Sturm: Neuer Trainer (Ilzer), neues System (4-4-2 mit Raute) und eine komplett neue Viererkette. Weil sich mit Trummer und Geyrhofer genau jene beiden Abwehrtalente schwer verletzt haben, die fix eingeplant waren, musste Andreas Schicker erneut reagieren.

Noch zwei neue Verteidiger

„Es war intensiv, aber am Ende können wir zufrieden sein“, meint der Kreissl-Nachfolger über seine erste Transferperiode als Sport-Vorstand in Graz. Spät dazugekommen sind der beidbeinige Außenverteidiger Jusuf Gazibegovic, 20, aus dem Red-Bull-Stall und eines der größten Abwehrtalente Österreichs: David Nemeth wurde von Mainz ausgeliehen.

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Der 19-Jährige, der Anfragen von Milan und Wolverhampton hatte, entschied sich nach dem Konkurs von Mattersburg für Mainz und einen Vertrag bis 2024, um Schritt für Schritt in die Deutsche Bundesliga hineinzuwachsen.

„Alles ist in enger Abstimmung mit dem Mainzer Sportvorstand Schröder durchdacht gewesen. Länger geplant war eine Leihe nach Österreich, um Spielpraxis auf hohem Niveau zu sammeln“, erklärt Nemeths Berater Thomas Böhm. Gemeint ist Rapid, doch die Hütteldorfer konnten etwas überraschend alle eigenen Verteidiger halten.

„Wir hatten schon frühzeitig Kontakt, dann wurde schnell zugeschlagen“, erklärt Schicker die Last-Minute-Leihe.

Wie stark der Teenager eingeschätzt wird, zeigt folgende Überlegung Schickers: „Wenn Nemeth und Wüthrich im Zentrum überzeugen, könnte auch Abwehrchef Stankovic als Sechser nach vorne rücken.“

Insgesamt ist der Sturm-Kader jünger, dynamischer, billiger und offensichtlich beliebter geworden. "Die Jungen sehen wieder Licht. Der Stil der Mannschaft kommt an. Wir spüren, dass das auch in der Steiermark angenommen wird", sagt Schicker.

Keine Ablöse für Röcher

Nicht aufgegangen ist die Rückkehr von Thorsten Röcher. Dabei hätte sich Trainer Ilzer noch einen Offensivmann erhofft und laut Schicker "die halbe Stadt nach einem neuen Stürmer verlangt". Aber die Corona-Krise ist jeden Tag spürbar.

„Ingolstadt hat bis zuletzt auf eine Ablöse für Röcher bestanden. Wir können aber weder die erhofften 8.000, noch die geplanten 5.000, sondern nur 3.000 Fans ins Stadion lassen“, erzählt Schicker. „Dann geht halt nicht alles.“

So wie bei den meisten anderen Vereinen Österreichs auch.