ÖFB-Star Arnautovic vor Rekord: "Werde keine Superkräfte bekommen"
Besonnen, locker und doch überlegt. Wer Marko Arnautovic am Dienstag begegnete, wird unweigerlich den Eindruck eines jungen Mannes erhalten haben, der weiß was er sagt und will. Keine flotten Sprüche, keine Mimik und Gestik, die auch nur im Ansatz einen von Fragen genervten Fußballstar vermuten ließe. Marko Arnautovic wirkt souverän. Er weiß, dass diese Woche einen besonderen Stellenwert einnehmen dürfte im Zuge seiner Karriere.
Läuft alles nach Plan, wird der 33-Jährige am Donnerstag in Paris gegen Frankreich Andreas Herzog ein- und am Sonntag in Wien gegen Kroatien überholen und dann mit 104 Länderspielen neuer Rekordteamspieler Österreichs sein. Was ihm das bedeutet? „Ich denke, dass ihr die Antwort kennt“, sagt der Italien-Legionär und versichert: „Ich freue mich extrem und bin stolz darauf.“ Anders angehen werde er die beiden Partien deshalb aber nicht. „Und ich werde auch nicht irgendwelche Superkräfte bekommen, wenn ich diesen Rekord breche.“
Der Tiefpunkt
Die Wandlung zum Führungsspieler garantiert Kraft genug. Der junge Heißsporn, der sein Talent nur ab und zu hat aufblitzen lassen, war gestern. Doch Marko Arnautovic erinnert sich nur zu gut an ihn, wenn er nach dem Tiefpunkt seiner Teamkarriere gefragt wird. Es war das elfte von 102 Länderspielen im März 2011 in Istanbul, als die von Didi Constantini gecoachten Österreicher gegen die Türkei mit 0:2 verloren und der damals 21-Jährige den um sieben Jahre älteren Stefan Maierhofer in der Kabine beflegelte, weil dieser einen Elfmeter vernebelte, den der Jungspund selbst verwandeln wollte.
Zur Strafe wurde Arnautovic ins U-21-Team versetzt. „Sie haben aber schnell gemerkt, dass ich nach oben gehöre und dann bin ich da auch geblieben“, schmunzelt er. Ohne einen Hehl daraus zu machen, dass er nicht stolz ist auf diese Geschichte. „Da war ich noch der Junge, der nicht nachdenkt. Wenn du Erfahrung sammelst, wirst du zu einem Teamplayer. Der bin ich jetzt.“
Und den wird es auch brauchen, wenn es am Donnerstag in Saint-Denis vor den Toren von Paris gegen den Weltmeister geht, wenngleich dieser auf Stars wie Benzema, Lloris, Pogba, Coman oder Kimpembe verzichten muss, „Frankreich?“, fragt Arnautovic und zieht dabei die Augenbrauen in luftige Höhen. „Wenn ihre Stammelf nicht spielt, haben sie noch zwei, drei Stammelf“, sagt Arnautovic exakt so.
Der WM-Traum
„Aber wir sollten nicht darauf schauen, was Frankreich macht. Wir sollten überlegen, was wir machen. Wir brauchen uns nicht zu verstecken.“ Die Form von Österreichs Torjäger stimmt jedenfalls nach sechs Treffern in sieben Partien mit Bologna in der Serie A. Es wirk, als hätte der Stürmer auch mit 33 Jahren noch nicht genug. Zwar steht nach den beiden Spielen in der Nations League die EM 2024 im Fokus, an Weitblick mangelt es Arnautovic aber nicht. „Unser großes Ziel ist noch immer, zu einer Weltmeisterschaft zu fahren“, sagt er. 2026 gibt es in den USA, Kanada und Mexiko wieder eine Chance für die Österreicher. Dann wird Arnautovic 37 Jahre alt sein. „Ob ich das noch schaffe“, fragt er. „Darüber sprechen wir nicht.“