Der Deutsche hat den Legionär aus der französischen Ligue 1 zum Teamspieler gemacht. "Cham ist seit Wochen Stammspieler bei Clermont und einer der wenigen Spieler, die im Tempodribbling nicht nur in ein, zwei Spieler reingehen, sondern auch vorbeikommen", sagte der Deutsche zur Einberufung des neuen Mannes.
Wo man auch hinhört, die Erzählungen über Muhammed Cham sind nahezu ident. Als ruhig und schüchtern wird er beschrieben. Das ÖFB-Dress getragen hat er erstmals in der U19 unter Hermann Stadler. "Er war extrem freundlich, ist ein richtiger Käfigkicker, körperlich war damals noch etwas Luft nach oben. Da hat er sich entwickelt", erinnert sich der Trainer.
Das war vor vier Jahren, als er aus der zweiten Mannschaft des VfL Wolfsburg zum ÖFB berufen wurde. Unter Werner Gregoritsch lief er auch viermal im Unter-21-Team auf, nachdem es ihn 2019 auch auf Klubebene zurück nach Österreich verschlagen hat. Die Admira schnappte sich das Talent. Unter Trainer Klaus Schmidt kam er auch oft zum Einsatz. Daniel Toth, damals Kapitän der Südstädter, erinnert sich: "Ich habe selten einen Spieler gesehen, der sich im Dribbling so durchsetzen kann. Durch seine Spielintelligenz hat er sich auch im Zweikampf oft durchgesetzt, weil er gedanklich oft einen Schritt voraus war." Warum er nicht mehr viel gespielt hat, nachdem Felix Magath als Sportdirektor übernommen hat? "Das haben wir uns oft gefragt. Da haben dann eher die gespielt, die den Medizinball zwei Meter in die Luft werfen konnten."
In Frankreich indes hat man das Potenzial des Dribblers erkannt. Clermont Foot, damals in der zweiten Liga, holte Cham und verlieh ihn zunächst nach Dänemark und später zu Austria Lustenau, wo der Aufstieg des Spielers einherging mit jenem des Vereins. "Er ist als schüchterner Junge gekommen und zum Führungsspieler geworden", sagte Lustenau-Trainer Markus Mader zu Laola1.at und hebt dabei auch Chams Qualitäten im Pressing hervor. Gut möglich, dass dies auch Ralf Rangnick aufgefallen ist.
Mit 15 Toren und zwölf Assists führte Cham die Vorarlberger nicht nur in die Bundesliga, er wurde auch offiziell zum Spieler des Jahres in der 2. Liga gewählt. Den nächsten Entwicklungsschritt in der Bundesliga ließ er aus – weil es Clermont so wollte. Die Franzosen, mittlerweile ebenso in die höchste Spielklasse aufgestiegen, sahen den Österreicher im Sommer bereit für eine der besten Ligen der Welt, holten ihn zurück und statteten ihn mit einem neuen Vertrag bis zum Sommer 2026 aus.
Eine kluge Investition, wie es scheint. Der Teamdebütant ist im Team des Tabellen-Elften Stammkraft und konnte mit drei Toren und einer Vorlage in der Ligue 1 auch bereits anschreiben. In der Offensive ist Cham überall einsetzbar. "Am liebsten spiele ich Zehner", sagt der gläubige Moslem, der nicht nur im Dribbling, sondern mit dem starken linken Fuß auch bei Freistößen mit einer ausgefeilten Schusstechnik auffällt. Ob er dabei David Alaba im Training so beeindrucken kann, dass ihn der Real-Star und Teamkapitän einen Freistoß überlässt, bleibt noch abzuwarten. Zumindest Medizinbälle wird Muhammed Cham dieser Tage nicht durch die Luft werfen müssen.
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