"Außergewöhnlicher Trainer" - ÖFB-Stars schwärmen von Nagelsmann
"Der volle Fokus gilt dem ersten Spiel in Estland", sagt Stefan Posch. Der Bologna-Legionär ist Profi genug, um zu wissen, dass auch die Nummer 118 der Welt am Donnerstag nicht im Vorbeigehen zu besiegen ist. Selbst, wenn schon alles über den Prestige-Test am nächsten Dienstag in Wien gegen Deutschland spricht. "Es ist noch möglich, Gruppenerster zu werden oder bei der EM-Auslosung in Topf zwei zu kommen", streicht der Steirer zwei Gründe hervor, am Donnerstag (18 Uhr, live ServusTV) aufs Gaspedal zu treten, um den erwarteten Sieg einzufahren. "Aber natürlich ist Deutschland dann ein überragender Test für uns", sagt der 26-Jährige, der im März erstmals Vater wird.
Das Spiel gegen das DFB-Team sei auch ein guter Test in Hinblick auf die EURO 2024, für die man bereits fix qualifiziert ist. "Da sieht man dann, was uns dort erwarten wird." Für Posch, der von 2015 bis 2022 selbst in Deutschland bei Hoffenheim gespielt hat, wird das Duell mit dem DFB-Team aber auch zu einem speziellen Wiedersehen. Wie Konrad Laimer, der auf gleich fünf aktuelle Klubkollegen vom FC Bayern trifft, bekommt es Posch vor allem mit jenem Trainer zu tun, der ihn mitunter geformt hat: Julian Nagelsmann.
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"Ich hatte ihn sogar in der U19", erinnert sich Posch. "Mein Verhältnis zu ihm war gut. Er hat mich zum Profi gemacht, ich habe viel bei ihm gelernt." Was den 36-Jährigen, der mit 28 Jahren zum jüngsten Trainer in der deutschen Bundesliga wurde, auszeichnet? "Er ist ein taktisch sehr intelligenter Trainer, erkennt Spielsituationen sehr gut und schnell, auch während des Spiels. Da weiß er gleich, was er umstellen muss, damit es funktioniert."
Bis in die Champions League
Nagelsmann coachte Posch nicht nur in der Jugend der Hoffenheimer, sondern später auch bei den Profis - und zwar bis in die Champions League, an der der Klub von Milliardär Dietmar Hopp in der Saison 2018/'19 mitspielen durfte, nachdem man die Vorsaison in der Bundesliga auf Platz drei beendet hatte. "Er hat sich von seiner Arbeit in dieser Zeit wenig geändert und immer seine Philosophie durchgezogen. Das hat immer gut funktioniert."
Ähnlich geht es auch Christoph Baumgartner, der so wie Posch unter Nagelsmann zum Profi in Hoffenheim wurde. "Der Julian ist ein ganz ein spezieller Trainer. Er hat eine Gabe, die ganz wenige Trainer haben. Er erkennt während des Spiels Situationen und Möglichkeiten, kann eingreifen, das ist teilweise echt sensationell", schwärmt der 24-Jährige, der mittlerweile bei RB Leipzig spielt. Baumgartner erinnert sich aber nur zu gut an Nagelsmann: "Wir haben teilweise das Gefühl gehabt, wenn es in der Halbzeit 0:0 stand, dass er uns irgendwas in die Hand gibt und wir gleich zwei, drei gute Chancen vorfinden werden", schwärmt der Offensivspieler. "Sein Auge für die Situation und der Plan dafür, das ist einfach außergewöhnlich. Er ist wirklich ein außergewöhnlicher Trainer. Er ist sicher einer der Besten, die es weltweit gibt."
Es sei, so Baumgartner, jedenfalls schon damals in Hoffenheim klar gewesen, welchen Weg Nagelsmann einschlagen würde. Ein Weg, an dem dem Coach übrigens noch ein paar andere Österreicher über den Weg gelaufen sind. Florian Grillitsch etwa wurde 2017 von Nagelsmann aus Bremen nach Hoffenheim geholt. Konrad Laimer, Marcel Sabitzer und Hannes Wolf, der mittlerweile nicht mehr im Nationalteam spielt, etwa spielten in Leipzig unter dem aktuellen deutschen Bundestrainer. Sabitzer war unter Nagelsmann dann auch bei den Bayern im Einsatz. Dorthin holte der Trainer dann auch Konrad Laimer. Als der im vergangenen Sommer von Leipzig nach München wechselte, war Nagelsmann selbst allerdings nicht mehr da.