Sport/Fußball

Nach deutscher EM-Niederlage gegen Frankreich: "Das kotzt mich an"

So hatten sie sich ihren Auftakt bei der EM nun wahrlich nicht vorgestellt, und dass das Comeback von Mats Hummels auch noch mit dem Eigentor zum französischen Sieg enden würde, das verlieh diesem Dienstagabend in der Münchner Allianz-Arena auch noch einen besonderen Beigeschmack. Entsprechend geknickt war der 32-jährige Verteidiger von Borussia Dortmund, der viel Trost und Zuspruch bekam. Von Teamchef Joachim Löw, von den Kollegen, von den Fans.

„So viele aufmunternde Worte habe ich wohl noch nie bekommen“, schrieb der nunmehr zweifache Eigentorschütze des DFB-Teams in der Nacht auf Instagram: „Und das tut gut, weil es mir so unglaublich viel bedeutet, wieder für Deutschland am Ball zu sein.“

Der Bundestrainer stufte Hummels’ Aktion als „Pech“ ein. „Der Ball kam scharf nach innen. Vielleicht kann man vorher den Einwurf verteidigen. Für Mats war es schwierig, den Ball zu klären“, meinte Joachim Löw. „Da kann man ihm keinen Vorwurf machen.“ Und auch Robin Gosens, der Atalanta-Bergamo-Legionär, sprach dem Kollegen Mut zu: „Wir gewinnen als Mannschaft, und wir verlieren als Mannschaft. Das ist kein Problem. Mund abputzen und weiter geht’s.“

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Flaute im Sturm

Das eigentliche Problem ist nämlich ein anderes: Nach wie vor geht das DFB-Team mit seinen Torchancen fahrlässig um. „Das hat wenig mit Mut zu tun. Vielleicht ist es das letzte Quäntchen Überzeugung, das Glück, das fehlt. Wir haben die Dinger nicht gemacht und stehen mit leeren Händen da, und das kotzt mich an“, sagte Robin Gosens.

Und so ist vor dem nächsten Gruppenspiel „Druck auf dem Kessel“, wie es der 26-Jährige nennt. Am Samstag ist Portugal ab 18 Uhr der Gegner, ein Sieg wäre dem erhofften Aufstieg in die K.-o.-Phase durchaus zuträglich. Zwar könnten auch weniger als sechs Punkte reichen, aber Rechenspiele verbieten sich angesichts der eigenen Ansprüche und der Tatsache, dass auch Ungarn ein unangenehmer Gegner sein kann.

„Wir werden uns wieder aufrichten. Wir werden das nächste Spiel dann angehen – und gewinnen“, betonte Joachim Löw. „Wenn wir nach vorne etwas durchschlagskräftiger werden, können wir Portugal schlagen.“

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Bis dahin gilt es für den 61-Jährigen, einige Fragen zu beantworten. Etwa ob die Dreierkette wirklich die ideale Defensivformation ist – und ob die gegen Frankreich schwachen Müller und Havertz nicht vielleicht besser auf der Bank sitzen sollten.

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Scharfe Kritik

Eine missglückte Aktion der Umweltschutzorganisation Greenpeace vor der Partie sorgte dafür, dass am Mittwoch auch noch andere Menschen in der Allianz-Arena in der Kritik standen. „Das war eine unverantwortliche Aktion, die Menschen in große Gefahr gebracht hat“, rügte Steffen Seibert, der Sprecher der Bundesregierung.

Ein Motorschirm-Flieger hatte sich selbst und die Fans mit einer Notlandung im Stadion in Gefahr gebracht, zwei Arbeiter wurden verletzt, einer von ihnen lag auch am Mittwoch noch im Spital. Bei den EM-Spielen gilt über dem Stadion ein Flugverbot, und Bayerns Innenminister Joachim Herrmann unterstrich, in welche Gefahr sich der Pilot begeben hatte: „Wenn die Polizei zur Einschätzung gelangt wäre, dass es sich um einen Terroranschlag handelt, hätte er das mit dem Leben bezahlen müssen. Die eingesetzten Scharfschützen hatten ihn bereits im Visier.“

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