Sport/Fußball

Marko Raguz: Ein Silberstreif am Stürmer-Horizont

Es ist nicht unbedingt so, als hätten Österreichs Fußball-Teamchefs die Qual der Wahl, wenn es darum geht, einen geeigneten Mittelstürmer zu finden. Ganz vorne vor dem Tor, dort, wo Spiele entschieden werden, herrscht oft Flaute in Rot-Weiß-Rot, wenngleich Marko Arnautovic aktuell verlässlich seine Tore macht im Trikot des Nationalteams.

Und doch gibt es zumindest seit einigen Wochen so etwas wie einen Silberstreif am Stürmer-Horizont. Marko Raguz, 21 Jahre jung und Mittelstürmer beim LASK, gerät mehr und mehr in den Verdacht, in absehbarer Zeit in diese Rolle schlüpfen zu können. Vor dieser Saison noch war der Oberösterreicher mit kroatischen Wurzeln nur Fußball-Insidern ein Begriff. Galt Oliver Glasner noch nicht unbedingt als Förderer des Blondschopfs, so scheint zumindest unter Valérien Ismaël seine Zeit in Linz gekommen zu sein.

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Sprungbrett

Der gebürtige Grieskirchner hat nach einem starken Frühjahr bei den OÖ Juniors in der 2. Liga (zwölf Tore in 14 Partien) den Sprung zu den Profis geschafft und dort alsbald den Brasilianer João Klauss verdrängt. „Es kann so weitergehen“, meint Raguz nach sieben Toren in 20 Pflichtspielen in dieser Saison. Getroffen hat er auch auf internationaler Bühne schon, etwa beim 1:2 in Lissabon gegen Sporting in der Europa League. Über den LASK will sich Raguz, der in der 4.000-Einwohner-Gemeinde Eferding 25 Kilometer von Linz wohnt, für Österreichs A-Nationalteam empfehlen. „Das ist mein Riesenziel.“

17 Nachwuchsteamspiele hat er bereits in den Beinen, die Konkurrenz auf seiner Position scheint überschaubar. „Der Markt bei jungen Stürmern, generell in Europa, ist nicht so dicht. Da habe ich vielleicht einen kleinen Vorteil. Aber damit beschäftige ich mich nicht so“, erklärte Raguz. Angst, das kroatischstämmige Juwel könnte dem ÖFB abhandenkommen, scheint derzeit nicht angebracht. „Kroatien hat noch nie angefragt. Wenn es soweit ist, dann kann man drüber reden. Aber, ganz ehrlich: Mein Ziel ist es, für Österreich zu spielen“, betonte Raguz.

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Staatsbürgerschaft

Seit seinem 18. Lebensjahr besitzt er nach eigenen Angaben nur noch die österreichische Staatsbürgerschaft. Diese Woche wurde er auch wieder ins Unter-21-Team einberufen. Auch dort konnte er seine Treffsicherheit bereits zuletzt gegen Albanien und die Türkei unter Beweis stellen. Nächster Gegner für die Mannschaft von Werner Gregoritsch in der EM-Qualifikation ist am nächsten Freitag in Ried der Kosovo.

Aber was zeichnet den Stürmer des LASK eigentlich aus? Raguz verkörpert den modernen Mittelstürmer. Er ist trotz seiner Körpergröße (1,86 Meter) beweglich und technisch beschlagen. Seine Beidbeinigkeit bewiesen hat er bei seinem Tor in Lissabon: Nach der Ballannahme mit rechts ließ er den Verteidiger mit einem Haken ins Leere fahren und knallte dann den Ball mit links sehenswert und wuchtig ins Eck. Dass er auch mit dem Kopf treffen kann, hat er etwa beim 2:1-Sieg der Linzer gegen Rapid bewiesen. Und Raguz hat noch eine Qualität, die im modernen Spiel bei Mittelstürmern gefragt ist: Er kann mit dem Rücken zum gegnerischen Tor Bälle sichern und Mitspieler einsetzen.

Zu viel des Lobes für einen 21-Jährigen? „Ich bin sehr kritisch“, sagt er, wohlwissend, dass in puncto Physis und Dynamik noch Luft nach oben ist. Doch das scheint nur allzu normal zu sein in der ersten Bundesliga-Saison. „Früher habe ich mich zum Teil selbst fertiggemacht, wenn es nicht so gelungen ist. Inzwischen habe ich gelernt, dass das Auf und Ab dazugehört.“ Bergab geht es im Moment aber eher selten.