Knalleffekt: Bundesliga entzieht Wiener Neustadt Lizenz
Vor knapp zwei Wochen hatte die Fußball-Bundesliga im Zusammenhang mit den medial erhobenen Vorwürfen des ehemaligen Trainers Gerhard Fellner ein Disziplinarverfahren gegen den Zweitligisten SC Wr. Neustadt eingeleitet. Nun ist das Urteil da, und das hat es in sich: Der Senat 5 (Lizenzausschuss) hat dem Verein rückwirkend die Lizenz und Zulassung für die Saison 2019/20 entzogen.
"Wir haben mehrfache Falschangaben des Klubs im Rahmen des Lizenz- und Zulassungsverfahrens festgestellt. Diese betreffen zwingend zu erfüllende Kriterien und damit entfällt die Grundlage für die positive Beurteilung und war die Lizenz und die Zulassung für die kommende Saison rückwirkend zwingend zu entziehen", heißt es von Thomas Hofer-Zeni, dem Vorsitzenden des Senat 5.
Falsche Angaben
Genannt wird der Verstoß gegen "sportlich-personelle, finanzielle und rechtliche Kriterien". Die Bundesliga bestätigte dem KURIER zudem, dass der Verein in mehren Punkten Angaben gemacht habe, die nicht der Wahrheit entsprachen. Damit muss Wiener Neustadt nach dem Ende der aktuellen Saison aus der 2. Liga absteigen. Der Verein kann innerhalb von acht Tagen noch Protest gegen den Beschluss einlegen. Detail am Rande: Erst am Mittwoch hatte die VdF eine Umfrage veröffentlicht, in der Wr. Neustadt bei der Pünktlichkeit von Zahlungen mit 9 von 10 Punkten bewertet wurde.
Ins Rollen gebracht wurde der ganze Fall nach einem Interview von Ex-Trainer Gerhard Fellner, der schwere Anschuldigungen gegen die Niederösterreich erhob. Der Kronenzeitung erzählte der Coach, er habe am 22. Februar sein letztes Gehalt überwiesen bekommen, und zwar jenes vom Oktober. Darüber hinaus habe ihn Präsidentin und Geschäftsführerin Katja Putzenlechner trotz der Rückstände gebeten, zu unterschreiben, dass es keine offenen Gehälter gebe, um den Lizenzantrag für die nächste Saison stellen zu können (Mehr Infos hier).
Für Wiener Neustadt wäre der Zwangsabstieg des Vereins eine bittere Pille. Zumal die Stadt für 11,7 Millionen Euro ein neues Fußballstadion samt Trainingsplätzen auf die grüne Wiese gestellt hat. Wenige Tage vor der Eröffnung der Spielstätte hätte Freitagnachmittag eine Baustellenbesichtigung durch die zuständige Wirtschafts-Landesrätin Petra Bohuslav (ÖVP) stattfinden sollen. Der Termin wurde aber kurzer Hand abgesagt. "Egal wie es mit dem SC Wiener Neustadt jetzt auch weiter geht. Das Stadion war ohnedies eine Notwendigkeit für Wiener Neustadt. Gerade was die Nachwuchsarbeit des Vereins betrifft, war es Zeit für eine entsprechende Infrastruktur", sagt Wiener Neustadts Sportstadtrat, Philipp Gerstenmayer (FPÖ).
Neues Stadion wurde redimensioniert
Nachdem der SC Wiener Neustadt im vergangenen Jahr sogar gute Chancen für den Aufstieg in die Bundesliga hatte, dann aber im Aufstiegskampf an St. Pölten scheiterte, wurde auch das neue Stadion in der Planung redimensioniert. Für den Bedarfsfall lässt sich die Spielstätte allerdings in Modulbauweise auch wieder auf Bundesliga-Kriterien umbauen. Das Spielfeld wurde auch für eine Rasenheizung vorbereitet. Für Bürgermeister Klaus Schneeberger ist die Arena ein hervorragender Mittelweg, der ideale Trainingsbedingungen für die Jugend schafft und gleichzeitig auch die Möglichkeit für Großveranstaltungen wie Konzerte bietet. Neben Natur- und Kunstrasen-Trainingsplätzen gibt es im Süden ein Veranstaltungsareal, das zusammen mit dem Stadion 20.000 Besuchern Platz bietet.
Die Absteigerfrage
Zurück zum Sportlichen: Sollte der Lizenzentzug von Wr. Neustadt in den weiteren Instanzen bestätigt werden, gibt es in der ersten Saison der auf 16 Mannschaften aufgestockten 2. Liga nur einen oder gar keinen Absteiger. In der Regionalliga Ost hatten lediglich der SV Mauerwerk und die Rapid Amateure einen Lizenzantrag gestellt. Mauerwerk wurde die Lizenz verweigert, Rapid II kann die Aufstiegskriterien (zumindest Platz zwei) nicht mehr erreichen, womit es aus der Ostliga keinen Aufsteiger geben wird.
Zudem könnte es sein, dass nach Wr. Neustadt auch Wacker Innsbruck II absteigen muss, falls die Profis von Wacker Innsbruck den Klassenerhalt in der Bundesliga nicht schaffen und in die 2. Liga absteigen müssen. Aus der Regionalliga Mitte steht der GAK als Rückkehrer in die 2. Liga fest, im Westen steht der FC Dornbirn bereits als Aufsteiger fest.