Keine Bundesliga-Lizenz für Austria Wien in erster Instanz
Die Wiener Austria hat am Dienstag den nächsten Tiefschlag hinnehmen müssen. Drei Tage nach der Rückzugsankündigung von Trainer und Sportchef Peter Stöger hat der Senat 5 der Fußball-Bundesliga dem in Finanzproblemen befindlichen Klub in erster Instanz die Lizenz verweigert. Alle anderen elf Oberhaus-Vereine hingegen erhielten die Spielgenehmigung. Von den Zweitligsten wurde neben dem Austria-Farmteam Young Violets nur Austria Lustenau die Lizenz versagt.
Zudem entschied der Senat 5, dass Austria Klagenfurt, Wacker Innsbruck und der GAK im Falle eines Aufstiegs auch im Oberhaus kicken dürfen, wie die Liga in einer Aussendung bekanntgab. Dem FAC bleibt diese Möglichkeit aus infrastrukturellen Gründen hingegen versagt. Von den Regionalligen kommen im Hinblick auf die Lizenz Hertha Wels sowie die Amateurteams von Sturm Graz und Wacker Innsbruck als Aufsteiger in die 2. Liga infrage. Ostligist SV Stripfing/Weiden fiel durch.
"Wir werden alles unternehmen"
Die Wiener Austria kündigte - so wie jene aus Lustenau - in einem ersten Statement an, Protest gegen die Entscheidung einzulegen. Der 24-fache Meister wies dabei auf seiner Website darauf hin, dass man "fristgerecht vom Senat in Ergänzung verlangte Unterlagen bereits bis 6. April nachgereicht" habe und nun weitere geforderte Nachweise beibringen werde. "Wir wissen durch den heute erhaltenen Lizenzentscheid ganz genau, welche Anforderungen an uns gestellt werden und worauf wir uns fokussieren müssen. Wir werden alles unternehmen, um die zusätzlichen Informationen fristgerecht einzubringen", wurde Austria-Präsident Frank Hensel zitiert.
Etwas später meldete sich dann auch Luka Sur, Sohn von Insignia-Boss Michael Surguladze, auf Instagram zu Wort. Er sprach dabei etwas davon, dass die Lizenz zu erhalten, nie die Verpflichtung von Insignia gewesen sei. Aber: "Ihr Fans könnt euch sicher sein, dass wir dem Klub voll verbunden bleiben." Und dass die "mit der Lizenz verbundenen Probleme" hoffentlich vom Klub bald gelöst werden.
Auch wenn die Verweigerung der Lizenz bereits medial eifrig kolportiert worden war, ist es für die Austria in jedem Fall eine unschöne Premiere. 2019 hatten sich bei den Wienern aber schon Probleme angekündigt. Damals erhielten die "Veilchen" die Lizenz nur unter Auflagen. 2020 waren die Finanz-Kriterien coronabedingt aufgeweicht und die Anträge aller Oberhaus-Klubs positiv beschieden worden.
Die Austria, die in den vergangenen Jahren eine Infrastrukturoffensive durchgeführt hat, kämpft derzeit mit massiven finanziellen Problemen. Der jüngste Geschäftsbericht wies Verbindlichkeiten von 78 Millionen Euro aus. Alleine in der Saison 2019/20 schrieben die "Veilchen" ein Minus von 18,8 Mio. Euro. Mithilfe der für luxuriöse Lifestyle-Produkte bekannten und im März als neuen Investor vorgestellten Insignia-Gruppe peilt die Austria eine wirtschaftliche Erholung und die Rückkehr auf die europäische Bühne an. Geld soll aber noch keines geflossen sein.
Wie geht's weiter?
So wie die Austria können auch die anderen betroffenen Klubs innerhalb von acht Tagen ab Beschlusszustellung Protest beim Protestkomitee der Bundesliga einbringen - also bis kommenden Mittwoch. Dabei besteht die Möglichkeit, neue Nachweise der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit vorzubringen. Die Entscheidung des Protestkomitees fällt bis 27. April.
Sollte die Lizenz bzw. Zulassung auch vom Protestkomitee verweigert werden, hat der Bewerber noch die Möglichkeit, beim Ständigen Neutralen Schiedsgericht zu klagen. Das Schiedsgericht ist kein Gremium der Österreichischen Fußball-Bundesliga und entscheidet - endgültig - anstelle eines ordentlichen Gerichts bis 31. Mai.
Lizenz erteilt: FC Red Bull Salzburg, SK Rapid Wien, RZ Pellets WAC, LASK, TSV Prolactal Hartberg, SK Puntigamer Sturm Graz, CASHPOINT SCR Altach, spusu SKN St. Pölten, FC Flyeralarm Admira, WSG Swarovski Tirol, SV Guntamatic Ried.
Lizenz verweigert: FK Austria Wien (finanziell), SC Austria Lustenau (infrastrukturell, finanziell), FAC Wien (infrastrukturell)
2. Liga & Regionalliga
Lizenz erteilt: SK Austria Klagenfurt, FC Wacker Innsbruck, Grazer AK 1902.
Zulassung erteilt: FC Liefering, SKU Ertl Glas Amstetten, SK BMD Vorwärts Steyr, SV Licht-Loidl Lafnitz, FC Juniors OÖ, FC Blau Weiß Linz, FC Dornbirn 1913, SV Horn, FAC Wien, KSV 1919, WSC HOGO Hertha Wels (Regionalliga Mitte).
Zulassung als Amateurteam eines BL-Klubs: SK Rapid Wien II, SK Sturm Graz Amateure (Regionalliga Mitte), FC Wacker Innsbruck II (Regionalliga Tirol).
Zulassung verweigert: FK Austria Wien (finanziell) & Young Violets Austria Wien, SC Austria Lustenau (finanziell), SV Stripfing/Weiden (sportliche Kriterien, infrastrukturell, rechtlich, finanziell)