Jungstar Pedri: Ein 18-Jähriger lässt Spanien vom EM-Titel träumen
Von Peter Gutmayer
Die glorreichen Zeiten, in denen die Spanier von Titel zu Titel eilten, sind längst vorbei. Superstars wie Fernando Torres, Andres Iniesta oder Xavi haben ihre Fußballschuhe bereits an den Nagel gehängt oder lassen ihre Karriere ausklingen. Neue Helden braucht das Land! Und das am besten schnell, denn die Lust auf einen Titel ist im Land des dreimaligen Europameisters (1964, 2008, 2012) und Weltmeisters (2010) groß. Der große Hoffnungsträger ist erst 18 Jahre jung, misst 174 Zentimeter und hört auf den Namen Pedro González López. Besser bekannt ist er jedoch unter seinem Künstlernamen Pedri. Er soll die Spanier am Dienstag gegen Italien ins EM-Finale führen (21 Uhr, live ORF 1). Und im Optimalfall am Sonntag dann zum großen Titel.
Der Dauerläufer
Obwohl der junge Mann vom FC Barcelona erst neun Länderspiele bestritten hat, gilt er als Zukunft des spanischen Fußballs. Noch nie hat ein jüngerer Spieler für die „Furia Roja“ ein großes Turnier bestritten. Damit stellt er Namen wie Sergio Ramos, Raul, Xavi, Iniesta oder Iker Casillas in den Schatten, die bei ihren Debüts im Nationalteam allesamt schon älter waren. Dazu kommt, dass Pedri seine Sache so gut macht, dass Trainer Luis Enrique keine Sekunde auf ihn verzichten will. Obwohl: Eine Minute hat er ihm dann doch gegönnt – im Viertelfinale gegen die Schweiz durfte der Jungstar in Minute 119 vom Platz. Ein Blick auf die Statistiken beweist, dass Pedri keinesfalls nur Mitläufer ist. Im Gegenteil, er ist ein Dauerläufer. 61,5 Kilometer hat er in den bisherigen fünf Partien schon zurückgelegt – so viele wie kein anderer Spieler bei dieser EM. Auch in diversen Pass-Statistiken taucht er im Spitzenfeld auf. Kein Wunder, dass Luis Enrique sagt: „Er ist einzigartig. Wir haben keinen Zweiten wie ihn.“
Geboren und aufgewachsen ist Pedri in Tegueste auf Teneriffa, so etwas wie dem „Kühlschrank“ der Kanarischen Inseln. Mit 15 Jahren zog es ihn auf die Nachbarinsel Gran Canaria zu Las Palmas. Sein Jugendtrainer Manuel Rodriguez Marrero staunte dort: „Je länger du ihm zuschaust, desto mehr neue und gute Dinge siehst du bei ihm.“ Das gilt immer noch. Nach einem Vorspielen bei Real Madrid wurde er wieder zurück auf die Insel geschickt. „Zum Glück“, wie Pedri später einmal grinste. Seine Lieblingsmannschaft war nämlich immer schon der FC Barcelona. „Schon bevor ich geboren war.“ Sein Großvater gründete einst auch den Barça-Fanklub in Tegueste. Seit dieser Saison spielt er fix bei Barcelona – an der Seite von Lionel Messi. Auch bei den Katalanen gilt er als großer Hoffnungsträger. Er soll in naher Zukunft Messi ersetzen. Eine ehemalige Barça-Legende traut ihm das zu. „Wo kommt der denn auf einmal her, dachte ich, als ich den beim FC Barcelona gesehen habe. Ein Spektakel!“, jubelte Xavi vor ein paar Monaten in einem Interview.
Eigentor & Glatze
Dass Pedri bei dieser EM noch Spektakel bieten kann, grenzt eigentlich an ein Wunder. Immerhin hat er für seinen Verein in dieser Saison 52 Spiele absolviert. Dazu kommen neun A-Länderspiele und vier für die U21. Auch nach der EM hat er noch nicht genug – er tritt für Spanien bei Olympia in Tokio an.
Einer, der alles für sein Land gibt – das mögen die Spanier. Was die Spanier noch mögen, sind Tore. Damit geizt Pedri bei der EM noch. Obwohl das nicht ganz korrekt ist. Er hat sogar einen der spektakulärsten Treffer erzielt. Allerdings ins eigene Tor, als Tormann Unai Simon bei seinem Rückpass neben den Ball haute. Aus der Spur bringen ließ sich das Supertalent von diesem Missgeschick aber nicht. „Ich war traurig, für Unai und für mich“, erklärte er, „aber es ging darum, kühlen Kopf zu bewahren.“ Was er tat. Vielleicht klappt es ja im Halbfinale ins richtige Tor. Übrigens: Möglich, dass die Spanier ihren neuen Helden im Falle des Titelgewinns gar nicht erkennen, wenn er heimkommt. Pedri hat nämlich angekündigt: „Wenn wir Europameister werden, rasiere ich mir den Kopf.“