"Ritt auf scharfer Rasierklinge": Rapid atmet nach 2:1-Sieg auf
Rapids letztes Aufgebot hat die Hoffnungen der Wiener auf den zweiten Platz in der Bundesliga am Leben gehalten. Dank dem glücklichen 2:1-Erfolg gegen den in der Meistergruppe schwächelnden WAC blieb samt Vorstoß auf Rang drei der Zweite Sturm Graz in Sichtweite. Das war aufgrund der Personalprobleme alles andere als selbstverständlich. Viele junge Akteure nutzten ihre Chance, zudem präsentierte sich Rückkehrer Christopher Dibon als wichtige Abwehrsäule.
"Es war ein extrem heißer Ritt auf einer sehr scharfen Rasierklinge. Es war ein Sieg der Mentalität. Wenn ein Spiel so endet, gibt das ein sehr gutes Gefühl", resümierte Rapid-Trainer Ferdinand Feldhofer. Bei ihm waren dieser Tage Improvisationskünste gefragt, standen doch wegen Krankheiten, Verletzungen und Sperren 16 Akteure nicht zur Verfügung, die diese Saison Oberhausminuten gesammelt hatten.
Traumtor von Savic
Dass einige Ausfälle erst nach dem Rapid-II-Spiel beim GAK bekannt wurden, machte die Planungen noch schwieriger. So kam etwa Pascal Fallmann zwei Tage nach dem 2:2 in Graz im Finish zu seinem Bundesliga-Debüt. Mit Aristot Tambwe-Kasengele und Nicolas Binder gab es zwei weitere Debütanten. Letzterer leitete das Siegestor von Dragoljub Savic ein. Der Serbe spielte erst zum dritten Mal für Rapid, nachdem er in den Saisonen zuvor jeweils einmal Bundesligaluft schnuppern hatte dürfen. Und stach kurz nach seiner Einwechslung mit einem tollen Abschluss.
"Manchmal hat man ein gutes Händchen, manchmal weniger", sagte Feldhofer. Und Dibon ergänzte: "Dass Drago so ein Traumtor gelingt ist sensationell, eine geile Geschichte." Der 2019 aus Novi Sad gekommene 20-Jährige profitierte vom Personalengpass. "Dass wir trotz der Ausfälle noch viele gute Spieler haben, haben wir gezeigt", sagte Savic. Sein Premierentor wird ihm lange in Erinnerung bleiben. "Es war ein unglaublicher Moment. Ich habe davon geträumt, das war die ganze Woche in meinem Kopf."
Rapid-Mentalität
Nun will er dafür sorgen, dass es nicht bei einem Einsatz pro Saison bleibt. "Mit seiner physischen Präsenz, seinem Speed, seinen Tempodribblings ist er sehr schwer auszurechnen. Was ihm bisher gefehlt hat war der Output, das war heute nach 77 Sekunden unglaublich. Vielleicht war das genau der Moment, den er gebraucht hat, damit jetzt auch das noch kommt", erläuterte Feldhofer.
Bernhard Zimmermann ist auch erst 20, hat Savic aber einiges voraus. Der Sprung vom Debütanten zum Stammspieler war bei ihm ein schneller, dank vier Toren in den jüngsten fünf Partien aber verdienter. "Dass es so gut läuft kann man schon als überraschend bezeichnen, planen kann man das nicht", meinte Rapids Coach. Der ÖFB-U21-Teamstürmer verkörpere die Rapid-Mentalität mit unglaublichem Siegeswillen. "Er bringt Tugenden mit, die uns gut tun und ist ein sehr unangenehmer Gegner - auch im Training."
Mit Dibon ist zu rechnen
Im Training will sich jetzt auch Dibon weiter beweisen, nachdem der 31-Jährige bei seinem ersten Ligaeinsatz seit Juni 2020 zeigte, dass mit ihm nach langer Knieverletzungspause noch zu rechnen ist. "Diese Mentalität immer wieder aufzustehen, Rückschläge wegzustecken zeichnet ihn aus", betonte Feldhofer. Am Platz war seine lange Abwesenheit kaum zu merken. "Er war eine Säule für die jungen Spieler, das hat mich beeindruckt."
Dibon gab zu Protokoll, dass er akribisch für die Rückkehr geschuftet habe. "Ich habe nie aufgegeben. Dass wir auch noch die drei Punkte in Hütteldorf gelassen haben schmückt das Ganze", sagte der Niederösterreicher, der 96 Minuten durchhielt. "Ich werde sicher gut schlafen." Bei Feldhofer wird das nur der Fall sein, wenn im Hinblick auf die Duelle mit Sturm keine neuen Coronafälle dazukommen. "Wir haben den Abstand auf Platz fünf auf vier Punkte vergrößert, das gibt uns eine extrem gute Ausgangssituation", blickte Feldhofer optimistisch nach vorne.
Kopffrage beim WAC
Anders ist die Situation bei den Kärntnern, die wie beim 1:2 bei der Austria, 1:4 gegen Salzburg und 0:2 gegen Sturm nichts Zählbares holten. Samt Out im Cup-Halbfinale gegen Salzburg sind es fünf Pflichtspiel-Niederlagen in Folge. "Wir spielen jetzt mehr Chancen als zuvor raus, aber machen die Tore nicht. Da ist jetzt der Kopf gefragt", sagte Coach Robin Dutt.
Tatsächlich hätten sich die Gäste zumindest einen Punkt verdient. "Es wiederholt sich bei uns die Problematik, dass wir Druck nicht aufbauen können, weil wir unsere Chancen nicht nützen", verlautete der Deutsche. Am Sonntag kam die Problematik hinzu, dass aufgrund einiger Ausfälle kein Offensivspieler auf der Bank saß. Deshalb wechselte Dutt auch nur einmal.
Nun warten auf die Wolfsberger rein Kärntner Duelle mit dem Sechsten Austria Klagenfurt. Dabei gilt es den fünften Rang abzusichern, der die Europacup-Chance fix am Leben hält. "Wir haben definitiv Druck. Unser Ziel ist es einen internationalen Startplatz zu holen", betonte Dutt. Er wolle sein Team aufbauen, anstatt Kritik zu üben. "Du musst weiter hart arbeiten und im Training noch fokussierter sein. Dann wird es auch irgendwann funktionieren", sehnt auch Kapitän Michael Liendl die Wende herbei.