Sport/Fußball

Bayern-Star Boateng: Ein echter Berliner zieht die Schuhe aus

Wenn es am Mittwoch in München im Viertelfinale der Champions League zur Neuauflage des Vorjahresfinales kommt, dann werden David Alaba und Jerome Boateng wie gewohnt gemeinsam die Abwehr der Bayern gegen Paris Saint-Germain dirigieren. Dass sie dies nicht mehr allzu oft Seite an Seite tun werden, ist seit einiger Zeit klar. Neu ist, dass kommende Saison beide nicht mehr im Bayern-Dress zu sehen werden.

Anders als bei Alaba war es dessen Freund Boateng offenbar eine Entscheidung des Aufsichtsrates der Bayern, den Vertrag nicht mehr zu verlängern. Nach zehn Jahren in München muss der 32-jährige Berliner also Abschied nehmen vom deutschen Rekordmeister. Und damit auch eine neue Bleibe suchen für sich, seine Familie mit zwei Töchtern und einem Sohn, sowie für seine unzähligen Paar Sneaker. „Bei 500 habe ich aufgehört zu zählen“, sagte er einst. Über 600 sollen es längst sein.

Einige Paare seiner Turnschuh-Sammlung hat Boateng immer wieder in den sozialen Netzwerken zur Schau gestellt und dabei nicht immer nur Applaus geerntet. Vor allem nicht für gewisse Modelle seines Ausrüsters Nike, von denen es nur eine streng limitierte Stückzahl gibt und die im Internet um Preise über 10.000 Euro gehandelt werden.

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West-Berliner

Ein protzender Star ist Boateng aber keinesfalls. Der 1988 in West-Berlin geborene Sohn eines Ghanaers und einer Deutschen wuchs im Berliner Stadtteil Charlottenburg auf, er engagiert sich immer wieder für soziale Projekte und gegen Rassismus.

Wohin die hunderten Paare ab Sommer verfrachtet werden, ist noch ungewiss. Seine Zeit bei den Bayern wird er jedenfalls in bester Erinnerung behalten. 2011 war der 1,90 Meter große Verteidiger von Manchester City nach München gekommen. In England war er nur ein Jahr, konnte sich unter Trainer Roberto Mancini nicht richtig durchsetzen und wurde auch als rechter Außenverteidiger eingesetzt.

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Bei den Bayern sollte er aber zur fixen Größe werden. Wurde er auch, so wie im deutschen Nationalteam, mit dem er 2014 Weltmeister wurde und im Finale von Rio de Janeiro einer der besten Spieler auf dem Platz war.

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Zum neunten Mal wird der 76-fache Nationalspieler in diesem Jahr den Meisterteller in die Höhe stemmen. Zweimal gewann er die Champions League, beide Male stand er im Endspiel auch in der Startelf. Während er 2013 beim Sieg gegen Dortmund im Wembley-Stadion noch durchspielte, musste er im Vorjahr wegen einer Blessur früh ausgetauscht werden. Niklas Süle nahm seinen Platz an der Seite von David Alaba ein und vollendete das Werk.

Es war nicht die einzige Blessur Boatengs im Laufe der jüngsten Monate, vor allem auch deshalb – und weil er einer der Topverdiener der Mannschaft ist – wird sein Vertrag nun wohl nicht verlängert. Wohin sein Weg ihn führen wird? Vielleicht zurück auf die Insel. Thomas Tuchel und der FC Chelsea sollen Sympathien für den Routinier hegen. Und in England gilt ein Innenverteidiger mit knapp 33 Jahren durchaus als Spieler im besten Alter. Oder aber zurück zu den Wurzeln. Jerome und Halbbruder Kevin-Prince haben einst angemerkt, ihre Karrieren gemeinsam bei Hertha BSC ausklingen lassen zu wollen.

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