Ein Bier in 5,5 Sekunden im LASK-Stadion um fast 100 Millionen
Es wird noch gehämmert, geschraubt, geschliffen, gepickt und gestrichen. Zwei Tage vor dem Eröffnungsspiel im neu errichteten Stadion auf der Linzer Gugl schaut die Raiffeisen-Arena schon imposant aus, aber an allen Ecken und Enden wird noch gewerkt.
Es sind mehr Handwerker im Stadion als Spieler, am Vormittag absolvierte die Mannschaft unter der Leitung von Didi Kühbauer ihre erste Trainingseinheit im neuen Stadion. "Sie sollen ein Gefühl für die Dimensionen und Abstände bekommen", sagte der Coach. Der macht nun seine Ansprachen in einer Kabine ohne Ecken, was modern ist und auch Manchester City hat. Nicht aber die Gästekabine im neuen Stadion.
Für Klub-Präsident Siegmund Gruber sind vor allem die Einnahmemöglichkeiten durch Hospitality ein Meilenstein, gab es in Pasching doch nur knapp mehr als 500 VIP-Plätze. Im neuen Stadion erstreckt sich der "BWT Business Club" über zwei Stockwerke, in denen 600 und 900 Personen Platz finden. Das Dach des Stadions wird auf einer Seite hochgezogen auf 26,5 Meter, darunter befinden sich noch 42 Skyboxen für je 12 Personen und zwei Eventboxen für je 50 Personen. Über 2.100 Plätze gibt es in diesen VIP-Klubs.
Stadion seit 71 Jahren
1952 wurde das Stadion auf dem Froschberg erbaut, 1962 kamen 33.000 Fans zum Spiel gegen den Wr. Sportklub, 1988 gar 40.000 zum Konzert von Michael Jackson. 2012 wurde eine teure Generalsanierung beendet, 2021 wurde das Stadion abgerissen und im Oktober der Spatenstich für die neue Arena gemacht. Schon im März gastiert das Männer-Nationalteam erstmals seit 1981 zu Bewerbsspielen.
Das neue Stadion fasst 19.080 Personen, ohne Stehplätze 17.500. Die LASK-Fantribüne zieht sich über die ganze Höhe des Stadions, das ansonsten zweirangig angelegt ist. 4.500 Fans werden hier stehen, bei internationalen Partien werden daraus 3.000 Sitzplätze. Dahinter befindet sich einer von acht Kiosken. Dort gibt es einen LASK Dog zum Essen und den halben Liter Bier um 5,20 Euro, der aber in fünfeinhalb Sekunden gezapft wird. 8,8 Kilometer Leitungen verbinden die Biertanks mit den Zapfstellen. Gruber: "Hier war Tottenham unser Vorbild."
Letzten Freitag haben auch noch Kühbauer und sein Trainerstab mitgeholfen, dass am Sonntag beim sogenannten "Soft Opening" im VIP-Klub alles passt. Und dennoch gab es beim Spiel der LASK-Frauen kleine Pannen. Gruber: "Die Mistkübel haben gefehlt, weil ein paar Teile nicht geliefert worden sind."
Möglich, dass es auch am Freitag beim Spiel gegen Lustenau zu solchen Überraschungen kommt. Sie sind wohl ein Mitgrund, warum es keine Einzelkarten gibt und das Stadion gleich beim ersten Spiel nicht ausverkauft sein wird. Es gibt nur Kombikarten für die Spiele gegen Lustenau und Salzburg oder Karten für Abonnenten. Gruber: „Ein Eröffnungsspiel ist auch ohne ausverkauftes Haus kompliziert genug.“ Er sagte zur Kritik an der Kartenpolitik: "Das bin ich unseren Abonnenten schuldig, die bei uns mit Vertrauen in Vorleistung gegangen sind."
65 Millionen Euro wurde für das Stadion kalkuliert, weitere 20 Millionen für spätere Projekte wie Trainingsplätze oder ein öffentliches Tagesrestaurant. Gruber glaubt, dass trotz Teuerung die Mehrkosten im einstelligen Prozentbereich bleiben. Also bei nicht ganz 100 Millionen.