Der Nächste, bitte: Der FC Wacker erfindet sich wieder einmal neu
Von Christoph Geiler
Es geht also wieder einmal zurück zum Start. Nicht das erste Mal in der jüngeren Vergangenheit verkündet der FC Wacker Innsbruck einen Umbruch und einen Aufbruch in neue Zeiten. Wer die Geschichte dieses Traditionsvereins kennt, der ist geneigt zu sagen: Wohl auch nicht das letzte Mal.
Mit Montag trat der Vorstand des FC Wacker fast geschlossen zurück. Präsident Joachim Jamnig, der ohnehin in den vergangenen Monaten krankheitsbedingt de facto nicht mehr in Amt und Würden war, Sportvorstand Alfred Hörtnagl sowie Peter Margreiter und Felix Kozubek beenden ihre Tätigkeit für den Klub, lediglich Vizepräsident Thomas Kerle bleibt im Amt.
Das Sagen hat fortan ein junger Tiroler. Kevin Radi, 33, ein dreifacher Familienvater und früherer Fußballer im Tiroler Unterhaus, der im Immobilienbereich tätig ist, wird die Geschicke des Vereins zusammen mit Bernhard Dornauer (23) leiten. Die beiden sind auch die Verbindungsmänner zum neuen Investor aus Deutschland, den der FC Wacker an Land gezogen hat, der via die BlockRock GmbH Kernmitglied des FC Wacker wird.
Beim Thema Investor wird man rund ums Tivolistadion schnell hellhörig. Zu gut sind die schlechten Erfahrungen der vergangenen Monate mit Geldgebern in Erinnerung. Es ist noch kein Jahr her, da wähnte man sich beim FC Wacker im Schlaraffenland und ließ dank Matthias Siems, dem angeblichen Spross einer alteingesessenen Hamburger Kaufmannsfamilie, zumindest gedanklich die schwarz-grünen Bäume in den Himmel wachsen.
Nach dem Zerwürfnis mit dem deutschen Geldgeber hing der zehnfache Meister im vergangenen Sommer finanziell dermaßen in den Seilen, dass der Verein die Dienste von Michail Ponomarew in Anspruch nehmen musste. Ein Russe, der es dank seiner Methoden bei früheren Tätigkeiten (Bayer Uerdingen) zu einer mehrseitigen Story im "Spiegel" geschafft hat.
Eine Herzensangelegenheit war diese Beziehung von Anfang an nicht, vielmehr eine reine Zweckgemeinschaft. Ohne das Geld von Ponomarew hätte der FC Wacker den Herbst finanziell nicht überstanden.
"Spitz auf Knopf"
Jetzt sucht der FC Wacker erneut sein Heil in einem Investor. Notgedrungen, denn die vergangenen Monate haben dem Image und der Glaubwürdigkeit des Klubs extrem geschadet. Innerhalb Tirols hat der Verein dermaßen viel Kredit und Sympathien verspielt, dass mit keiner finanziellen Unterstützung mehr zu rechnen ist.
Der Vertrag mit dem neuen Geldgeber, der aus Europa kommt, sei unterschrieben, versichert Vorstand Thomas Kerle im KURIER-Gespräch. Nach den Erfahrungen der vergangenen Jahre steigt der Jurist bewusst auf die Euphoriebremse. "Ich bin ein gebranntes Kind, aber es ist für den Verein wichtig, dass es diese Lösung gibt. Finanziell steht es Spitz auf Knopf."
Aber nicht nur finanziell plagen den Klub Probleme, auch sportlich sieht's nicht rosig aus. Der zehnfache Meister kann sich den Aufstieg in die Bundesliga in dieser Saison abschminken, nachdem in der jüngeren Vergangenheit praktisch sämtliche Personalentscheidungen von Sportvorstand Alfred Hörtnagl daneben gegangen waren. Zur Erinnerung: Als der ehemalige Tirol-Spieler sein Amt angetreten hatte, sprach er davon, dass der FC Wacker 2020 wieder international am Ball sein würde.
Der Abschied von Hörtnagl sei "unumgänglich" gewesen, sagt Vorstand Thomas Kerle. Der Investor hätte bereits einen Nachfolger installiert, einen deutschsprachigen Mann, der sich auch um die Trainerbestellung kümmert. Schon in den nächsten Tagen soll Klarheit herrschen.
Ob dann Ruhe einkehren wird?
Wie meinte Vorstand Thomas Kerle gegenüber dem KURIER doch gleich: "Beim Wacker wird nie Ruhe sein."