Heimpleite gegen Sonnleitners Hartberg: Rapid verpatzt Liga-Start
Von Alexander Huber
Selten wurde ein Gegner in Hütteldorf so herzlich gefeiert wie Mario Sonnleitner vor der Partie Rapid – Hartberg. Nach elf Jahren und 357 Spielen in Grün besuchte der 34-Jährige die Gästekabine. Beim Aufwärmen lief unter stehenden Ovationen ein Best-of-Video des Verteidigers. Der Hartberg-Zugang schaute nach oben, blies kräftig durch und schritt zur offiziellen Verabschiedung durch die Rapid-Offiziellen.
Wie sehr das dem Steirer naheging, war zu sehen, Tränen erlaubte sich der Routinier aber nicht.
Im Spiel wagte sich Sonnleitner nach nur einer Minute bei einem Eckball nach vorne. Defensiv war der Abwehrchef wenig gefordert, nur einmal musste er in Hälfte eins mit dem üblichen vollen Einsatz vor Ercan Kara retten. Dazwischen blieb sogar Zeit, um vor einem Einwurf mit Ex-Trainer Didi Kühbauer abzuklatschen.
Danach war der Rückkehrer der rosa gekleidete Turm in der Schlacht und durfte über einen überraschenden 2:0-Sieg gegen ein schwer enttäuschendes Rapid-Team jubeln.
RAPID WIEN – TSV HARTBERG 0:2 (0:1)
Tore: 0:1 (41.) Tadic, 0:2 (67., Elfmeter) Tadic.
Gelbe Karten: Keine bzw. Stec, Heil.
Rapid: Strebinger - Stojkovic, Hofmann, Wimmer, Ullmann (70. Auer) - Petrovic (46. Fountas), Grahovac (22. Schuster) - Schick (70. Arase), Knasmüllner, Grüll – Kara.
Hartberg: Swete - Stec, Sonnleitner, Luckeneder, Gollner (83. Horvat) - Heil, Kainz (69. Erhardt) - Schmerböck (56. Niemann), Horvath (83. Kofler), Sturm (56. Paintsil) – Tadic.
Perfektes Russ-Debüt
Hartberg hatte den besseren Start und durch Philipp Sturm die erste Chance. Tormann Richard Strebinger hielt stark (3.).
Zu Chancen kam Rapid nur nach Fehlern im Hartberger Spielaufbau. René Swete hielt gegen Dejan Petrovic, dem ungewöhnlich viele Fehlpässe unterliefen (10.). So wie unter Vorgänger Schopp lässt auch Kurt Russ bei seinem späten Bundesliga-Debüt mit 56 Jahren riskant herausspielen.
Als Rapid nach einer Kopfverletzung von Srdjan Grahovac - der Sechser fällt mit einem offenen Nasenbeinbruch länger aus - noch in Unterzahl war, lief Sturm alleine auf Strebinger zu – drüber (21.). Grahovac erlitt eine stark blutende Rissquetschwunde an der Augenbraue und einen offenen Nasenbeinbruch, der operiert werden musste. Eine mehrwöchige Pause ist die Folge.
In Minute 33 checkte der VAR ein mögliches Rot-Foul von Neuzugang David Stec an Rapid-Joker Lion Schuster – es blieb bei Gelb. Nach langer Anlaufzeit schien der behäbig wirkende Favorit in die Partie zu kommen, da patzte Max Ullmann – so wie beim 0:1 im Frühjahr 2020 – im Spielaufbau. Der Ball kam zu Dario Tadic, und der Goalgetter überzeugte in seiner Paradedisziplin, dem Abschluss: 0:1 (41.).
Wie gegen Sparta Prag ging es mit einem 0:1 in die Kabine. Mit Joker Taxi Fountas und wesentlich mehr Engagement ging es weiter. Dennoch war in Minute 53 das 0:2 nahe: Sturm legte sich einen Abpraller an Strebinger vorbei, schoss dann aber aus drei Metern auch am leeren Tor vorbei.
VAR greift ein
Nach einer Schuster-Chance gab es wieder eine Einladung der Grünen: Max Hofmann verlor den Ball, Tadic scheiterte allein vor Strebinger (63.). Auf VAR-Intervention gab es nach einem Wimmer-Handspiel Elfmeter. Dario Tadic bejubelte seinen Doppelpack – 0:2 (67.).
Erst in der Rapid-Viertelstunde spielten die Hütteldorfer halbwegs auf gewohntem Niveau. Joker Kelvin Arase, Marco Grüll, Hofmann und Kara scheiterten.
Mit so einer Vorstellung wird Rapid beim Europacup-Rückspiel in Prag keine Chance haben, den 2:1-Vorsprung zu verteidigen.