CL-Losglück: Salzburg trifft auf Lille, Sevilla und Wolfsburg
Bislang hatte Salzburg immer das Unglück des Tüchtigen gehabt bei der Auslosung. Bei der ersten Teilnahme an der Gruppenphase bekam man mit Liverpool den Titelverteidiger zugelost, dazu noch Napoli und Genk.
Vor einem Jahr wurde wieder der Titelverteidiger zum Gruppengegner. Neben Bayern München waren noch Atlético Madrid und Lok Moskau die Gruppengegner. Nach dem Gesetz der Serie, der schwarzen Serie, wäre es gestern Chelsea geworden. Doch die Serie ist gerissen. Salzburg steht in einer Gruppe mit dem französischen Meister Lille, mit dem spanischen Vierten FC Sevilla und dem deutschen Vierten Wolfsburg.
Reichte es in den ersten beiden Anläufen immerhin zu Rang drei und damit zum Weiterspielen in der Europa League, ist die Ausgangslage in diesem Herbst viel offener. Es fehlt der überragende, aber auch populärste Gegner, aber auch einer auf absoluter Augenhöhe wie dies in den letzten Jahren Genk und Moskau waren.
"Die ganz, ganz großen Namen waren nicht dabei, aber wir haben großen Respekt vor den Gegnern", sagte Trainer Matthias Jaissle. "Wir wollten uns mit den Besten messen, dazu haben wir jetzt die Möglichkeit", ergänzte Zlatko Junuzovic.
Der KURIER analysiert die Chancen der Salzburger gegen die drei Gruppengegner:
OSC Lille
Lille ist die Hauptstadt der Region Hauts-de-France im Norden Frankreichs, nahe der Grenze zu Belgien. Der Lille Olympique Sporting Club, im deutschen Sprachraum allgemein bekannt als OSC Lille, wurde 1902 gegründet. Fünf Meisterschaften holte der Klub in dieser Zeit, in diesem Sommer sensationell vor Paris SG. Den Grundstein für den Erfolg von OSC Lille legte ein Mann, der nicht mehr im Klub ist. Den „meistunterschätzten Sportdirektor der Welt“ nannte das Fußball-Analyse-Portal Breaking The Lines Luis Campos.
Der 56-jährige Portugiese, ein Vertrauter und ehemaliger Scout von José Mourinho, setzte mit Trainer Christophe Galtier sein Erfolgsrezept aus Monaco in Lille fort: junge Spieler einkaufen und mit hohem Gewinn an Topklubs verkaufen. Eigentümer Gérard Lopez verkaufte den Verein an den Investmentkickerfonds Merlyn Partners. Der neue Präsident Olivier Letang will weg vom Campos-Weg und mehr auf den eigenen Nachwuchs setzen. Mit zwei Remis und einer Niederlage verpatzte Lille den Saisonstart und liegt nur auf Platz 17.
- Chancen Salzburg: 50 Prozent
FC Sevilla
Zwei Spiele, zwei Siege. Die Andalusier sind neben Atlético Madrid die einzige Mannschaft, die in Spanien noch ungeschlagen ist. Trainer ist Julen Lopetegui, der weniger auf große Stars setzt, sondern vielmehr auf ein starkes Kollektiv. Der 54-Jährige spielte einst als Tormann bei Logroñés mit Toni Polster. Er wurde im Sommer 2106 spanischer Teamchef, verlor seinen Job aber kurz vor der WM, weil er bei Real Madrid unterschrieben hatte. Dort wurde er nach drei Monaten gekündigt und kam im Sommer 2019 zu Sevilla.
Der wohl bekannteste Name sitzt nur auf der Bank: Der Kroate Ivan Rakitic kam aus Barcelona zurück in die Heimatstadt seiner Ehefrau. Erik Lamela wurde aus Tottenham geholt, Thomas Delaney von Dortmund und Ludwig Augustinsson von Bremen – auch sie stehen derzeit nicht in der Startformation. Der Sevilla Fútbol Club gewann fünf Mal die Europa League, zuletzt 2020.
"Sevilla ist eine der stärksten Mannschaften im europäischen Fußball, aus meiner Sicht sind sie der Favorit der Gruppe", sagte Salzburgs Sportdirektor Christoph Freund. Maximilian Wöber hatte im Frühjahr 2019 acht Einsätze für Sevilla, die Mannschaft ist aber stark verändert, zumindest ist Jesús Navas noch Kapitän.
- Chancen Salzburg: 30 Prozent
Wolfsburg
Zwei Spiele, zwei Siege. Der nächste Gegner, der großartig in die Meisterschaft gestartet ist – auch wenn Bochum und Hertha nicht die stärksten Gegner waren. Der schwerste Gegner zusammen mit AC Milan aus dem vierten Topf. Dabei rettete der VW-Klub erst in letzter Minuten Platz vier und damit die Champions League. Trainer Oliver Glasner ist inzwischen nach Frankfurt gegangen, sein Nachfolger ist Mark van Bommel.
Aus Sicht der Salzburger ist der bekannteste Spieler der Wolfsburger Xaver Schlager. Der 23-Jährige war zwischen 2009 und 2019 bei Salzburg und ging dann mit Glasner in die deutsche Bundesliga. "Der Xaver ist ein Junge von uns, ein cooler Typ, ein Bursch aus unserer Akademie. Er ist ein Aushängeschild, wie bei uns Spieler ausgebildet werden", freute sich Freund.
In die Champions League wurden die Wolfsburger von Wout Weghorst geschossen, vom 1,97 Meter großen Stürmer aus den Niederlanden.
- Chancen Salzburg: 40 Prozent