Sport/Formel-1

Red-Bull-Pilot Ricciardo gewinnt den China-GP

Beim Überraschungs-Sieg von Daniel Ricciardo und Red Bull Racing in China haben sich die WM-Favoriten Blößen gegeben. Weltmeister Lewis Hamilton (Mercedes) wurde beim 3. WM-Saisonlauf am Sonntag in Shanghai 4., der zweifache Saisonsieger und WM-Leader Sebastian Vettel im Ferrari nach unverschuldeter Kollision mit Max Verstappen nur 8. Vettel hat in der WM nur noch 9 Punkte Vorsprung.

Dass Vettel letztlich trotz 52. Pole so klar an seinem 3. Saisonsieg vorbeifuhr und Ricciardo von Platz 6 aus zu seinem sechsten Grand-Prix-Sieg kam, hatte einiges an Vorgeschichte nötig. Denn zunächst begann der dritte Saisonlauf durchaus programmgemäß. Sieht man davon ab, dass der bisherige Saison-Dominator und Pole-Mann Vettel am Start ausgerechnet seinen Ferrari-Teamkollegen Kimi Räikkönen so abdrängte, dass dieser von Valtteri Bottas im Mercedes überholt wurde.

Gleich darauf ging Verstappen an Hamilton vorbei und war Dritter. Red Bull hatte Anfangs auf die Qualifikationsreifen gesetzt und fuhr damit bei 19 Grad ziemlich gut. Beide Fahrer kamen damit sogar bis zur 18. Runde. Und da gelang dem austro-englischen Team der erste Geniestreich, als man beide RB14 in derselben Runde an die Box holte, innerhalb von Sekunden abfertigte und mit neuen Pneus wieder hinaus schickte.

Fast gleichzeitig gelang Bottas ein sensationeller Undercut, bei dem er nicht nur 3,3 Sekunden Rückstand auf Vettel gut machte sondern mit einer sensationellen Outlap den Deutschen auch überholte. Räikkönen, der noch nicht gestoppt hatte, versuchte seinen finnischen Landsmann zwar noch zu blocken, letztlich kam Bottas aber in der "Schnecke" an Räikkönen vorbei und löste sich schnell von Vettel.

Alle Inhalte anzeigen

Ricciardo im Finish klar Schnellster

Die vermutliche Rennentscheidung zugunsten Ricciardos löste dann das B-Team von Red Bull aus. Nach einer Kollision der beiden Toro-Rosso-Fahrer Pierre Gasly und Brendon Hartley musste das Safety Car auf die Strecke. Wieder reagierte man bei RBR blitzschnell und holte beide Autos an die Box. Während Ricciardo so dank der aggressiven Bullen-Strategie letztlich von Platz sechs zum ersten Sieg seit Aserbaidschan 2017 kam, ließ die Konkurrenz diese Chance aus.

Denn nach dieser Szene sorgten Verstappen und Ricciardo für die entscheidenden Aktionen. Zunächst verbiss sich Verstappen in den drittplatzierten Hamilton, ging dabei aber wieder einmal viel zu ungestüm vor und rodelte in die "Wiese". Das nutzte Ricciardo, der sich mit einem starken Manöver souverän gegen Hamilton durchsetzte und damit selbst Dritter war. Dank der perfekten Reifen war Ricciardo im Finish klar schnellster Mann im Feld. Er schnappte sich auch Vettel, in der 45. von 56 Runden bei dessen 100. Rennen auch den führenden Bottas.

Es war ein perfekter Ausgang für den Australier, der dieses Rennen fast verpasst hätte. Der Motorwechsel am Samstag an seinem RB14 war nur Sekunden vor dem Qualifying beendet worden. "Danke, danke an das Team", jubelte Ricciardo, "das jetzt ist ihr Lohn." Manchmal müsse man einem Rennen eben seinen Stempel aufdrücken. "Ich mag es nicht, langweilige Rennen zu gewinnen", sagte der "Dauergrinser" auf dem Podium.

Einsichtiger Verstappen

Für die "Bullen" wäre in diesem verrückten Rennen sogar ein Doppelsieg möglich gewesen. Das aber "verhinderte" Verstappen. Viel zu ungestüm fuhr der 20-Jährige zwölf Runden vor Schluss in der Spitzkehre Vettel innen ins Auto, kassierte dafür eine Zehnsekunden-Zeitstrafe und wurde Fünfter. Vettel schaffte gerade noch Platz acht.

Erstmals zeigte sich Verstappen danach einsichtig. "Es war mein Fehler, das ist nicht gut", gab der draufgängerische Niederländer ebenso zu wie dass an diesem Tag die Plätze eins und zwei möglich gewesen wären. Sowohl die Attacken gegen Hamilton als auch jene gegen Vettel waren nicht sehr überlegt. "Zumindest bei Sebastian hätte ich auch noch eine Runde warten können", sagte Verstappen im ORF.

Das ganze Wochenende war der Wurm drin

Toto Wolff

Vettel beendet erstmals 2018 ein Rennen nicht als Sieger. Er versuchte dennoch, gefasst zu bleiben. "Man hat ja gesehen, dass es auf seine Kappe geht", verwies er auf Verstappen. "Er ist lange genug dabei. Wir hatten die ganze Zeit Rückenwind. Da ist es aus dem Windschatten noch leichter, sich zu verschätzen", kritisierte Vettel den Heißsporn. "Wir hatten Glück, dass wir weiterfahren konnten. Aber er hat das Rennen von uns beiden zerstört, wir hätten beide auf das Podium kommen können."

Der bisher in Schanghai so dominante Hamilton fand wenig Trost darin, dass er zum 28. Mal in Folge in die Punkte gekommen war und damit den von Räikkönen gehaltenen Rekord gebrochen hatte. Er ist nun bereits sechs Rennen ohne Sieg. Teamchef Toto Wolff gab angesichts der Tatsache, dass Mercedes nun erstmals in der bisher so dominierten Turbo-Hybrid-Ära (2014) drei sieglose Rennen in Serie zu Buche stehen hat, zu: "Das ganze Wochenende war der Wurm drin. Wir müssen jetzt unseren ganzen Krempel zusammenkriegen."

China-GP (56 Runden a 5,451 km = 305,066 km)

1.

Daniel Ricciardo (AUS)

Red Bull

01:35:36,380

 

Durchschnittsgeschw.:

18.303,960 km/h

2.

Valtteri Bottas (FIN)

Mercedes

+08,894

3.

Kimi Räikkönen (FIN)

Ferrari

+09,637

4.

Lewis Hamilton (GBR)

Mercedes

+16,985

5.

Max Verstappen (NED)

Red Bull

+20,436

6.

Nico Hülkenberg (GER)

Renault

+21,052

7.

Fernando Alonso (ESP)

McLaren

+30,639

8.

Sebastian Vettel (GER)

Ferrari

+35,286

9.

Carlos Sainz jr. (ESP)

Renault

+35,763

10.

Kevin Magnussen (DEN)

Haas

+39,594

11.

Esteban Ocon (FRA)

Force India

+44,050

12.

Sergio Perez (MEX)

Force India

+44,725

13.

Stoffel Vandoorne (BEL)

McLaren

+49,373

14.

Lance Stroll (CAN)

Williams

+55,490

15.

Sergej Sirotkin (RUS)

Williams

+58,241

16.

Marcus Ericsson (SWE)

Sauber

+01:02,604

17.

Romain Grosjean (FRA)

Haas

+01:05,296

18.

Pierre Gasly (FRA)

Toro Rosso

+01:06,330

19.

Charles Leclerc (MNE)

Sauber

+01:22,575

20.

Brendon Hartley (NZL)

Toro Rosso

+5 Runden

Schnellste Runde: Daniel Ricciardo (AUS) Red Bull Racing, 56. Runde - 1:35,785

WM-Stand (nach 3 von 21 Rennen):

1.

Sebastian Vettel (GER)

Ferrari

54

2.

Lewis Hamilton (GBR)

Mercedes

45

3.

Valtteri Bottas (FIN)

Mercedes

40

4.

Daniel Ricciardo (AUS)

Red Bull

37

5.

Kimi Räikkönen (FIN)

Ferrari

30

6.

Fernando Alonso (ESP)

McLaren

22

7.

Nico Hülkenberg (GER)

Renault

22

8.

Max Verstappen (NED)

Red Bull

18

9.

Pierre Gasly (FRA)

Toro Rosso

12

10.

Kevin Magnussen (DEN)

Haas

11

11.

Stoffel Vandoorne (BEL)

McLaren

6

12.

Carlos Sainz jr. (ESP)

Renault

3

13.

Marcus Ericsson (SWE)

Sauber

2

14.

Esteban Ocon (FRA)

Force India

1

Konstrukteurs-WM (nach 3 von 21 Rennen):

1.

Mercedes

85

2.

Ferrari

84

3.

Red Bull

55

4.

McLaren

28

5.

Renault

25

6.

Toro Rosso

12

7.

Haas

11

8.

Sauber

2

9.

Force India

1

Nächstes Rennen: GP von Aserbaidschan in Baku (29. April)