Einfach unschlagbar: Zwei Zwillinge und ihr neuntes WM-Gold
Von Wolfgang Winheim
Mit dienstbeflissener Bescheidenheit lehnen sie bei der Polizei eine Sonderstellung ab, obwohl sie Jahr für Jahr Sonderleistungen bringen. Das aktuelle Motto von Mirnesa und Mirneta Becirovic: Alle Neune. So oft sind die Zwillingsschwestern bereits Weltmeisterinnen im Jiu Jitsu geworden. Im Selbstverteidigen. In einer Kampfsportart, bei der das Abwehren unterschiedlicher Angriffe demonstriert wird.
Als acht Monate alte Babys waren die beiden mit ihren Eltern während der Balkan-Kriege aus Bosnien gekommen. 30 Jahre später lächeln sie als Uniformträgerinnen von Plakatwänden und aus Zeitungsinseraten, wenn es gilt, für die Polizei Sympathiewerbung zu machen.
Aber Mirneta und Mirnesa, beide mit 1,66 Meter gleich groß und 56 Kilo gleich leicht, wollen nicht auf ihr Aussehen reduziert werden. Für ihr tägliches konsequentes Training haben sie sich soeben bei der Weltmeisterschaft im heißen Abu Dhabi, nachdem sie dort kein einziges Mal baden gegangen waren, mit der erfolgreichen Titelverteidigung in der Disziplin „Duo Women“ belohnt.
Täglich getestet
Täglich wurden die beiden Polizeisportlerinnen während ihres einwöchigen Aufenthaltes in den Emiraten PCR-getestet. Im gesamten Wettkampfbereich galt „bis zur Mattenfläche Maskenpflicht“. Erst Sekunden vor dem Auftritt durften die WM-Teilnehmerinnen den Covid-Schutz abstreifen.
Mirnesa und Mirneta sind auch ohne Maske für Gegnerinnen wie Kollegen kaum voneinander zu unterscheiden.
Schon ihre Vorschulzeit hatten die Zwillingsmäderln lieber im Pressbaumer Jiu-Jitsu-Klub Goshindo als daheim mit Puppen verbracht. Und nach mit Note 1 absolviertem HAK-Abschluss folgten die zwei Vorzugsschülerinnen ihrem hauptberuflich bei der Polizei beschäftigten ersten Lehrmeister und Pressbaumer Trainer Robert Horak auch zur Exekutive.
Wohnhaft nahe dem westlichen Wiener Stadtrand in Mauerbach, versehen die Niederösterreicherinnen Dienst vor den südlichen Toren Wiens in Perchtoldsdorf. Meist gemeinsam. „Nur im Funkwagen geht sich das eher nicht aus.“
Derzeit sind B & B an der Polizeischule in der Aus- und Weiterbildung engagiert. Um im nächsten Jahr in dienstführende Positionen aufzusteigen. Dann ...
... wenn die Pandemie hoffentlich schon so weit abgeklungen ist, dass Frau Revierinspektor Mirnesa und Frau Revierinspektor Mirneta nicht auch noch wegen diverser Corona-Maßnahmen amtshandeln müssen;
... und wenn die zierlich-zähen Zwillinge auf der Matte zu ihrem zehnten weltmeisterlichen Streich ausholen werden.