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Nach Zitterpartie: Diskuswerfer Weißhaidinger im Olympia-Finale

Ohne Nervenkitzel geht es wohl nicht bei Lukas Weißhaidinger: der Diskus-WM-Dritte fixierte am Freitag bei Olympia in Tokio nach zwei ungültigen Versuchen erst im letzten mit 64,77 m als letztlich Gesamtfünfter aber souverän die Finalteilnahme. Und führte gleich ein kleines Tänzchen auf.

"Das war, was ich mir für in der Früh zugetraut habe", sagte der Oberösterreicher. "Im Finale muss ich voll attackieren. Lieber sechs Ungültige als 64 m." Es steigt Samstag um 13.15 Uhr MESZ.

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"Der Ring ist sehr schnell, sehr rutschig"

Technisch habe es in den ersten zwei Versuchen nicht gepasst, schilderte er im Gespräch mit der APA - Austria Presse Agentur. "Der Ring ist sehr schnell, sehr rutschig. Ich bin im zweiten blöd hingestiegen und ausgerutscht. Der Ring verzeiht keine Fehler von mir. Bei den Hebelwerfern ist das ein bisschen anders, die können satter hinsteigen", sagte der Speedwerfer. Den dritten Wurf werde er für das Finale noch analysieren, da hatte er noch um die zehn Zentimeter Luft im Ring. "Ich muss an die Grenzen gehen, sonst habe ich vorne keine Chance."

Er sei nicht der Einzige, dem es in der Quali so gehe, die Quali drücke jeden, da gelte es nur durchzukommen. "Daniel hat das natürlich super gemacht gleich mit dem ersten, er ist der Favorit." Für das unmittelbare Weiterkommen waren 66 m notwendig, erst nach der zweiten Qualifikationsgruppe stand Weißhaidingers Gesamtplatzierung fest. Er wurde Gesamtfünfter, in Gruppe B war nur der Slowene Kristjan Ceh später besser als er. Das Finalfeld der Top zwölf führt Topfavorit Daniel Stahl aus Schweden (66,12 m) vor dem Litauer Andrius Gudzius an (65,94) an.

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"Ich bin weiter, egal wie. Es zeigt von Nervenstärke, es im letzten noch zu machen. Vor dem ersten war ich nervös, da geht es sicher keinem anders. Beim zweiten wollte ich draufdrücken, der ist in die Hose gegangen. Der dritte war sehr entspannt, ich bin schön rechts draufgegangen, der war technisch sehr gut, an dem muss ich anknüpfen", weiß Weißhaidinger, was er zu tun hat. Der Druck sei nun weg, es werde ein entspannter Abend werden, mit Kartenspielen und Behandeln. Das Handgelenk dürfte beim Ausrutschen aber nichts abbekommen haben.

 

Bei Weißhaidinger sind die Qualifikationen auch bei den vergangenen zwei Großereignissen zur Zitterpartie geworden. 2018 bei der EM in Berlin und 2019 bei der WM in Doha hatte er jeweils die geforderte Weite für den Direktaufstieg nicht erreicht, und musste auf ungünstigen Platzierungen den Ausgang der zweiten Gruppe abwarten. Er stieg letztlich einmal als Elfter, einmal als Zwölfter auf. Und errang jeweils die Bronzemedaille. Dieses Mal lag die Challenge darin, das Ruder im letzten Versuch noch herumzureißen.

Eine Medaille ist auch das ganz große Ziel in seinem zweiten Olympiafinale. "Plicht erfüllt, jetzt kommt die Kür. Ich habe mit den 64 bewiesen, dass ich das nervlich kann. Aber morgen Abend dann natürlich volle Attacke." Bei den Spielen in Rio habe er so 63 m, 64 m draufgehabt, da sei die Situation eine andere gewesen. Rang sechs galt damals als hervorragend. "Wenn du aber mit 69 anreist, ist das ein bisserl anders."

Die Bedingungen waren mit hoher Luftfeuchtigkeit im Olympiastadion anspruchsvoll, der angekündigte Regen blieb aus. "Ich bin komplett durchnässt. Aber froh, dass ich die Kühlweste hatte, die hat mir sehr geholfen. Ich habe auch noch Magnesium in die Hand genommen, das bindet die Feuchtigkeit auf der Haut. Von der Herangehensweise haben wir auf alle Fälle alles richtig gemacht." Auch der Ablaufplan für den Finaltag steht fest: Er werde am Freitag spät schlafen gehen, Samstag spät aufstehen und sein Porridge von daheim essen. Nach dem Mittagessen am Nachmittag geht es schön langsam ins Stadion.

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