Sport

Langes-Swarovski: "Geh’ schon mal mit dem Team ein Bier trinken"

Es sind die feinen Details, an denen man erkennen kann, dass bei der WSG Wattens eine Frau das Sagen hat. Auf den Trikots des Zweitligisten funkeln Glitzersteine aus dem Hause Swarovski, in der Geschäftsstelle und dem Vereinsbüro wird sehr viel Wert auf Style und Ästhetik gelegt. „Die Außendarstellung ist für uns extrem wichtig“, sagt Langes-Swarovski. Seit 2013 ist sie Präsidentin in Wattens, die Unternehmerin will den Klub in der Bundesliga etablieren.

KURIER: Woher rührt Ihre Begeisterung für den Fußball?

Diana Langes-Swarovski: So lange ich denken kann, spielt dieser Sport in meinem Leben eine große Rolle. Allein schon durch meinen Vater, der ja selbst jahrelang Präsident war und mich als kleines Mädchen immer schon mit ins Stadion genommen hat. Man kann sagen, dass mir die Fußballbegeisterung in die Wiege gelegt worden ist. Und diese Leidenschaft lässt mich einfach nicht mehr los.

Zwischen Fußballleidenschaft und dem Präsidentenamt ist dann aber doch ein Unterschied.

Da muss ich jetzt etwas weiter ausholen: Ursprünglich hatte ich ja ein Abo bei Wacker Innsbruck. Und weil dem damaligen Präsidenten aufgefallen ist, dass ich gerne Fußballschauen gehe, hat er mich gefragt, ob ich nicht in den Vorstand will.

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Wieso haben Sie nicht zugesagt?

Mein Vater war darüber nicht gerade begeistert. Er hat nur gemeint: ,Wenn du im Fußball was machen willst, dann komm’ doch bitte nach Wattens. Ich möchte, dass du dort Präsidentin wirst.’

Präsidentin klingt ja auch besser als Vorstandsmitglied.

Mir persönlich war ja das damals zu viel. Ich selbst war der Meinung, dass ich das gar nicht kann. Aber mein Vater hat darauf bestanden und mir gut zugeredet. Er hat gesagt: ,Das kann keine andere besser als du. Weil du hast das richtige Herz dafür.’ Dann haben mich alle brav gewählt, weil sich auch keiner was dagegen zu sagen getraut hat. Und jetzt bin ich seit sechs Jahren Präsidentin.

Was fasziniert Sie daran?

Bei einem Fußballverein wird dir niemals langweilig. Da ist immer was los und zu regeln. Aus heutiger Sicht bin ich auch heilfroh, dass ich damals in der Regionalliga angefangen habe.

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Wirklich?

Ja, weil dort hatte ich die Möglichkeit, alles zu lernen. Und zwar von A bis Z. Ich habe schnell jeden Kabelbinder gewusst, den wir einkaufen mussten, um irgendwelche Transparente aufzuhängen. Ich habe den Verein von klein auf kennen gelernt, da entsteht eine große Verbundenheit, wenn so viel Herzblut drinnen steckt. Ich will auch eine Präsidentin sein, die sich einbringt und anpackt.

Warum sind im Fußball so wenige Frauen in Führungspositionen anzutreffen?

Ich habe das Gefühl, dass da gerade was in Bewegung ist und sich vieles ändert. In Österreich war ich die Erste, danach ist Katja (Anm. Katja Putzenlechner, Präsidentin von Wiener Neustadt) gekommen, es gibt jetzt auch die Brigitte

(Brigitte Annerl, Präsidentin in Hartberg). Ich glaube, dass wir in zehn Jahren nicht mehr darüber reden müssen, weil jeder sieht, dass eine Frau das auch alles bewältigen kann.

Sind Sie denn je mit Vorurteilen konfrontiert worden?

Man hat es mich jedenfalls nicht spüren lassen. Vielleicht haben einige im Geheimen und hintenherum blöd geredet und sich gedacht: ,Ja, was hat die hier zu suchen, wie will die das anstellen.’ Aber mittlerweile habe ich gezeigt, dass ich sehr wohl was bewegen kann. Und dass ich Botschafterin beim ÖFB bin und dem Aufsichtsrat der Liga angehöre, macht die Akzeptanz deutlich.

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Es spricht ja auch nichts gegen Frauen im Fußball.

Eben gar nichts. Ich glaube halt, dass bei vielen noch immer dieses alte Rollenbild im Kopf ist, dass sich nur die Männer für den Fußball interessieren und sich dort gut auskennen. Aber man muss nur einmal schauen, wie viele Frauen und Mädchen heute ins Stadion gehen. Das ist anders als früher.

Welche Vorteile hat eine Frau im Fußballbusiness?

Ich denke schon, dass wir Frauen mehr Feingefühl haben als Männer. Gerade im Umgang mit den Menschen, mit denen wir zu tun haben. Und vielleicht fallen uns auch andere Sachen eher auf.

Zum Beispiel?

Zum Beispiel wie es einem Spieler oder einem Mitarbeiter des Vereins gerade persönlich geht. Ich will jetzt nicht sagen, dass das Männer nicht so gut können, aber als Frau hat man da ein gewisses Gespür. Grundsätzlich bin ich sowieso der Meinung, dass es gut ist, wenn Männer und Frauen im Fußball zusammenarbeiten. Die ergänzen sich, du hast andere Sichtweisen, das kann ja nur befruchtend sein.

Wie interpretieren Sie denn Ihre Präsidentenrolle?

Ich bin schon eine, die sehr nahe an der Mannschaft und den Mitarbeitern dran ist. Das ist sicher nicht normal im Profifußball. Ich will greifbar und präsent sein, ich geh’ dann schon einmal mit der Mannschaft ein Bier trinken. Dadurch ist gleich mehr Vertrautheit da.

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Sie haben beim Amtsantritt angekündigt, die Nummer eins in Tirol werden zu wollen. Das war eine mutige Ansage.

Ich habe schon gemerkt, dass ich dafür ein wenig belächelt worden bin. Aber das hat mich nur noch mehr angespornt, dieses Ziel zu erreichen. Ich habe mir gesagt: ,Wartet nur. Ihr werdet es noch sehen.’ Du brauchst im Sport Ziele. Ich mach’ das ja nicht, damit ich auf ewig die Nummer zwei bleibe. Ich will schon auch den Fußball in Tirol wiederbeleben.

Apropos beleben: Viele in Tirol meinen, dass eine Bündelung der Kräfte und eine Zusammenarbeit zwischen Innsbruck und Wattens viel mehr bewirken könnte.

Dem kann ich überhaupt nichts abgewinnen. Außerdem ist das in der Vergangenheit schon zwei Mal in die Hose gegangen. Diese beiden Vereine haben total verschiedene Philosophien, Wattens und Wacker passen nicht zusammen. Wissen Sie, was ich mir wünschen würde?

Verraten Sie’s.

Dass beide Vereine oben spielen. Ich erinnere mich an die Derbys in der zweiten Liga. Da bist du auf irgendeine Alm hinauf gegangen und die Leute haben über das Match Wattens gegen Wacker geredet. Diese Konkurrenz ist belebend. Irgendwann wird sich dann eh heraus kristallisieren, wer der Stärkere ist. Dann soll sich zeigen: Wer macht’s besser, wer wirtschaftet besser und wer bewegt mehr.

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Was hätte es denn für Konsequenzen, wenn heuer der Aufstieg nicht gelingen würde?

Dann muss man auch ganz ehrlich sein und sagen, dass wir unser Ziel nicht erreicht haben. Das würde uns allerdings nicht von unserem Weg abbringen. Wir werden weiterhin professionell und akribisch arbeiten und nächstes Jahr mit dem gleichen Ziel starten.

Besteht denn keine Gefahr, dass Sie irgendwann einmal die Lust verlieren?

Ich mache das jetzt schon sechs Jahre lang, daran kann man schon sehen, wie ernst mir das Ganze ist. Ich verbringe extrem viel Zeit mit Fußball, und ich gebe zu, dass ich dabei andere Sachen etwas vernachlässige, weil ich so in dem Thema drinnen bin. Es gibt praktisch keinen Tag, der sich nicht um den Fußball dreht. Ich träume sogar vom Fußball, das ist Herzensangelegenheit. Ich will das beweisen und zeigen, dass wir das schaffen.

Inwieweit hilft Ihnen dabei der Name Swarovski?

Kann schon sein, dass ich den einen oder anderen Termin leichter kriege. Ich gehe aber auch überall selbst hin zu den Verhandlungen, und glauben Sie mir: Ich kann penetrant sein. Diese Aufgabe ist auch eine große Verantwortung, wir budgetieren immer auch so, dass wir am Ende der Saison im Plus sind. Für etwas anderes würde ich mich auch nicht hergeben, ich bin keine Gamblerin.

Auf wen hören Sie im Fußball?

Ich hole mir grundsätzlich sehr viele Ratschläge ein und habe meine Vertrauten. Wobei mir mein Papa eines auf den Weg mitgegeben hat: ,Diana, lass dir ja nichts einreden. Tu das, was du für richtig hältst. Du kannst das.’

Welche Vision verfolgen Sie?

Ich will, dass sich Wattens in der Bundesliga einmal so etabliert, dass wir einmal ein ausverkauftes Stadion haben. Dass die Leute sagen, dass die Wattener eine Bereicherung für die Liga sind.

Sie wären für die Kameras definitiv eine Bereicherung: Allein schon, wenn man sieht, wie Sie in den 90 Minuten mitfiebern.

Oh Gott, ich weiß, dass ich dauernd herumfuchtle. Ich bin wirklich ein Springkinkerle. Am liebsten würde ich oft runter rennen. Ich bin eine schlechte Zuschauerin und muss mich oft zusammenreißen, dass ich ja nichts rein schreie. Manchmal ist es mir fast ein bisschen peinlich, aber ich kann einfach nicht ruhig Fußball schauen. Das gelingt mir nicht einmal vor dem Fernseher.

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Porträt: Kristallerbin und Büffelfarmbesitzerin

Der Mensch Diana Langes-Swarovski (Jahrgang 1972) ist die Ur-Ur-Enkelin von Daniel Swarovski, dem Gründer des gleichnamigen, weltberühmten Kristallherstellers. Ihr Vater Gernot Langes ist mit 17 Prozent größter Einzelgesellschafter des Konzerns.

Die Unternehmerin Die zweifache Mutter besitzt eine Büffelfarm in Venezuela, einen Wald in Schottland und hält Anteile an mehreren Unternehmen. Die Fußball-Präsidentin hat mit Real Fanatic auch eine eigene Herrenparfüm-Reihe ins Leben gerufen.