Frauen im Männer-Fußball: Einbrecherinnen in die Männerdomäne
Die ehemalige deutsche Team-Torfrau Katja Kraus war 2003 bis 2011 im Vorstand des HSV. Die heute 48-Jährige sagt: „Frauen können das Land führen und Wirtschaftsunternehmen, aber Fußballmanagement wird zur Geheimwissenschaft erklärt.“ Aber vor allem zur Männerdomäne. In der ersten deutschen Bundesliga sitzen 210 Personen in Aufsichtsräten, Präsidien und Vorständen. 201 von ihnen sind Männer. Ein Anteil von 95,52 Prozent.
Managerin
Vor etwas mehr als vier Jahren wurde Sandra Schwedler bei St. Pauli erste Aufsichtsratschefin im deutschen Profifußball. Ihr Spitzname bei einigen Fans und Mitarbeitern des Hamburger Klubs: The One and Only.
Trainerinnen
Corinne Diacre trainierte ab 2014 den französischen Zweitligisten Clermont Foot und wurde von France Football als bester Zweitligatrainer ausgezeichnet. Nach drei Jahren wurde sie 2017 Teamchefin des französischen Frauen-Nationalteams.
Die 30-jährige Imke Wübbenhorst wurde im Dezember beim BV Cloppenburg in Deutschland zur ersten Frau, die Cheftrainerin einer Männermannschaft in der fünften Liga.
Die 40-jährige Inka Grings übernahm in der vierten Liga den Männerklub von Straelen. Klub-Chef ist Hermann Tecklenburg, Unternehmer, Klub-Präsident und Mäzen bei Straelen sowie Ehemann der Cheftrainerin des deutschen Frauen-Nationalteams, Martina Voss-Teklenburg.
Von 2016 bis 2018 war die heute 30-Jährige Duygu Erdogan die einzige Frau in den Trainerteams der ersten vier deutschen Fußballligen. Vor Oberhausen hatte sie schon bei Besiktas und Galatasaray Istanbul gearbeitet.
Die 44-jährige Ex-Kickerin Patrizia Panico ist Teamchefin der italienischen U-16-Nationalmannschaft.
Klubchefinnen
Karren Brady wurde 1993 mit 23 Jahren Chefin von Birmingham City. Sie hatte ihren Chef David Sullivan, der mit Pornos zum Millionär geworden war, dazu überredet. Ein Spieler sagte damals zu ihr: „Ich kann unter dem Shirt ihren Busen sehen.“ Sie antwortete: „Well, don’t worry. Wenn ich dich zu Crewe verkaufe, wirst du ihn von dort nicht mehr sehen können.“ Drei Tage später verkaufte sie den Spieler. „Das war mein bester Deal“, sagte sie noch Jahre später zum Guardian. 2010 stieg Sullivan bei West Ham ein, Karen Brady wurde Vize-Vorsitzende.
Delia Smith ist zusammen mit ihrem Mann seit 1996 Besitzerin von Norwich City, dem Aufsteiger in die Premier League. Die 77-Jährige ist Fernsehköchin und Autorin.
Die Schweizerin Katharina Liebherr verkaufte vor zwei Jahren 80 Prozent des Premier-League-Klubs Southampton. 2009 hatte ihr Vater, der Schweizer Unternehmer Markus Liebherr den Klub gerettet. 2010 erlag er einem Herzinfarkt.
1999 stieg die Millionärsgattin Gisela „Gigi“ Oeri als Mäzenin beim FC Basel ein. Von 2006 bis 2012 war die heute 63-Jährige Präsidentin.
Teresa Rivero wurde 2004, damals 59 Jahre alt, Präsidentin von Rayo Vallecano. Sie war die erste Frau an der Spitze eines spanischen Erstligavereins. Ana Urquijo war von 2006 bis 2007 Präsidentin von Athletic Bilbao. Die brasilianische Schwimmerin Patricia Amorim wurde 2009 zur Präsidentin von Flamengo Rio gewählt. Die heute 50-Jährige war drei Jahre im Amt. Rosella Sensi war bis von 2008 bis 2011 Präsidentin der AS Roma.
Schiedsrichterinnen
Die Schweizerin Nicole Petignat leitete auch in Österreich Bundesligaspiele. 2003 pfiff sie als erste Frau eine UEFA Cup-Partie der Männer. Der Aufstieg von Bibiana Steinhaus zur ersten Frau in der deutschen Bundesliga wurde 2017 von einem gigantischen Medienecho begleitet. In Frankreich wird Stéphanie Frappart nächste Saison die Erste sein.
Spielerberaterinnen
Samira Samii ist die einzige Spielerberaterin in Deutschland. Die 42-jährige persisch-stämmige Managerin spricht sechs Sprachen und studierte Sport-Management in Kanada. Mit ihrer Agentur betreut sie Liverpool-Star Milner oder Bayern-Nachwuchstrainer Klaus Augenthaler. Rachel Andersen erwarb als erste Frau 1991 eine Lizenz als Spieleragentin.
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