NFL-Pionier Raimann: Ein historischer Schritt auf einem langen Erfolgsweg
Von Peter Gutmayer
„Es war ein unbeschreibliches Gefühl“, sagte Bernhard Raimann nach seinem Debüt in der NFL. Der 24-Jährige hat am Sonntag österreichische Sportgeschichte geschrieben. Er kam als erster Österreicher, der kein Kicker ist, in der besten Footballliga der Welt zum Einsatz.
Seine Indianapolis Colts retteten sich nach Rückstand noch in die Verlängerung, vergaben dort jedoch den Sieg. Endstand gegen die Houston Texans war 20:20. Die Enttäuschung über den verpassten Auftaktsieg währte jedoch nicht lange. Zu groß war die Freude über seinen ersten Einsatz. Experten sind sich einig: Das war nur der Anfang, Raimann kann in der NFL Großes erreichen.
„Ich habe jahrelang davon geträumt. Dass es jetzt endlich Wirklichkeit geworden ist, das glaube ich selber noch gar nicht“, sagte er nach der Partie, „manchmal muss ich mich zwicken, weil es sich noch ein bissl unecht anfühlt.“ Als er in der Jugend noch für die Vienna Vikings spielte, war er noch eifersüchtig auf die Fußballer, die die Stadien füllten. In Houston waren knapp 70.000 Fans im Stadion – vor so einer Kulisse werden nur wenige österreichischen Fußballer spielen.
Raimann kam gegen Houston von der Bank, mit seiner Leistung war der Left Tackle zufrieden, perfekt sei sie aber natürlich nicht gewesen. „Ich habe noch viel zu lernen.“ Und genau diese Einstellung ist es, die ihm eine große Zukunft ermöglicht. Raimann ist (noch) nicht der beste Spieler auf seiner Position, aber er will sich in jeder Sekunde weiterentwickeln. Er wird als extrem „coachable“ eingestuft, das heißt: Er ist leicht trainierbar und setzt die Anweisungen der Coaches schnell um.
Der österreichische NFL-Pionier spielt erst seit zwei Jahren auf der Position des Left Tackles. Die gilt als eine der wichtigsten im Football, auf der er Wege für seinen Runningback freiblocken und vor allem seinen Quarterback beschützen muss. Es kommt nicht überraschend, dass sein Headcoach Frank Reich sagte: „Manchmal ist er noch ein bisschen unerfahren.“ Der Nachsatz sollte jedoch Mut machen: „Es ist aber eindeutig, dass er die körperlichen Voraussetzungen mitbringt und die nötige Härte besitzt, um diese Position zu spielen.“
Aktuell hat Raimann mit Matt Pryor auf seiner Position noch einen Routinier vor sich. Es scheint jedoch nur eine Frage der Zeit, bis sich der gebürtige Steinbrunner einen Platz in der Startformation erkämpft. Im Team ist er jedenfalls schon angekommen. Als Aufnahmeritual musste er vor versammelter Mannschaft die österreichische Bundeshymne singen. „Definitiv mit schiefen Tönen, aber dafür mit vollem Einsatz“, erzählte Raimann, „sie haben es mir durchgehen lassen.“
Ein weiterer Punkt, der für eine prächtige Zukunft spricht, ist Raimanns unbändiger Ehrgeiz. Das 20:20-Unentschieden zum Auftakt gegen Houston sah er als „Riesen-Rückschlag auf dem Weg zum Superbowl“.
Denn genau dort will er hin, Titel zu gewinnen ist das Ziel. „Der Himmel ist das Limit“, lautet sein Motto.