Leben/Reise

Eine erlebnisreiche Radtour zwischen Tschechien und Österreich

Achtung Staatsgrenze! Das Schild gibt es noch, die Gefahr, beim Betreten der Sperrzone zwischen Österreich und Tschechien von Kommunisten gefangen oder erschossen zu werden, ist längst vorbei. Seit genau 30 Jahren. Den Iron Curtain gibt es nicht mehr. Dafür den Iron-Curtain-Trail. Dieser Eiserne-Vorhang-Radweg (EV 13) ist 10.000 Kilometer lang, durchquert 20 Länder, 14 UNESCO Städte, und führt von der Barentssee bis ans Schwarze Meer.

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Nur ein kleines Teilstück des EuroVel 13 erkunden wir auf unserem Dreitagesausflug. Mit kleinen Abstechern zu Neben-Radwegen, interessanten Sehenswürdigkeiten und authentischen Gasthäusern pendeln wir zwischen dem nördlichen Waldviertel und Südböhmen.

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Das Radlerherz schlägt höher

„Meine Seele fängt im Waldviertel an zu jubilieren“, sagt Wilhelm Böhm, Elite-Tours-Boss in seinem Bus auf der Fahrt Richtung Slavonice, wo unsere Radtour beginnt. In Heidenreichstein ist der 64-jährige Niederösterreicher geboren. „Die Angst, sich der Grenze der ehemaligen Tschechoslowakei zu nähern, schwingt noch aus der Kindheit mit und erinnert mich an die Zeit des Kommunismus“, erzählt er uns über den Bus-Lautsprecher. Vor 12 Jahren hat der Reiseveranstalter begonnen, spezielle Radreisen – Stern-, Tages- oder Trainingsfahrten – zu organisieren. „Das war eine goldrichtige Entscheidung, diese Cross-Border-Touren anzubieten.“ Das Radvirus sei unter seinen 3.000 bis 4.000 Fans ausgebrochen. Manche seiner Kunden sind mit ihren Bikes 100 Tage im Jahr unterwegs. Früher ist auch Böhm 12.000 bis 15.000 Kilometer pro Jahr auf dem Rad gesessen. „Jetzt sind’s immerhin noch 5.000.“

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Unsere Radreise beginnt in Slavonice, führt 22 Kilometer, vorbei an der Burg Landštejn, nach Nová Bystřice. „Böhmisches Kanada“ wird dieses Gebiet genannt. Zurecht. Wir radeln – die einen mit E-Hilfe, die anderen mit Muskelkraft – abwechselnd auf Wald-, Schotter- oder Asphaltwegen nach Litschau und Třeboň, bevor die Rundreise in Weitra endet. Für einen Besuch im Schlossmuseum sollte übrigens genug Zeit bleiben. Die Ausstellung erinnert an die Ost-Westteilung, zeigt anschaulich, wie unterschiedlich die Menschen im Kommunismus und Kapitalismus lebten.

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Aus dem Todesstreifen wurde das Grüne Band. Die Natur konnte sich in all den Jahren entfalten. Das Gebiet wurde durch die Verwilderung zur Heimat seltener und andernorts bedrohter Tier- und Pflanzenarten. Das spüren, riechen und hören wir. Vorbei an den vielen Seen, entlang der Grenze zwischen Österreich und Tschechien. Fichtenwälder, Felder voll mit Kürbissen in Reih und Glied, Unmengen an Steinpilzen zur Schwammerlzeit am Straßenrand und bunte Wiesen wechseln mit Teich­ und Flusslandschaften.

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An- und innehalten

Es lohnt sich, seine Tour gemächlich anzulegen. Denn erstens gibt es unterwegs viel Interessantes zu sehen und zweitens sollte man genügend Zeit für kulinarische Pausen einplanen.

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Da sind die wunderschönen Renaissance-Häuser in der Altstadt von Slavonice (Zlabings), deren Fassaden wie in edlen Stein gemeißelte, feinste Spitze aussehen. Diese Pracht verdankt die Stadt der ersten Poststation, die hier zwischen Wien und Prag im 16. Jh. errichtet wurde und die wohlhabenden Bürger ihren Reichtum an den Hausfassaden zeigten.

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Ein Stopp in Litschau, der nördlichste Ort Österreichs, tut auch gut. Ein Spaziergang zum alten Schlossturm (auch Hungerturm genannt und das Wahrzeichen der Stadt) oder zur Pfarrkirche am Hauptplatz lüftet die Kehrseite.

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Angekommen in der mittelalterlichen Stadt Třeboň (Wittingau), die auch als „Stadt der Teiche“ bezeichnet wird, fängt es an zu regnen. Kein Grund für den gut ausgerüsteten Radprofi Wilhelm Böhm, nicht einen der vielen Teiche im, unter UNESCO-Schutz stehenden, Biosphärenreservat zu umrunden. Da sind wir nur noch drei von zehn, die sich die feuchte frische Luft ins Gesicht prasseln lassen. Wohlwissend, dass wir uns mit der berühmten Karpfensuppe im Restaurant „Bílý jednorožec“ (deutsch: Weißes Einhorn) aufwärmen und den Durst in der Brauerei Pivovar Regent mit einem kühlen, hellen oder dunklen Bier löschen können. Und für Radler, die den reinen Gerstensaft nicht mögen, gibt’s zumindest einen Radler. Prost! oder na zdraví!, wie es grenzüberschreitend heißt.

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Info

Radreisen Elite Tours bietet verschiedene geführte Radreisen an, auch entlang des Iron Curtain Trails. eliteradtours.at

Ausstellung Museum des Eisernen Vorhangs im Barockschloss Weitra, schloss-weitra.at

Essen Kulajda -Diese dicke Suppe steht in Südböhmen auf den meisten Speisekarten. Köstlich vor allem, wenn die Schwammerln frisch aus den umliegenden Wäldern stammen. Erdäpfel zusammen mit Zwiebeln, Kümmel und Lorbeer kochen, die Pilze hinzugeben und mit Rahm und Mehl binden. Zum Schluss die Eier direkt in der Suppe pochieren und mit Dille garnieren.

Oldtimer Museum In Nová Bystrice ist das Veteranenmuseum Pflicht für Autofans. Auf einer  Ausstellungsfläche von 1.500 Quadratmetern fühlt man sich in die Zeit des größten Booms der Automobilbranche Amerikas zurückversetzt. Damals startete  Henry Ford die erste Automobilproduktion der Welt. American-Graffiti- und Rockabilly-Feeling kommt da auf. muzeumveteranu.cz

Brauerei Pivovar Regent I16 Mio.Flaschen Bier werden jährlich in dieser Brauerei in Trebon, von 1660 bis 1945  im Besitz der Fürstenfamilie Schwarzenberg,   produziert. Die Herrenbrauerei  aus dem Jahr  1379 war  ein Teil der alten gotischen Burg. Führungen durch die Brauerei mit anschließender Bierverkostung von neun Sorten: pivovar-regent.cz, Tel. +420 777 357 090

Auskünfte eurovelo.com, czechtourism.com, ironcurtaintrail.eu, waldviertel.at