Politik/Inland

Zwei gegen Hofer im TV-Duell: Identitäre "nicht zu Märtyrern machen"

Diesmal war mehr Zeit. Anders als der öffentlich-rechtliche ORF, der bereits vergangene Woche die Spitzenkandidaten der Parteien in einer Art „Speed-Dating“ miteinander diskutieren hat lassen, bietet der Privatsender Puls 4 den Duellanten gut 40 Minuten pro Zweier-Konfrontation – und damit deutlich mehr Zeit. Zum Auftakt der Konfrontationsreihe durfte Norbert Hofer (FPÖ) gegen Beate Meinl-Reisinger (Neos) und Werner Kogler (Grüne) antreten. Wie sich die drei geschlagen haben, das haben der TV-Trainer und Ex-ZIB-Moderator Gerald Groß und OGM-Chef Wolfgang Bachmayer analysiert: 

"Der Herr Freud hätt’ eine Freude mit Ihnen!" Als sich Beate Meinl-Reisinger Montagabend auf Puls 4 mit Norbert Hofer duellierte, bemühte sie den Vater der Psychoanalyse, Sigmund Freud, und das kam so: Der freiheitliche Parteichef hatte ihr attestiert, sie und die Neos seien nur „sauer“, weil man im Parlament die Großspenden für Parteien abgeschafft habe. Großspenden und die Pinken? Damit war – wieder einmal – der großzügige Neos-Sympathisant Hans-Peter Haselsteiner mit angesprochen.

Und weil sie den Angriff hatte kommen sehen, konterte Meinl-Reisinger sehr persönlich: „Sie haben bei Haselsteiner ein Trauma, weil er im Bundespräsidenten-Wahlkampf Ihren Konkurrenten unterstützt hat, Freud würde das Fixierung nennen. Aber das ist heilbar!“

Beim Duell Hofer gegen Meinl-Reisinger wurden „zwei völlig unterschiedliche Wählerschichten“ bedient, erklärt OGM-Chef Wolfgang Bachmayer. Daher blieben die beiden Parteichefs einander auch wenig schuldig.

Insbesondere bei der Frage, ob sich die FPÖ ausreichend von Rechtsextremen wie den Identitären abgrenzt, ging die Neos-Chefin in die Offensive. „Ihre Einzelfälle füllen aneinandergereiht ein ganzes Museum“, sagte Meinl-Reisinger. Sie meinte damit den  Auftritt von FPÖ-Politikerin Ursula Stenzel, die kürzlich an einem Fackelmarsch der Identitären teilgenommen hat. Dennoch sprach sie sich gegen ein Verbot des rechtsextremen Vereins aus, wie kürzlich von der ÖVP gefordert. Sie wolle "Vollidioten nicht zu Märtyrern machen".

Meinl-Reisinger lüftete Hofers Schafspelz in der Identitären-Debatte“, sagt TV-Experte Gerald Groß.  „Einer energisch-bestimmt agierenden Meinl-Reisinger konnte Hofer nur das klassische Ausländer-Thema und recycelte Pointen aus früheren Duellen  wie ,Ich verhelfe Ihnen zu mehr Redezeit, sie machen eh’ Werbung für mich’ entgegensetzen.“ 

Alle Inhalte anzeigen

Hofer gegen Kogler: "Keine Wurstsemmel vererben"

Alle Inhalte anzeigen

Das zweite Duell des Abends ähnelte in vielerlei Hinsicht dem ersten: Wieder saß FPÖ-Chef Norbert Hofer am Tisch; und wieder saß ihm – diesmal mit Grünen-Boss Werner Kogler – ein Parteichef gegenüber, der bei  gesellschaftspolitischen Themen oft  das exakte Gegenteil vertritt.

So war es nicht weiter verwunderlich, dass Kogler gleich zu Beginn die Integrität der FPÖ und ihrer Protagonisten in Zweifel zog: „Das Muster ,Oppositionsbank-Regierungsbank-Anklagebank’ kommt bei ihnen viel häufiger vor als bei anderen Parteien.“ Hofer bleibt freundlich und  referiert fast geduldig die Erfolge der türkis-blauen Bundesregierung.

Als Kogler erklärt, warum  die unter Türkis-Blau beschlossene neue Mindestsicherung „zigtausende Kinder“ an die Armutsgrenze gedrängt hat, bringt der Freiheitliche das Beispiel einer ausländischen Absahner-Familie, die monatlich 8252 Euro netto zur Verfügung haben soll und sich trotz vieler Kinder die Kosten für eine künstliche Befruchtung hat zahlen lassen.  Koglers Konter: „Ihr Beispiel kann niemand überprüfen.“

Kogler ist für, Hofer gegen Erbschaftssteuern. „Das Geld, das vererbt wird, ist  ja bereits versteuert worden“, sagt der Blaue.  „Wenn ich mir eine Wurstsemmel kaufe, habe ich auch vorher  Einkommenssteuern gezahlt“, antwortet Kogler. Darauf wieder Hofer: „Sie werden ja wohl keine Wurstsemmel vererben.“

„Weil beide einander beim Elektorat nicht ins Gehege kommen und wohl auch keine Koalitionsverhandlungen miteinander führen werden, können sie entspannt miteinander umgehen“, analysiert Gerald Groß.

Das Duell war aber nicht ohne Gefahr. Warum? „Manche Grüne werden Kogler seinen amikalen Umgang mit Hofer ankreiden –  und umgekehrt detto.“

Den gesamten gestrigen Abend im können Sie hier im Detail nachlesen: