WKStA-Staatsanwältin gab Interna an Oberstaatsanwaltschafts-Leiter weiter
Von Diana Dauer
Die ehemalige Staatsanwältin der Wirtschafts- und Korruptionsanwaltschaft (WKStA) Linda Poppenwimmer verließ die WKStA vor Kurzen für die Kanzlei Ainedter & Ainedter. In der Pressemitteilung der Kanzlei wurde ihr Motiv so zitiert: "Die staatsanwaltschaftliche Arbeit" werde "zunehmend durch ein vergiftetes und von Freund-Feind-Denken bestimmtes Klima überlagert".
Wie der am Standard am Freitag berichtet, dürfte ihr der Loyalitäts-Melange aber selbst nicht so fremd gewesen sein. Sie soll als WKStA-Staatsanwältin Interna der Behörde und Informationen über Verfahren an den den Leiter der Oberstaatsanwaltschaft Wien, Johann Fuchs, weitergegeben haben.
Reger Austausch
Die beiden sollen über Monate hinweg über 390 Chat-Nachrichten ausgetauscht haben. Damit hatte Johann Fuchs nach der Entmachtung des suspendierten Sektionschefs Christian Pilnacek eine nächste Vertrauensperson in der WKStA, die ihn auf dem Laufenden gehalten hat.
In einer der Nachrichten schrieb Poppenwimmer an Fuchs: "Ich hoffe, dass du weißt, dass du dich zumindest auf meine Loyalität immer verlassen kannst.“
Die Nachrichten wurden im Auftrag der Staatsanwaltschaft Innsbruck von IT-Experten ausgewertet. Sie wirft Poppenwimmer vor, "Informationen, welche Verfahren sowie Behördeninterna der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft betreffen (…) an den Beschuldigten" Johann Fuchs weitergegeben zu haben.
Kalendereinträge bis Ermittlungsdetails
Konkret soll Poppenwimmer Fuchs Interna der WKStA, von Kalendereinträge der Kollegen und Kolleginnen zu wichtigen Besprechungen, handschriftlichen Vermerken der Ermittler, Infos über aktuelle Ermittlungen und über die Stimmung in der WKStA via Whatsapp informiert haben.
Im Dezember 2019 schrieb Poppenwimmer an Fuchs: "Bei nächster Gelegenheit kann ich dir noch ein paar interessante Dinge zu Leaks und politischen Motiven in der WKStA erzählen (...) Da tun sich Abgründe auf."
Der rege Informationsaustausch ist brisant, da Johann Fuchs und Christian Pilnacek vorgeworfen wird, Informationen über bevorstehende Hausdurchsuchungen geleakt zu haben. Das wird sowohl von Fuchs als auch Pilnacek dementiert.
Posten als Belohnung?
Poppenwimmer und Fuchs streuen sich in ihren Nachrichten Rosen und Dankeschöns. Der Standard spekuliert, dass Poppenwimmer bei ihrem Handeln möglicherweise einen Aufstieg in die Generalprokuratur im Sinn hatte und auf die Unterstützung Fuchs' hoffte. Ende Februar 2020 schrieb sie an Fuchs: Ein hoher Justizbeamte soll ihr ein "Okay für die nächste Genprok-Zuteilung (Generalprokuratur, Anm.) gegeben hat. Jetzt müssen wir nur mehr die Behördenleiterin (der WKSTA, Anm.) überzeugen". Johann Fuchs wollte darauf die "die Zuteilungsfrage" in der nächsten Woche ansprechen.
Poppenwimmer landete dann auch auf einem Posten in der Generalprokuratur von dem sie aktuell für ein Jahr karenziert ist, um in der Anwaltei Ainedter & Ainedter "Erfahrung zu sammeln", berichtet der Standard.
Der Falter berichtete am Freitag auch von regem Kontakt zwischen Fuchs und dem ehemaligen Strafsektionschef Christian Pilnacek. Letzterer wollte offenbar einen Staatsanwalt der Soko-Tape in der Causa Ibiza obervieren lassen.