Politik/Inland

Warum sollst du nicht herhauen? Darum geht es beim Ethikunterricht

Im heutigen Ministerrat wird eine jahrzehntelange Diskussion beendet. Bundesminister Heinz Faßmann schafft Tatsachen, mit dem Schuljahr 2020/’21 wird der Schulversuch Ethik an AHS-Oberstufen und an Polytechnischen Schulen zum regulären Unterrichtsfach. Ein Jahr später sollen die berufsbildenden mittleren und höheren Schulen (BMHS) folgen.

Der Ethik-Unterricht wird aber nur für jene Schüler verpflichtend sein, die nicht den Religionsunterricht besuchen – egal ob sie konfessionslos sind oder sich einfach nur vom Religionsunterricht abgemeldet haben. Worum geht es genau?

Was ist Ethik?

Die Ethik ist ein Teilbereich der Philosophie, der sich mit dem menschlichen Handeln befasst, also eine Lehre über Werte. Vereinfacht kann man sagen: Ethik ist die Lehre vom moralischen Handeln, es geht um die Unterscheidung von Gut und Böse.

Was soll an Schulen unterrichtet werden?

Bildungsminister Faßmann erklärte die drei großen Themenfelder, die behandelt werden sollen: „Erstens geht es um das Ich und Du, der respektvolle Umgang miteinander, wie Konflikte ausgetragen werden.“

„Das zweite Thema sei „Wir und die Welt“: „Wie gehen wir mit der Welt um, was ist Nachhaltigkeit, wie steht es um mein Konsumverhalten, oder wie sieht die Gerechtigkeit in der Welt aus zwischen dem Norden und dem Süden. Aber auch die Frage, wie geht man mit neuen Technologien um, oder wer steuert zum Schluss eigentlich wen?“ Und drittens, so der Minister, gehe es darum, dass sich die Schüler einen „Überblick“ verschaffen über Weltreligionen und philosophische Strömungen. Das Fach sei „Sport und Bewegung für den Geist“.

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Wer soll unterrichten?

Alle Pädagogen, vom Geografielehrer bis zum Religionslehrer. Voraussetzung ist natürlich ein gültiges Lehramt. Laut Ministerium müssen nun an der Oberstufe 1.300 Lehrer für das Fach weiterqualifiziert werden. Mit Herbst soll die ein Semester dauernde berufsbegleitende Fortbildung an den Pädagogischen Hochschulen starten, die Pädagogen müssen sich aber auch danach weiterbilden.

Wird nicht jetzt schon Ethik unterrichtet?

Ja, derzeit wird Ethik an 211 AHS und BMHS als Schulversuch angeboten – und das mit Erfolg.

Kommt auch ein Ethikunterricht in den Mittel- und Volksschulen?

Ja. Ab Herbst 2021 wird auch hier Ethikunterricht angeboten – allerdings nicht flächendeckend, sondern nur in ausgewählten Pilotschulen. Wie viele das sein werden, ist unklar. Die Fragen, die geklärt werden können, sind einfach – aber sehr relevant: Warum sollst du niemanden hauen? Wie geht es Dir, wenn ich Dir Deine Stifte wegnehme? Was macht das mit Dir und mir, wenn Du lügst?

Wie sehen das die anderen Parteien?

Die Idee wird begrüßt, die Umsetzung – Ethik nur für jene, die sich von Religion abmelden – nicht. Wiens Bildungsstadtrat Jürgen Czernohorszky spricht deshalb von einer „verpassten Chance des Bildungsministers“, und auch die Neos wollen ein verpflichtendes Schulfach „Ethik und Religionen“ für alle Schüler.