SPÖ-Mitgliederbefragung: Doskozil gewinnt vor Babler, Rendi nur Dritte
Machtwechsel in der SPÖ: Hans Peter Doskozil hat die SPÖ-Mitgliederbefragung über Parteivorsitz und kommende Spitzenkandidatur für sich entschieden. Laut dem von der Vorsitzenden der Wahlkommission Michaela Grubesa Montagnachmittag verkündeten Ergebnis erhielt der burgenländische Landeshauptmann 33,7 Prozent der Stimmen. Platz zwei ging an Andreas Babler, Dritte wurde Amtsinhaberin Pamela Rendi-Wagner.
Das Ergebnis war außerordentlich knapp. Babler holte 31,5 Prozent, Rendi-Wagner kam auf 31,4 Prozent. 3,46 Prozent waren gegen alle drei Optionen. Die Beteiligung lag bei bemerkenswerten 72,4 Prozent.
➤ Porträt: Hans Peter Doskozil - ein Burgenländer auf dem Weg an die Spitze
➤ Porträt: Andreas Babler - gekommen, um zu bleiben
➤ Porträt: Rendi-Wagner: Wie sich die erste Frau an der SPÖ-Spitze ins Out manövrierte
Wie Grubesa ausführte, waren 147.939 Mitglieder der SPÖ wahlberechtigt. Insgesamt wurden 107.133 Fragebögen abgegeben. Davon waren 106.952 gültig ausgefüllt, 181 Stimmen ungültig, was einer Wahlbeteiligung von 72,39 Prozent entspricht.
Rege Teilnahme
In einer schriftlichen Stellungnahme dankte Rendi-Wagner den Mitgliedern für die rege Teilnahme: "Jede Stimme, die abgegeben wurde, war wichtig - weil sie aus der Überzeugung heraus abgegeben wurde, die SPÖ wieder zu einen und stark zu machen." Auch wenn es ein sehr knappes Ergebnis sei, sei es aus ihrer Sicht "zu respektieren".
Am Dienstag im Präsidium und im Bundesparteivorstand werde man gemeinsam die nächsten Schritte und den Bundesparteitag besprechen - Zielrichtung eine sozialdemokratisch geführte Bundesregierung. Rendi-Wagner hatte im Vorfeld - wie Doskozil - angekündigt, sich jedenfalls an das Mitglieder-Votum halten zu wollen. Ob sie wie avisiert nun abtritt, wird sie wohl morgen in einer bereits angekündigten Presseerklärung vor den Gremien kundtun.
Spannung vor Parteitag
Endgültig entschieden wird der Parteivorsitz erst bei einem Parteitag Samstag kommender Woche. Dieser verspricht nun besondere Spannung, hat Babler doch angekündigt, bei diesem zu kandidieren, sollte das Ergebnis nicht eindeutig sein. Rendi-Wagner hat hingegen zugesichert, sich aus der Politik zurückzuziehen, sollte sie bei der Mitgliederbefragung nicht Platz eins erringen.
"Ich bin geflasht"
"Das ist sensationell, ich bin geflasht", sagt Babler-Vertrauter Nikolaus Kowall in einer ersten Reaktion zum KURIER. Babler werde definitiv beim Parteitag kandidieren, so Kowall. Mehr noch: "Jetzt muss es eine Stichwahl unter den Mitgliedern geben, das geht nach so einem engen Ergebnis gar nicht anders."
Die Wahlkommission hatte seit 10 Uhr Früh unter höchster Geheimhaltung getagt. Die Stimmen wurden am Vormittag aus Niederösterreich nach Wien geführt und im Anschluss die postalischen mit den elektronisch abgegebenen zusammengeführt. Zudem wurde eine breite Stichprobe genommen.
Das gesamte Prozedere sei von der Wahlkommission "nach bestem Wissen und Gewissen" geprüft und für korrekt befunden worden, betonte Grubesa. Die Korrektheit der Auszählung sei einstimmig festgestellt worden. Sowohl die postalischen als auch die online abgegeben Fragebögen seien unter Wahrung der Identität ausgezählt worden.
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