"Brandgefährlich": Gesundheitsminister und FPÖ-Chef wollen miteinander reden
Von Johanna Hager
Die Infektionszahlen in Österreich steigen täglich und das eklatant. Am Samstag melden Gesundheits- und Innenministerium 6.102 neu registrierte Infektionen. 273 Menschen werden gegenwärtig auf Österreichs Intensivstationen wegen Corona behandelt. Die 7-Tages-Inzidenz liegt bei 317,0. Die Impfquote sei, das sagt der grüne Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein im Ö1-Journal, in Österreich im Vergleich zu anderen westeuropäischen Ländern schlecht. Und Mückstein sagt auch wie Bundeskanzler Alexander Schallenberg, dass es "gewisse politische Kräfte" im Land gebe, die die Wirksamkeit der Impfung in Abrede stellen.
Der grüne Gesundheitsminister meint damit die FPÖ und insbesondere FPÖ-Chef Herbert Kickl, der erst von der Wirksamkeit von Bitterstoffen und jüngst vom Einsatz eines Entwurmungsmittel sprach. Das Medikament heißt Ivermectin und ist ein Antiparasatikum für Pferde mit starken Nebenwirkungen. "Das ist definitiv gefährlich", sagt Mückstein im Ö1-Interview, und: "Es ist definitiv brandgefährlich, dass auch Spurenelemente helfen".
Ob dieser und anderer Aussagen, der steigenden Infektionszahlen und der stagnierenden Impfraten will Mückstein nun auf Nachfrage das Gespräch mit Kickl suchen. "Ich werde mit ihm Kontakt aufnehmen", sagt der grüne Minister, denn: "Es ist zu befürchten, dass es zu einer Spaltung der Gesellschaft kommt".
Der Allgemeinmediziner führt weiter aus, dass alle in der Pandemie und vierten Welle gefragt sind. "Es ist zu befürchten, dass es zu einer Spaltung kommt. Wir haben nur Spitäler für alle, wir haben nur Schulen für alle."
Herbert Kickl lässt wenige Stunden später via Aussendung wissen: "Es würde mich sehr freuen, auch dem Gesundheitsminister erklären zu können, wie brandgefährlich seine 2,5-G-Regel am Arbeitsplatz und der damit verbundene Psycho-Terror gegen hunderttausende Menschen sind - und das alles, um noch mehr Menschen eine, wie sich immer deutlicher zeigt, ziemlich unwirksame Impfung aufzuzwingen."
Geht es nach Kickl, habe der grüne Gesundheitsminister dafür zu sorgen, dass das Gesundheitssystem in der Pandemie funktioniere. Die Regierung habe indes die "letzten beiden Sommer völlig verschlafen" und sich "auf Panikmache und das Schikanieren der Bevölkerung konzentriert".
Trotz harscher Kritik bleibt Herbert Kickl in seiner Aussendung bei dem Einsatz von "einer Vielzahl von Medikamenten, die ein großes Potenzial" hätten zur Vorbeugung und Behandlung von Corona. "Wenn man sie richtig anwendet, muss man nicht die gesamte Bevölkerung in die Nadel treiben." Auch darüber wolle der FPÖ-Chef sich gerne mit dem grünen Minister unterhalten.
Ebenfalls am Samstag appellierte SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner, von der Möglichkeit der Impfung Gebrauch zu machen.
"Das Bild des letzten Winters wiederholt sich“, sagte Rendi-Wagner, „weil wir es im Sommer und Herbst nicht geschafft haben eine 80-prozentige Durchimpfung zu erreichen“. Es sei aus ihrer Sicht daher nötig, gemeinsam mit „Kolleginnen und Kollegen“ einen Appell an die Bevölkerung zu richten, sich impfen zu lassen.
"Sonst wird uns Corona mit all seinen schrecklichen Konsequenzen weiter erhalten bleiben“. Die bisherige Impfkampagne der Regierung stieß zwar an ihre Grenzen, Studien zeigten aber, dass es durchaus möglich wäre, 15 bis 17 Prozent an „Zögerlichen“ zu erreichen, würde man Interessierte besser aufklären und niederschwellige Impfmöglichkeiten anbieten, meinte die Ärztin. "Aber Resignation kann keine Option sein“.