Politik/Inland

Ingrid Korosec will mehr Entlastung für pflegende Angehörige

Knapp eine Million Menschen ist in Österreich in die Pflege von hilfsbedürftigen Menschen eingebunden. Mehr als die Hälfte davon sind laut einer Studie des Sozialministeriums (2019) Frauen.

"Sie pflegen 80 Prozent der Pflegebedürftigen. Das sind über 300.000 Frauen, die in der Regel unbemerkt und unbezahlbare Arbeit leisten", sagt ÖVP-Politikerin und Seniorenbundpräsidentin Ingrid Korosec

Anlässlich des Tags der pflegenden Angehörigen, der am 13. September begangen wird, rechnet Korosec vor, wie viel "informelle Pflege" in Österreich geleistet wird: "Angehörige leisten mehr als 600 Millionen Stunden jährlich. Das entspricht 290.000 Vollzeitstellen, und das heißt auch, dass ohne pflegende Angehörige eine umfassende Betreuung in Österreich gar nicht möglich wäre."

Das jetzige System dränge Angehörige geradezu systematisch in die Pflege. Mit folgenschweren Konsequenzen.

"Aus Zuneigung kümmert man sich um den Vater oder die Mutter, zuerst nur wenige Stunden in der Woche und findet sich plötzlich in einem Fulltimejob wieder. Der Lohn für diesen aufgezwungenen Fulltime-Job sind chronische Überlastung und Selbstausbeutung sowie drohende Altersarmut bei Frauen, die ihr Berufsleben hintanstellen müssen", befindet die ÖVP-Politikerin.

"Ehefrauen haben es verdient, wieder Ehefrauen sein zu dürfen"

Sie fordert deshalb im Zuge der Pflegereform, dass "professionelle Hilfe in Österreich unkomplizierter verfügbar und leistbarer wird" und "Angehörige wieder Angehörige sein dürfen. Ehefrauen und Töchter haben es verdient, Ehefrauen und Töchter sein zu dürfen". Konkret soll das Angebot von mobilen Diensten und Tageszentren massiv ausgebaut werden - auch, um pflegende Angehörige dauerhaft zu entlasten. 

"Zentrale Anlaufstelle fehlt"

Weiters schlägt Korosec ein "Stop-Shop-Prinzip für Pflege und Betreuung vor,  damit Betroffene mit ihren Anliegen nicht zwischen den Institutionen hin und her verwiesen werden". Es fehle eine zentrale Anlaufstelle, der "Kompetenz-Dschungel zwischen Bund, Ländern und Gemeinden" sei für den Einzelnen kaum durchdringbar.