Kickls Corona-Tour: Cluster nach Events in Kärnten und Niederösterreich
Die "Freiheitstour" von FPÖ-Obmann Herbert Kickl Anfang November endete mit Nebenwirkungen.
In Kärnten, wo die Tour die ihn von Wolfsberg bis nach Gmünd geführt hat, finden zur Stunde schon heftige Debatten statt. In Wolfsberg hatte am 5. November eine Großveranstaltung der FPÖ stattgefunden. In zeitlicher Nähe schnellten in dem Bezirk die Infektionszahlen abrupt in die Höhe, derzeit liegt die Sieben-Tage-Inzidenz über 2.000, der Bezirk ist damit trauriger Spitzenreiter in Österreich.
Die Kärntner Gesundheitslandesrätin Beate Prettner (SPÖ) hatte am Dienstag bei einer Pressekonferenz auf den zeitlichen Zusammenhang zwischen Kickls Besuch in Wolfsberg und die steigenden Infektionszahlen hingewiesen und Kritik an den Freiheitlichen geübt. Zusätzlich Stoff für Debatten gab es, nachdem bekannt wurde, dass der Sänger der Volksmusikgruppe "Die Fidelen Mölltaler", Ludwig "Lucky" Ladstätter, am Montag nach zwei Wochen Kampf gegen Corona im Krankenhaus Wolfsberg gestorben ist.
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Das Landeskrankenhaus in Wolfsberg ist nach Auskunft der Kabeg voll ausgelastet. Da es bei den Intensivpatienten Kooperationen zwischen allen Spitälern des Landes gibt, ist die Frage, ob die Intensivstation in Wolfsberg überlastet ist, so nicht zu beantworten. Aktuell werden in Kärnten 57 Personen coronabedingt intensivmedizinisch versorgt.
Keine Masken, kein Abstand: FPÖ-Kollegen jubelten
Auch in Niederösterreich trat nach einem Termin der FPÖ-Freiheitstour ein örtlicher Anstieg der Infektionszahlen auf. In Feistritz am Wechsel (Bezirk Neunkirchen) könnte ein Corona-Cluster mit einem Auftritt von Kickl und Gefolge am 23. Oktober zusammenhängen.
An die 200 Anhänger hatten sich vor der Bühne der Freiheitlichen beim Gasthaus Burgkeller versammelt – zu Volksfeststimmung. Dass weder Babyelefant noch Maske bei den Besuchern zu sehen waren, wurde von Kickl, Niederösterreichs FPÖ-Chef Udo Landbauer und Parteikollegen lautstark bejubelt. Anscheinend hatte das Virus dadurch leichtes Spiel. 14 Tage nach dem Event zählte die 1.000-Seelen-Gemeinde Feistritz die höchste Zahl an positiven Fällen. 57 waren es, bestätigt ÖVP-Bürgermeister Franz Sinabel. Der eklatante Anstieg an Infektionen sei auffällig gewesen. Vor Schuldzuweisungen will sich der Ortschef aber hüten. Er hatte bereits im Vorfeld Bedenken an der Veranstaltung geäußert, weil die Sicherheit direkt neben der Bundesstraße nicht gegeben war.
Auch das Wirtshaus, bei dem die Freiheitstour stattfand, war von dem Cluster betroffen und musste geschlossen werden. Der Wirt selbst hatte am Tag des Event bereits Symptome.
Kaiser: "Lassen Sie sich nicht von Wunderheilern missbrauchen"
Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) legte am Mittwoch noch einmal mit einer Videobotschaft nach. Ohne Kickl beim Namen zu nennen, kritisierte Kaiser die Verharmlosung von Covid-19 und die teilweise propagierten alternativen Behandlungsmethoden "entgegen jeder Vernunft und entgegen allen wissenschaftlichen Fakten".
Da werde behauptet, man könne diesen Feind besiegen, "indem man sich selbst mit gefährlichen Tierpräparaten oder alternativ mit Wattebäuschchen in Form von Aspro aufmunitioniert, dieser Feind, das Coronavirus bedroht uns weiterhin, jede und jeden Einzelnen", so Kaiser. Die einzig wirksame Waffe sei die Corona-Schutzimpfung, deren Wirksamkeit belegt sei.
Kaiser: "Bitte lassen Sie sich nicht von selbst ernannten Wunderheilern missbrauchen, die ja nicht Ihr, unser oder das Wohl unserer Kinder im Auge haben, sondern aus purem politischem Eigennutz und mit Blick auf Umfragewerte zu Demonstrationen gegen Schutzmaßnahmen aufrufen." Diese politischen Scharlatane würden sich zu Verbündeten des gemeinsamen Feindes machen, zu Verbündeten und Komplizen des Coronavirus.
Kaiser forderte auch Solidarität ein, vor allem mit den Kindern: "Dass jetzt vor allem sie, unsere Kinder, in die Pflicht genommen werden sollen, indem vielfach verlangt wird, Kinder aus Schulen auszusperren, ihnen zu verbieten sich mit Freundinnen und Freunden in einem geregelten Unterricht gemeinsam das Rüstzeug für ein erfülltes, mit notwendigen Sozialkontakten bereichertes Leben zu erarbeiten, das können wir als verantwortliche solidarische Gemeinschaft nicht zulassen." Man würde diese Diskussionen auch nicht führen müssen, würden sich deutlich mehr Erwachsene impfen lassen.
Jetzt sei die Zeit gekommen, wo Erwachsene nicht mehr fragen und fordern sollten, was das Land alles für sie tun könne, damit "sie ungeimpft und damit ungeschützt sich hinter Kindern und dem Schutzschild aus all jenen Menschen, die sich impfen haben lassen, verstecken können". Jetzt müsse man etwas tun, betonte Kaiser.
FPÖ-Generalsekretär Michael Schnedlitz sieht in den Vorwürfen gegen seine Partei ein "Anpatzmanöver" der SPÖ. Er betonte, im Rahmen der Freiheitstour der FPÖ in Kärnten am 5. und 6. November seien alle gültigen Corona-Regeln eingehalten worden. "Sämtliche Besucher wurden beim Eintritt kontrolliert, und zwar nicht etwa durch FPÖ-Mitarbeiter, sondern durch eine eigens engagierte Security-Firma", sagte Schnedlitz am Mittwoch in einer Aussendung. Eingelassen sei nur worden, wer einen 3-G-Nachweis vorlegen konnte. Er wies zudem darauf hin, dass es am gleichen Abend in Villach und Klagenfurt zwei Eishockeyspiele mit Tausenden Besuchern gegeben habe. Hier gebe es keine Vorwürfe Prettners, kritisierte Schnedlitz.