Politik/Inland

Experte: "Eine dritte Welle würden wir nur bedingt verkraften"

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Wie sieht es an diesem Donnerstag in Österreichs Intensivstationen aus? Entspannt sich die Lage? Und falls nicht - wie lange dauert es noch?

Gemeinsam mit den Chefs der Gesundheit Österreich, Herwig Ostermann, und dem Präsidenten der Gesellschaft für Intensivmedizin, Klaus Markstaller, gab Gesundheitsminister Rudolf Anschober  einen Überblick darüber, wie hoch die Belastung der heimischen Spitäler ist. Und eines vorweg: Die Lage ist entspannter, aber längst nicht entspannt.

2.686 neu Infizierte, R-Wert bei 0,81

Die gute Nachricht: Zuletzt ist die Zahl der Intensivpatienten mit Covid-19 gesunken. Vom absoluten Spitzenwert Ende November, der weit über 700 lag, sank die Zahl auf knapp 600. Mit Donnerstag hielt sie bei 610, sagte Anschober. Der R-Wert pendelt zwischen 0,81 und 0,84, die 7-Tages-Inzidenz liegt bei 229, und die Zahl der Neu-Infizierten bei 2.686.

"Die große Katastrophe konnte verhindert werden", so Anschober. Der Minister meint damit die kritische Grenze von rund 800 Betten. Steigt die Zahl der Covid-19-Patienten österreichweit über diesen Wert, dann würde es zu Triagen kommen, sprich: Die Ärzte könnten nicht jedem Patienten, der eine Intensiv-Behandlung benötigt, diese auch zukommen lassen; sie müssten zwischen Patienten triagieren, also wählen.

Trotz des  positiven Trends warnte Intensivmediziner Markstaller vor Sorglosigkeit. "Unser Durchschnittsalter (bei den Covid-19-Patienten auf Intensivstationen, Anm.) liegt am AKH-Wien derzeit bei 55 Jahren", so Markstaller. Das bedeute, dass mittlerweile auch 20-, 30-Jährige Patienten mit schweren Covid-19-Verläufen vermehrt in der Intensivstation landen. "Und da sind einige dabei, die haben keine schweren Vorerkrankungen."

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Auch der Linzer Primar Bernd Lamprecht berichtete über die Situation vor Ort. In Oberösterreich waren am Donnerstag 123 der 150 für Covid-19-Patienten reservierten Intensiv-Betten bereits belegt. "Wir haben keinen Spielraum für steigende Infektionszahlen", sagte Lamprecht. Von ihm wie auch von Standeskollege Markstaller kam der eindringliche Appell, die sozialen Kontakte zu reduzieren. Nicht alles, was ausdrücklich nicht verboten sei, sei auch klug. Lamprecht erinnerte daran, dass das Spitalspersonal schon jetzt und seit Wochen über Gebühr belastet werde. "Diese Belastung ist nicht auf Dauer auszuhalten." 

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Der Chef der Gesundheit Österreich, Herwig Ostermann, berichtete, dass die Zahl der Neu-Infektionen derzeit im Sinken begriffen ist - "allerdings ist sie noch immer auf einem sehr hohen Niveau". So liege die Zahl der Intensivpatienten mit Covid-19 mit 610 de facto um 100 Fälle niedriger als in der bislang schlimmsten Phase. Allerdings betrage die durchschnittliche Verweildauer von Corona-Patienten auf Intensivstationen mittlerweile 19 Tage. "Die Zahl der Intensivpatienten ist gesunken, sie hat sich aber auf einem hohen Niveau eingependelt." Für die nächsten Tage rechne man mit 2100 Neu-Infektionen pro Tag; dieser Wert solle auf durchschnittlich 1600 absinken - und damit auch zu einer Entlastung der Spitäler führen. 

Ostermann machte aber deutlich, dass diese Annahme nur dann zutreffe, wenn die Disziplin der Bevölkerung nicht nachlasse. Und er verband den Ausblick mit einer Warnung: "Eine dritte Welle verkraften wir nur bedingt." Warum? Derzeit seien die Intensivstationen noch mit Patienten der zweiten Welle belegt. Sollte es zu einem neuerlichen Anstieg kommen, könnten die freien Betten und Betreuungsmöglichkeiten sehr rasch ausgeschöpft sein. 

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