Politik/Ausland

Wegen Frachter-Angriffe der Houthi-Rebellen: China droht dem Iran

Seit Beginn des Gaza-Kriegs zwischen Israel und der Hamas greifen Houthi-Rebellen immer wieder Frachter im Roten Meer und im Golf von Aden an, denen sie Verbindungen zu Israel vorwerfen. 

Die Miliz sieht sich als Teil der gegen Israel gerichteten "Achse des Widerstands", der auch die radikalislamische Hamas angehört. 

➤ Mehr dazu: Unterschätzte Houthi-Rebellen: Was wollen sie im Gazakrieg?

Große Reedereien meiden zunehmend die Route über das Rote Meer, über die normalerweise etwa zehn Prozent des Welthandels laufen. Mit teils massiven Folgen: Der Handel über den Suez-Kanal etwa ist laut UN in den letzten beiden Monaten um 42 Prozent gesunken. 

"Wir sind sehr beunruhigt über die Angriffe gegen den Schiffsverkehr im Roten Meer", kommentierte Jan Hoffmann von der UN-Welthandels- und Entwicklungskonferenz die Entwicklung.

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Die Zahl der wöchentlich durch den Suez-Kanal fahrenden Containerschiffe habe um 67 Prozent im Vergleich zum Vorjahr abgenommen, sagte Hoffmann weiter. Der Öltransit sei um 18 Prozent gesunken.

China ermahnt Iran

Chinesische Regierungsmitarbeiter haben ihre iranischen Kollegen nun darauf hingewiesen, die Geschäftsbeziehungen mit Peking zu gefährden, sollten diese die Angriffe der Houthi-Miliz im Roten Meer nicht eindämmen. Dies erklärten vier mit der Angelegenheit vertraute Personen aus dem Iran sowie ein Diplomat.

China soll einem der Insider zufolge sinngemäß gesagt haben: "Wenn unsere Interessen in irgendeiner Weise verletzt werden, wird sich das auf unsere Geschäfte mit Teheran auswirken. Sagen Sie also den Houthis, sie sollen sich zurückhalten." Die chinesischen Regierungsmitarbeiter sollen jedoch keine spezifischen Bemerkungen darüber gemacht haben, wie Pekings Handelsbeziehungen mit dem Iran zukünftig beeinträchtigt werden könnten. 

Vor drei Jahren rückten Peking und Teheran wirtschaftlich enger zusammen und unterzeichneten ein auf 25 Jahre angelegtes Kooperationsabkommen. In den Bereichen Verkehr, Häfen, Energie, Industrie und Dienstleistungen strebte man fortan vertiefte Zusammenarbeit an.

Zentrale Handelsrouten

Das Rote Meer und der Suez-Kanal sind zentrale Handelsstraßen für den Welthandel, rund 20.000 Schiffe passieren normalerweise den Suez-Kanal pro Jahr. Wegen der Angriffe meiden sie diese Route aktuell und nehmen den Umweg um die Südspitze Afrikas.

Dadurch allerdings kann die Reise bis zu eine Woche länger dauern, außerdem verursacht der Umweg zusätzliche Treibstoffkosten in Höhe von hunderttausenden Euro.

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Nur geringe Preissteigerungen erwartet

Auf die Konsumentenpreise dürfte sich das nur bedingt durchschlagen. Bei Elektronikzubehör, Bauteilen für Handys oder Textilwaren, die über das Rote Meer nach Europa gelangen seien moderate Preisanstiege zu erwarten, so die Einschätzung von Ökonomen des Wifo und des IHS.

Die Frächter würden aufgrund der steigenden Kosten die Preise für ihre Vorleistungen erhöhen, was sich letztlich auf die Preise der Produkte umwälzen werde, erklärt Harald Oberhofer, Ökonom am Wirtschaftsforschungsinstitut Wifo. Die Anstiege beim Warenwert vermutet Oberhofer allerdings nur im niedrigen einstelligen Prozentbereich.

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Entwarnung gibt auch der Inflationsexperte Sebastian Koch vom Institut für Höhere Studien (IHS). "Man muss erwarten, dass punktuell Preise nach oben gehen. (...) Es hat einen Effekt, der ist aber sehr klein", so Koch. Zu bedenken gab er, dass sich die aktuelle Lage im Gegensatz zur Situation während der Coronapandemie, als neben Lieferketten die Produktion beeinträchtigt war, anders gestalte. 

Hier handle es sich um eine "reines Transportproblem", mit dem die Wirtschaft aufgrund der Erfahrungen in der Coronakrise besser zurechtkomme.

Dämpfend wirkt laut Oberhofer die gebremste Konjunkturstimmung. "Eine Sache, die dem (den Preissteigerungen, Anm.) entgegenwirkt, ist der Umstand, dass in Europa die aktuelle Konjunkturlage alles andere als rosig ist. Das bedeutet, dass die Nachfrage nach diesen Produkten relativ niedrig ist und daher der Preisanstieg geringer ausfällt."

Und leichte Transportverzögerungen seien für die Industrie großteils verkraftbar.