Streit um Zölibat: Papst Franziskus beurlaubt Georg Gänswein
Von Susanne Bobek
Hintergrund der Beurlaubung des Präfekten des Päpstlichen Hauses, Erzbischof Georg Gänswein, ist ein Buch über den Zöllibat, zu dem der emeritierte Papst Benedikt XVI einen Aufsatz über das katholische Priestertum beigesteuert hat.
Eine üble Intrige gegen Papst Franziskus. Der hat entschieden: Kurienerzbischof Georg Gänswein (63) muss sich ins Kloster Mater Ecclesiae in den Vatikanischen Gärten zurückziehen. Dorthin wo sein großer Mentor Papst emeritus Benedikt XVI. lebt. Als sein Privatsekretär soll er mehr Zeit mit dem 92-Jährigen verbringen.
Bei den Audienzen von Papst Franziskus wird der nunmehr als Präfekt des Päpstlichen Haushaltes beurlaubte Baden-Württemberger nicht mehr öffentlich auftreten. Das Zerwürfnis zwischen dem erzkonservativen deutschen Papst und seinem Alter Ego auf der einen Seite und dem reformwilligen argentinischen Papst er scheint endgültig. Bereits zu Beginn von Franziskus Amtszeit hatte Gänswein den bescheidenen Lebensstil des Neuen nicht goutiert.
Weihe für Verheiratete
Bei der Amazonas-Synode im Oktober wurde Papst Franziskus empfohlen, der Priesterweihe von „viri probati“, verheirateten Männern im langjährigen Kirchendienst, in Ausnahmefällen zuzustimmen. Und alle nahmen an, dass Franziskus genau das in seinem postsynodalen Schreiben, das am 12. Februar erscheinen soll , verkünden wird.
Doch da verschätzte er sich im alten Kirchengelehrten Joseph Ratzinger und dessen Gehilfen Georg Gänswein. Bereits Mitte Jänner erschien ein Vorabdruck eines Buches des erzkonservativen Kardinals Robert Sarah unter Mitarbeit von Altpapst Benedikt XVI. in der französischen Zeitung Le Figaro. In dem inzwischen auf französisch und englisch erschienenen Buch „Aus den Tiefen unserer Herzen“ nehmen Sarah und Benedikt XVI. eindeutig Position im Streit um die Bedeutung der Ehelosigkeit für Priester. Nach ihrer Überzeugung sind die Ehelosigkeit und der Verzicht auf eine eigene Familie unabdingbare Voraussetzung für das geweihte Amt des Priesters in der Weltkirche.
Scheinheilige Ausreden
Der pensionierte Papst kann es nicht lassen, sich einzumischen. Da nutzten auch die Beteuerungen und scheinheiligen Ausreden von Gänswein nichts mehr: Denn er und Kardinal Sarah gerieten in heftigen Streit und widersprachen einander diametral.
Der italienische Autor Antonio Socci hatte auf seiner Facebook-Seite unter Berufung auf „glaubwürdige Quellen im Vatikan“ behauptet, dass Franziskus persönlich Gänswein zu sich gerufen habe und ihm „wütend“ befohlen habe, dass der Name Benedikts XVI. von der Titelseite des Sarah-Buchs „Aus den Tiefen unserer Herzen“ entfernt werden müsse.
Italienische Medien berichteten von „heftigen Begegnungen“ zwischen Gänswein und Papst Franziskus. Franziskus hätte schließlich gesagt, dass er Gänswein „nie mehr sehen“ wolle. Und auch wenn Benedikt zurückrudert: „Es ist ein Intrigenspiel übelster Art“ kritisiert die Reformbewegung „Wir sind Kirche“ den deutschen Kurienerzbischof.
Die Diskussionen über das Buch hatten im Jänner begonnen. Viele Kommentatoren deuteten dies als Krieg der Päpste: Hier der erzkonservative Benedikt, da der tolerantere Franziskus, der zumindest darüber nachdenkt auch verheiratete Männer als Priester zuzulassen.