Russland geht an drei Fronten in die Offensive
Von Konrad Kramar
Noch sind nicht alle Toten aus dem am Sonntag zerstörten Wohnblock in Donezk geborgen, doch die Anzeichen mehren sich, dass Russland seine laufende Offensive nicht nur im Osten des Landes noch massiver vorantreiben will.
Stellungen im Süden ausgebaut
Vor allem im Süden, in der für die Kontrolle der Schwarzmeerküste so wichtigen Provinz Kherson, werden für die kommenden Tage schwere Gefechte erwartet. Denn auch die Ukraine will hier versuchen, verlorene Gebiete zurückzuerobern. Seit Tagen konzentriert die ukrainische Armee ihre Angriffe auf russische Munitionsdepots und Treibstofflager. Die russische Armee aber verstärkt ihre Positionen im Eiltempo. Neue Reservisten sollen an die Front gebracht werden, um hier die eroberten Gebiete trotz der ukrainischen Angriffe zu halten.
Erfolgsmeldungen aus Donezk
Die weiterhin massivsten Angriffe der überlegenen russischen Artillerie konzentrieren sich auf den Osten. Eine regelrechte Bombardierungswelle auf zumindest fünf Städte der Region Donezk habe begonnen, berichten ukrainische Nachrichtenagenturen, Raketenwerfer, aber auch Panzer seien im Einsatz. Russland dagegen berichtet von Erfolgen bei Angriffen auf die strategisch wichtigste Stadt in der Donezk-Region, Slawjansk: Bei einem Angriff auf Slawjansk hätten russische Truppen bis zu Hundert gegnerische Soldaten getötet. Bei dem Raketenbeschuss einer Keramikfabrik, die einer ukrainischen Artillerieinheit als temporärer Standort und Munitionsdepot gedient habe, seien zudem mehr als Tausend Granaten für US-Haubitzen vom Typ M-777 zerstört worden.
Wieder Angriffe im Norden
Im Nordosten, rund um die Stadt Kharkiv, die ja unter ukrainischer Kontrolle geblieben ist, versucht Russland zumindest in den Orten, die man eingenommen und gehalten hat, eine zivile Verwaltung einzusetzen. Sogar eine neue Fahne wurde in einigen Dörfern gehisst, die laut russischer Nachrichenagentur TASS die "historische Verbundenheit mit Russland" zeigen soll. Auch die Artilleriangriffe auf Kharkiv selbst werden zu Wochenbeginn erneut verstärkt. Moskau hat offensichtlich auch den Norden der Ukraine noch nicht aufgegeben.