Politik/Ausland

Plötzlich in Jerusalem - Serbiens Präsident von Trump offensichtlich überrumpelt

Die Verwunderung ist ihm anzumerken, als Serbiens Präsident Aleksandar Vucic im Oval Office des Weißen Hauses plötzlich nervös in dem Vertrag herumzublättern beginnt, den er gerade unterschrieben hat.

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Eigentlich handelt es sich beim dem Papier um einen Vertrag zu Verbesserung der Wirtschaftsbeziehungen mit dem immer noch unliebsamen Nachbarn, dem Kosovo. Der hat sich ja 2008 endgültig unabhängig von Serbien erklärt. In Belgrad aber weigert man sich, die ehemalige Provinz als eigenen Staat anzuerkennen. Doch in dem Vertrag, den Experten als ziemlich nebulös bezeichnen, steht ein konkretes Faktum drinnen, das mit dem Kosovo eigentlich wenig zu tun hat.

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Trump: "Historischer Erfolg"

Serbien soll nach dem Vorbild der Vereinigten Staaten seine Botschaft in Israel von Tel Aviv nach Jerusalem verlegen. Trump, der wieder einmal von einem "historischen Erfolg" sprach, erwähnte das am Freitag nach dem Treffen mit Vucic und dem kosovarischen Ministerpräsidenten Avdullah Hoti.

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Noch in diesem Monat werde Serbien ein Handelsbüro in Jerusalem öffnen. Bis Juli kommenden Jahres solle dann die Botschaft Serbiens nach Jerusalem umziehen. Vucic war davon offensichtlich völlig überrumpelt und blätterte hektisch im Vertrag herum, was in den TV-Berichten ausführlich dokumentiert ist.

Für EU-Staaten vorerst Tabu

Ein ordentliches Hoppala für Serbien, das ja unbedingt rasch in die EU möchte. Dort hat ja noch kein Staat ernsthaft daran gedacht, wirklich dem Ruf der USA und Israels zu folgen und die Botschaft nach Jerusalem zu verlegen. Viel zu heikel. Schließlich ist der Status der Stadt eine der zentralen Streitfragen im Nahost-Konflikt. Israel beansprucht Jerusalem als seine „ewige und unteilbare Hauptstadt“. Den Anspruch der Palästinenser auf den Ostteil als künftige Hauptstadt eines unabhängigen Palästinenserstaats lehnt Israel ab.

Palästinenser verärgert

Entsprechend verärgert reagieren bereits die Palästinenser. Vucic sei Opfer eines Wahlkampf-Coups von Trump geworden - und mit ihm die Palästinenser und ihre historischen Rechte. Trump aber kümmert das wenig, Serbien und der Kosovo hätten "ihre Länder, den Balkan und die Welt" sicherer gemacht. Er freue sich darauf, beide Länder "in nicht allzu ferner Zukunft" zu besuchen.

 

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