Politik/Ausland

Montenegro: Europas sicherer Hafen für Russlands Oligarchen

Frieden scheint derzeit ein unbezahlbares Gut zu sein. Nicht so eine Staatsbürgerschaft in Montenegro: Knackige 450.000 Euro kostet die für ausländische Bürger. Im Gegenzug kann man dann etwa sein Vermögen in montenegrischen Banken lagern. Das dürften sich jetzt angesichts des Krieges in der Ukraine und den damit einhergehenden Sanktionen gegen treue Gefolgsleute Putins so manche wohlhabenden Oligarchen geleistet haben.

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Das von Montenegro im Jahre 2018 gestartete Programm, das von der EU-Kommission auch in ihrem Fortschrittsbericht kritisiert wurde, sieht vor, dass ausländische Bürger im Gegenzug für eine Überweisung bzw. Investition im Adriastaat von 100.000 Euro bis 450.000 Euro die montenegrinische Staatsbürgerschaft erhalten können. Wie die regierungskritische Tageszeitung Pobjeda am Freitag berichtete, hat die Regierung des scheidenden Premiers Zdravko Krivokapic zwischen Jahresbeginn und dem 15. Februar insgesamt 28 Russen eingebürgert.

Über 300 Einbürgerungen in einem Jahr

Laut Pobjeda hatte die Regierung von Krivokapic, die Anfang Februar gestürzt wurde, seit Dezember 2020 insgesamt 317 Einbürgerungen erteilt. In den Jahren zuvor soll es laut früheren Medienberichten bereits 2.000 Einbürgerungen gegeben haben.

Trotz der EU-Kritik hatte die Regierung Krivokapic Ende Dezember das Einbürgerungsprogramm um ein weiteres Jahr verlängert. Die neuen Bürger Montenegros stammen laut früheren Amtsangaben aus Ägypten, Russland, Belarus, Turkmenistan, Saudi-Arabien, China, Pakistan, dem Libanon, dem Iran, Kasachstan und Hongkong. Ihre Identität wurde von den Behörden nicht enthüllt. Laut Pobjeda schlossen sich ihnen seit Jahresbeginn neben 28 Russen auch vier US-Amerikaner russischer Abstammung, vier Südafrikaner, ein Ukrainer und ein Usbeke an.

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Montenegro schloss sich Ende Februar den  EU-Sanktionen gegen Russland an und sperrte in der Vorwoche auch seinen Luftraum für russische Flugzeuge. Ob es auch weitere konkrete Maßnahmen gab, ist nicht bekannt. Montenegrinische Medien hatten Anfang März spekuliert, dass so manche Luxusjacht im Besitz russischer Oligarchen nun den Jachthafen in der montenegrinischen Küstenstadt Tivat verlassen wird.

Gespaltene Bevölkerung

Der europäische Staat im Westbalkan ist bei russischen Urlaubern sehr beliebt: In den vergangenen Jahren stellten Russen im Schnitt ein Drittel aller ausländischen Touristen, gefolgt von Bürgern Serbiens. Die Bevölkerung in Montenegro ist gespalten, was das Verhältnis zu Russland angeht; Teile der Bevölkerung stehen jedoch hinter Putin.