Trotz Johnson-Anweisungen: U-Bahnen in London sind weiter voll
Von Konrad Kramar
"Bleiben sie zuhause", ganz simpel und eindringlich hatte es Großbritanniens Premierminister Johnson in seiner TV-Ansprache Montagabend formuliert. Doch ein erster Blick auf die Insel am Morgen danach zeigt, die neue landesweite Ausgangssperre sorgt auch für Verwirrung und Trotzreaktionen.
So war die Londoner U-Bahn auf vielen Linien in der Früh weiterhin gesteckt voll, wie zahlreiche Passagiere über Twitter mitteilten. Krankenschwestern, die dringend in den Dienst mussten, schafften es nicht mehr in die vollgestopften U-Bahnen.
Trotz der Anweisungen des Premierministers und auch Londons Bürgermeister Sadiq Khan, dass öffentliche Verkehrsmittel nur von unbedingt benötigten Schlüsselarbeitskräften - also eben Krankenschwestern - benützt werden sollten, fuhren Zehntausende wie an einem normalen Tag mit der tube in die Arbeit. Die Gewerkschaft der U-Bahn-Angestellten protestierte heftig im Namen ihrer Mitglieder. Diese könnten so die medizinisch notwendigen Sicherheitsabstände nicht einhalten und seien akut gefährdet.
Doch auch anderswo sorgen die von Johnson so kurzfristig verhängten Massnahmen für Verwirrung. So meldete die Sportartikel-Kette "Sports Direct" noch in der Früh, dass sie ihre Fillialen trotzdem aufsperren werde. Schließlich aber machte die Geschäftsführung kehrt und teilte mit, dass man erst eine Genehmigung der Regierung abwarten werde. In einem Schreiben hatte man sich zuvor direkt an die Regierung gewandt und um Erlaubnis gebeten, aufzusperren. Die aber hatte die Genehmigung verweigert.
Londons Zentrum verwaist
Auf den Straßen aber machte sich das Ausgehverbot deutlich bemerkbar. So war das Zentrum von London, etwa im Bankenviertel, oder auch rund um das Parlament in Westminster tatsächlich verwaist. Etwas mehr los war in den Londoner Parks. Dort waren schon in den Morgenstunden zahlreiche Jogger unterwegs. Auf Nachfrage britischer TV-Reporter meinten die Sportler nur, man halte ohnehin den Sicherheitsabstand von zwei Metern ein. Der Premierminister hatte in seinen Anweisungen ja sportliche Betätigung ausdrücklich erlaubt, allerdings nur einmal pro Tag.