Politik/Ausland

Misstrauensvotum: Mays mögliche Nachfolger

Noch bevor die Abstimmung geschlagen war, hatten sich schon die potenziellen Nachfolger für die Parteispitze der Tories in Stellung gebracht. Insbesondere ein Name fiel dabei immer wieder. Boris Johnson.

Der Bürgermeister von London war einer der Wortführer der „Brexit“-Kampagne vor dem Referendum im Jahr 2016 und später Außenminister in der Regierung Mays. Schon seit Wochen wird er von britischen Medien als möglicher Nachfolger Mays geahndet. Der direkten Frage danach ging er aber immer wieder noch aus dem Weg, zuletzt am Sonntag in der BBC. Berichte, er würde bereits einigen Vertrauten Ministerposten anbieten, wies er als „Unsinn“ zurück.

 

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Fragt man die Mitglieder der konservativen Partei, wäre der frühere Außenminister Boris Johnson Favorit auf den Parteichef. Das bestätigen mehrere Umfragen, unter anderem von ConservativeHome. An zweiter Stelle liegt demnach der bisherige Innenminister Sajid Javid. Dieser hatte sich in den verangenen Tagen stets für Theresa May stark gemacht. Für ihre etwaige Nachfolge machte sich der Innenminister dennoch bereit.

Javid hatte im Gegensatz zu Johnson 2016 für den Verbleib Großbritanniens in der EU gestimmt – danach aber, wie viele Parteikollegen, auf den Brexit-Kurs umgeschwenkt. Der frühere Investmentbanker mit pakistanischen Wurzeln gehört dem wirtschaftlich liberalen Flügel der Konservativen an.

Auf Twitter sprach er sich gestern entschieden gegen eine Nachfolger-Debatte innerhalb der Partei aus.

 

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Sohwohl Johnson, als auch Javid hatten sich in den vergangenen Tagen in den Medien in Stellung gebracht. Beide gaben ein Interview im Tory-nahen Spectator. Johnson mit massivem Gewichtsverlust und – was noch viel auffälliger ist – mit neuem Haarschnitt. „Haben sie Boris schon gesehen“, fragen einander Briten auf der Straße. Die optische Veränderung ist bestechend. Da will sich jemand als Regierungschef in Position bringen, heißt es.

Doch die Namensliste für den möglichen Nachfolger hört nach Johnson und Javid lange nicht auf. Dahinter folgen Dominic Raab, der bis November vier Monate lang Brexit-Minister war, Außenminister und ursprünglicher „Remainer“ Jeremy Hunt sowie Mays frühere Innenministerin und Vertraute Amber Rudd.

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Selbstzerfleischung

Mehrere Wochen kann die Wahl eines neuen Parteichefs dauern, wenn es mehrere Kandidaten gibt. Bei jedem Wahlgang unter den konservativen Abgeordneten scheidet der Letztplatzierte aus. Bis nur noch zwei Kandidaten übrig sind, über die alle Parteimitglieder abstimmen.

„Wenn wir Wochen damit verbringen, uns selbst zu zerfleischen, bringt das nur (Labourchef) Jeremy Corbyn und (Schattenkanzler) John McDonnell etwas“, sagte Theresa May wohlwissend vor wenigen Tagen.