Politik/Ausland

Ex-Minister: Afghanische Armee war nie so groß wie behauptet

Die afghanische Armee verfügte laut einem ehemaligen Finanzminister des Landes vor der Machtübernahme der Taliban nur über einen Bruchteil der angeblich unter Waffen stehenden Soldaten.

Tatsächlich habe es allenfalls ein Sechstel der behaupteten 300.000 Soldaten und Polizisten gegeben, sagte Khalid Payenda am Mittwoch der britischen BBC. Grund dafür seien korrupte Offiziere gewesen, die für "Geistersoldaten" Mittel von der Zentralregierung in Kabul erhielten. Den ins Exil geflohenen ehemaligen Präsidenten Ashraf Ghani verteidigte Payenda jedoch gegen Korruptionsvorwürfe.

Die militant-islamistischen Taliban hatten im August in atemberaubender Geschwindigkeit noch vor dem geplanten Total-Abzug der US- und NATO-Truppen die Macht in Afghanistan übernommen. Die afghanische Armee überließ ihnen beinahe kampflos das Feld. Die von den USA angeführte westliche Militärallianz, die über Jahre eine schlagkräftige afghanische Armee aufbauen wollte, musste die Hauptstadt Kabul zuletzt in einer chaotischen Evakuierungsmission verlassen.