Durchhalteparolen aus Mariupol: "Schlacht um die Stadt geht weiter"
Von Konrad Kramar
Mariupol, die Hafenstadt am Asowschen Meer, also dem östlichen Teil des Schwarzen Meeres, wird immer zum Schauplatz einer Entscheidungsschlacht dieses Krieges. Entsprechend wild und widersprüchlich sind die Meldungen aus den Trümmern des Stadtzentrums und des Hafens, wo sich weiterhin ukrainische Truppen, aber auch paramilitärische Einheiten halten können. So auch das berüchtigte Asow Bataillon, jene rechte paramilitärische Einheit, die seit 2014 auf ukrainischer Seite an den Kämpfen im Osten des Landes teilnimmt. Es soll sogar zu direkten Auseinandersetzungen zwischen ukrainischen Truppen und den rechten Paramilitärs gekommen sein.
Keine Munition mehr
Eine ukrainische Marinebrigade, die die Stadt seit Wochen gegen die immer heftigeren Angriffe der russischen Truppen und ihrer Artillerie verteidigt, hatte am Montag erstmals von Aufgabe gesprochen. Nachdem sich Berichte, dass die Ukrainer in der Stadt kaum noch Munition hätten, verbreitet hatten, meldete sich das Marinebataillon auf Facebook selbst zu Wort. Man bereite sich auf "die letzte Schlacht" vor und sei bereit "Mann gegen Mann" zu kämpfen. Die Einheiten der russischen Separatisten aus der von Russland unterstützten Donbass-Region, die im Häuserkampf in der Stadt im Einsatz sind, meldeten außerdem die Einnahme des Hafens, also des mit Sicherheit strategisch wichtigsten Ziels in Mariupol.
Verwirrung um Chemie-Waffen
Nicht bestätigen ließen sich auch die Berichte in Sozialen Medien über den Einsatz von chemischen Waffen. Auch der ukrainische Präsident Selenskij sprach lediglich über die Gefahr eines solchen Einsatzes, wollte aber nicht bestätigen, dass diese in Mariupol verwendet worden seien. Zuletzt war auch unklar, ob es sich um giftige Gase, oder aber um weißen Phosphor handelt, der als Brandbeschleuniger eingesetzt wird.
Vize-Bürgermeister korrigiert
Stunden später, also in der Nacht auf Dienstag, meldete sich der Vizebürgermeister der Stadt, Serhiy Orlow, zu Wort. Die Berichte darüber, dass den Soldaten die Munition ausgehe, seien falsch. Die russischen Truppen hätten lediglich "zeitweise Teile der Stadt eingenommen". Die Ukrainer aber "halten weiterhin das Stadtzentrum und den südlichen Teil der Stadt, außerdem wichtige Industriegebiete". Auf jeden Fall "geht die Schlacht um Mariupol weiter."