Angriff auf Botschaft in Damaskus: Iran droht Israel mit Vergeltung
Nach dem mutmaßlich israelischen Angriff auf das iranische Botschaftsgelände in Damaskus mit sieben Toten hat Irans Oberster Führer mit Vergeltung gedroht. "Wir werden dafür sorgen, dass sie dieses und ähnliche Verbrechen bereuen, so Gott will", sagte Ayatollah Ali Khamenei am Dienstag laut einer Mitteilung.
Bei den Todesopfern handelte es sich um zwei Brigadegeneräle und fünf Mitglieder der mächtigen Revolutionsgarden (IRGC).
Khamenei ist der mächtigste Mann in der Islamischen Republik und hat in allen strategischen Belangen das letzte Wort. Er ist zugleich Oberbefehlshaber der Streitkräfte. Zuvor hatte Präsident Ebrahim Raisi laut der halbamtlichen Nachrichtenagentur Tasnim erklärt, die Attacke in der syrischen Hauptstadt Damaskus werde nicht unbeantwortet bleiben. Auch das iranische Außenministerium und der Botschafter in Syrien hatten angekündigt, dass mit Reaktionen auf den Angriff zu rechnen sei.
Ein israelischer Militärsprecher lehnte eine Stellungnahme ab. Israel hatte wiederholt iranische Militäreinrichtungen in Syrien ins Visier genommen. Einen Angriff auf den weitläufigen Botschaftskomplex in Damaskus hatte es zuvor nicht gegeben.
"Wichtige Botschaft" an USA
China übte scharfe Kritik an dem Angriff. "China verurteilt die Attacke auf die iranische Botschaft in Syrien", sagte der Sprecher des chinesischen Außenamtes, Wang Wenbin, am Dienstag in Peking. Die Sicherheit diplomatischer Einrichtungen dürfe nicht verletzt und die Souveränität und Unabhängigkeit Syriens müsse respektiert werden. Peking lehne jede Handlung ab, die die Spannungen erhöhe, sagte Wang. China gilt als Verbündeter Syriens. Das Land ist außerdem wegen seines Öl-Bedarfs vom Handel mit vielen Staaten im Nahen Osten abhängig, darunter der Iran, mit dem enge Beziehungen gepflegt werden.
Nach dem Luftschlag ließ der Iran eine "wichtige Botschaft" an die USA übermitteln. In Teheran wurde ein diplomatischer Vertreter der schweizerischen Botschaft ins Außenministerium zitiert, teilte Außenamtschef Hussein Amirabdollahian in der Nacht auf Dienstag auf X (ehemals Twitter) mit. In dem Gespräch sei eine "Mitverantwortung" der USA als Unterstützer Israels betont worden, schrieb der Minister weiter. Konkrete Angaben zum Inhalt der "wichtigen Botschaft" an Washington machte der Minister nicht. Die Schweiz vertritt im Iran die diplomatischen Interessen der USA. Die beiden Länder haben seit der Iranischen Revolution 1979 und der in diesem Zusammenhang erfolgten 444-tägigen Geiselnahme von US-Botschaftsmitarbeitern durch iranische Revolutionäre keine diplomatischen Beziehungen mehr.
Die gegen Israel kämpfende pro-iranische libanesische Miliz Hisbollah betonte ihrerseits, dass der Angriff nicht ohne Folgen bleiben werde. Die Organisation erklärte in der Nacht auf Dienstag: "Sicherlich wird dieses Verbrechen nicht vergehen, ohne dass der Feind Strafe und Rache erfährt." Der "Feind" glaube noch immer, dass die Eliminierung von Anführern den "entschlossenen Widerstand des Volkes stoppen" könne, hieß es weiter.
"Achse des Widerstands"
Der Iran ist der größte Unterstützer der Hisbollah im Libanon. Die Schiitenmiliz kämpft politisch, aber auch mit Gewalt gegen Israel. Sie zählt zu Irans "Achse des Widerstands". Mit ihrer eigenen Miliz kontrolliert sie vor allem den Süden des Libanons an der Grenze zu Israel, von Schiiten bewohnte Viertel der Hauptstadt Beirut sowie die Bekaa-Ebene im Norden des Landes. Auch in Syrien ist die Hisbollah aktiv. Dort kämpft sie an der Seite der Regierungstruppen von Machthaber Bashar al-Assad. Der Iran und Russland sind Assads wichtigste Verbündete im syrischen Bürgerkrieg.
Die Ständige Vertretung des Iran bei den Vereinten Nationen (UNO) bezeichnete den Angriff als Verletzung der Charta der UNO, des Völkerrechts und des grundlegenden Prinzips der Unverletzlichkeit diplomatischer und konsularischer Einrichtungen. Der Angriff sei eine erhebliche Bedrohung für den Frieden und die Sicherheit in der Region. Die Ständige Vertretung des Irans fordert außerdem den UNO-Sicherheitsrat auf, den Angriff zu verurteilen.