Coronakranker Bolsonaro: "Bin bei guter Gesundheit"
Zum dritten Mal hat sich Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro am Montag auf das Coronavirus testen lassen. Diesmal ist das Ergebnis tatsächlich positiv ausgefallen - der Staatschef, der die Krankheit zuvor als "kleine Grippe" kleingeredet hatte, muss seinen Kampf gegen das Virus nun höchstpersönlich ausfechten. Knapp nach seiner Diagnose sagte er zu einem Fernsehsender: "Ich bin bei guter Gesundheit".
Bolsonaro hatte zuvor die klassischen Symptome gezeigt, etwa Fieber von 38 Grad, Husten und Erschöpfung.
Coronavirus verniedlicht
Bolsonaro hat die Gefahr durch die Corona-Pandemie wiederholt kleingeredet. Er bezeichnete Covid-19 als "kleine Grippe", sprach von einer medialen "Hysterie" und tauschte vor allem zuletzt in trauter Regelmäßigkeit kritisches Personal aus. Wie es sich für einen strammen Rechtspopulisten gehört, drohte Bolsonaro auch bereits damit, aus der WHO auszutreten: "Wir brauchen keine Ausländer, die ihre Gefühle über unsere gesundheitliche Situation äußeren", ätzte Bolsonaro.
Er kritisierte auch mehrmals Brasiliens Gouverneure und deren Vorgehen: "Sterben Menschen? Oh ja. Und ich fühle mit ihnen. Ich fühle mit ihnen. Aber es werden noch mehr Menschen sterben, viele mehr, wenn die Wirtschaft von den Lockdown-Maßnahmen unserer Gouverneure zerstört wird."
Auch Bolsonaro konsumiert Hydroxychloroquin
Bolsonaro hatte sich in den vergangenen Monaten bereits drei Mal auf das Coronavirus testen lassen. Im Mai wurde er vom Obersten Gericht dazu gezwungen, die Resultate dieser Tests offenzulegen. Sie waren negativ ausgefallen. Bolsonaro berichtete laut CNN nun auch, dass er vorbeugend das Malaria-Mittel Hydroxychloroquin zum Schutz gegen das Coronavirus einnehme. Ebenso wie US-Präsident Donald Trump hat Bolsonaro wiederholt für Hydroxychloroquin im Kampf gegen die Pandemie geworben. Der Einsatz dieses Mittels gegen das Coronavirus ist jedoch umstritten.
Brasilien ist nach den USA das am zweitstärksten von der Pandemie betroffene Land der Welt. Laut jüngsten offiziellen Angaben wurden im größten und bevölkerungsreichsten lateinamerikanischen Land 1,6 Millionen Infektionsfälle und 65.487 Todesopfer verzeichnet.
Dennoch hat Bolsonaro die von brasilianischen Bundesstaaten und Bezirken verhängten - inzwischen aber teilweise wieder gelockerten - Corona-Restriktionen immer wieder harsch kritisiert. Der ultrarechte Staatschef legte in den vergangenen Tagen zudem sein Veto gegen mehrere Passagen eines vom Kongress verabschiedeten Gesetzes ein, welches landesweite Vorschriften für das Tragen von Atemschutzmasken in der Öffentlichkeit enthält.
Bolsonaro mag keine Masken - aber Händeschütteln
Bolsonaro hat sich zudem selbst wiederholt über eine in der Hauptstadt Brasília geltende Maskenpflicht hinweggesetzt. Bei Treffen mit Anhängern trug er keinen Atemschutz. Auch missachtete er das Abstandsgebot, indem er Anhänger umarmte und ihnen die Hände schüttelte.
Am Samstag veröffentlichte Bolsonaro Fotos in den Onlinenetzwerken, die ihn ohne Maske zusammen mit mehreren Ministern und dem US-Botschafter bei einem Essen aus Anlass des Nationalfeiertags der Vereinigten Staaten zeigten.