Politik/Ausland

Afghanistan: Blutbad unmittelbar vor NATO-Truppenabzug

Nur einen Tag vor dem am Samstag offiziell beginnenden Abzug der NATO-Truppen aus Afghanistan schlugen Attentäter im Osten des Landes blutig zu: Bei einem Autobomben-Anschlag wurden ersten Meldungen zufolge mindestens 27 Menschen getötet. Der Vorsitzende des Provinzrates der Provinz Logar, Hasibullah Staneksai, sprach zugleich von 60 Verletzten nach der Explosion des Spengsatzes in der Provinzhauptstadt Pul-e Alam südlich von Kabul. Über die Hintermänner des Anschlags lagen zunächst keine Erkenntnisse vor.

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Fest steht aber, dass nach der Bekanntgabe des NATO-Rückzugs vor zwei Wochen eine deutliche Zunahme der Gewalt zu registrieren ist. Hochrangige Regierungvertreter sprechen von Hunderten Toten im Zuge von verstärkten Angriffen der radikal-islamischen Taliban. Diese versuchten nun, ihre Macht zu demonstrieren und Geländegewinne zu erzielen.

"Frühlingsoffensive"

Sicherheitskreisen zufolge wurden bei Gefechten in den vergangenen 15 Tagen etwa 120 afghanische Sicherheitskräfte getötet sowie 65 Zivilisten und mehr als 300 Taliban-Kämpfer. „Wir befinden uns schon mitten in der jährlichen Frühlingsoffensive der Taliban“, sagte ein hochrangiger Regierungsvertreter. Ein Taliban-Sprecher wies die Darstellung der Regierung in Kabul zurück, dass die Attacken der Extremisten zu Opfern in der Zivilbevölkerung geführt hätten. Diese seien vielmehr auf das Vorgehen der Streitkräfte zurückzuführen.

Zuvor hatte der deutsche Außenminister Heiko Maas bei einem Überraschungsbesuch in Afghanistan die Hoffnung geäußert, dass die Taliban den offiziell am 1. Mai beginnenden Abzug internationaler Soldaten nicht zu Anschlägen nutzen würden. „Es gibt hoffnungsvolle Signale“, sagte er. Mit seinem Besuch wolle er der afghanischen Regierung auch deutlich machen, dass Deutschland zwar sein Militär abzieht, aber politisch und finanziell weiter Hilfe leisten werde.

Bis 9/11 alle Soldaten daheim

Die USA und ihre NATO-Partner hatten Mitte April das Ende ihres Afghanistan-Einsatzes angekündigt. Bis spätestens zum 11. September soll der Truppen-Abzug abgeschlossen sein. Das deutsche Bundesverteidigungsministerium will die Bundeswehr-Soldaten möglichst bis zum 4. Juli nach Deutschland zurückholen. Das Mandat der Bundeswehr sieht den Einsatz von bis zu 1.300 deutschen Soldaten vor. Mit den Deutschen sollen auch die rund 16 österreichischen Soldaten die Heimreise antreten.