Motor/Fahrrad

Was tun, wenn die Bremsen am Fahrrad plötzlich quietschen?

Es ist eine peinliche Sache: Bei jedem Runterbremsen geben die Rad-Bremsen plötzlich ein so lautes Quietschen von sich, das sicherstellt, dass sich alle Köpfe drehen…. Was ist da los? Und was kann man selbst tun? Vor allem aber:  Bedeutet das Quietschen, dass die Bremse nicht mehr richtig funktioniert? Fahrradprofi Bernhard Kohl gibt Auskunft.
 
Dass Bremsen, wir sprechen hier von Scheibenbremsen, am Fahrrad plötzlich quietschen, kann laut Bernhard Kohl mehrere Ursachen haben: 
 
Ein Quietschen, dass während oder unmittelbar nach einer Fahrt bei Regen oder durch Wasser auftritt, ist nicht weiter schlimm. Durch die Feuchtigkeit wird die Reibung zwischen Bremsbelägen und Bremsscheiben verringert, was zur charakteristischen Geräuschkulisse führt. Sind die Scheiben und besonders die Beläge nur nass und nicht verschmutzt, erledigt sich das Problem beim Auftrocknen des Materials von selbst. Das Trocknen der Beläge, so erklärt Kohl, wird durch die beim Bremsen durch Reibung entstehende Wärme beschleunigt. 
Tritt das Quietschen bei trockenen Bedingungen nach langen Bremsphasen oder langen Abfahrten auf, ist das Bremssystem überhitzt. Bremsen erzeugt Wärme, wird auf langen Abfahrten durchgehend mitgebremst, kann die Hitze nicht mehr schnell genug abgeführt werden und das Quietschen stellt sich ein, während die Bremsleistung nachlässt. Man spricht hier von Fading
Durch die hohen Temperaturen kommt es zum so genannten “Verglasen” der Bremsbeläge, wobei sich an der Oberfläche eine glatte, glänzende Schicht bildet, die verminderte Reibung bietet. Daraus resultiert das Quietschen. 
 
 
Herrschen extreme Temperaturen, verfärbt sich die Bremsscheibe, im Mechaniker-Jargon ist das Material “blau gebremst”. In diesem Fall verzieht sich die Scheibe meist durch die Hitze und zum Quietschen beim Bremsen gesellt sich ein Schleifen beim Rollen. 
Verglaste Beläge können mit groben Schleifpapier wieder griffig gemacht werden. Verfärbte Scheiben sollten bzw. müssen oft getauscht werden. 
 
Ein Fahrrad verfügt, anders als ein Auto, weder über Motorbremsleistung, noch über ein ABS-System, um die Temperatur am Bremssystem besser zu managen. Um dem Überhitzen der Bremsanlage vorzubeugen, ist richtiges Bremsen wichtig: ausgewogene Verteilung der Bremslast auf Vorder- und Hinterrad sowie “auf-zu” der Bremshebel statt Dauerschleifen. 
 
Tritt das Quietschen auf ohne dass das Rad nass geworden ist (das gilt auch für Radwäsche) oder dass die Bremsen zu warm geworden sind, liegt meist eine Verschmutzung oder Kontamination mit Fett vor. 
Das kann beispielsweise durch zu übermütiges Fetten der Kette mit Sprühfett passieren, oder es liegt ein Dichtheitsproblem vor. 
In jedem Fall müssen bei Kontakt mit Fett die Scheiben gereinigt und die Bremsbeläge getauscht werden - natürlich nach Beheben des Defekts und einer Dichtheitsprobe.
 
Ob es gefährlich ist: Je nach zugrundeliegenden Problem ist das Quietschen unbedenklich bis fahrsicherheitsrelevant. 
 
Daher gilt es, Bremsen zu pflegen. Aber wie?
Wichtig, so Kohl,  ist vor allem, das Bremsmaterial frei von Fett zu halten und das Rad so zu lagern, dass sich möglichst wenig Rost bilden kann. Das bedeutet vor allem, es nicht über längere Zeit abgestellt Wind und Wetter auszusetzen, sowie bei Ganzjahresnutzung Streusalz-Reste in den Wintermonaten regelmäßig abzuspülen. 
Wird das Rad nicht mehrmals wöchentlich oder in ähnlich kurzen Zeitabständen bewegt, sollte vor jeder Tour die Bremsleistung im sicheren Umfeld kontrolliert werden. 
Regelmäßiges Service - idealerweise nicht erst im Frühjahr, wo Werkstätten notorisch überfüllt sind - und rechtzeitiges Erneuern der Bremsbeläge garantieren sicheres und sorgloses Fahren über lange Zeit.