(Über-)Forderungen an die neue Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer
Von Georg Leyrer
Wenn Andrea Mayer am Dienstag als Nachfolgerin Ulrike Lunaceks antritt, dann sieht sie sich einer Forderung gegenüber, die man als Politiker nicht oft umgehängt bekommt: Sie soll doch bitte das Kulturbudget verdoppeln, richtet ihr die IG Autoren aus.
Wir wünschen viel Erfolg. Auch abseits dessen kann man die neue Kulturstaatssekretärin um die Aufgabenlast nicht beneiden.
Es gilt hier das, was man in bitteren Kontexten aus der Medizin kennt: Zuerst muss es eine Triage geben, also dort, wo die Not am größten ist, muss am schnellsten eingegriffen werden. Das sind nicht die großen Institutionen, auch wenn die das beste Echo auf ihre Forderungen – bis hin zur Kanzlerzustimmung – bekommen.
Sondern die große Masse an Kulturschaffenden, ohne die der kulturelle Alltag sonst nicht möglich wäre. Dort, auf der Alltagsebene, hat die Corona-Krise bereits voll zugeschlagen; hier stehen viele Menschen vor dem finanziellen Nichts.
Bestehende Ausschüttungsstrukturen können hier wohl am raschesten umgewidmet werden, und wenn es für eine Zeit die viel gescholtene Subventionsgießkanne ist, so sei es.
Und dann brauchen auch die größeren Häuser, die aufwendigen Filmproduktionen, die bekannten Kulturschaffenden Sicherheiten – und sei es die, dass etwas jetzt nicht stattfinden kann. Die Kulturproduktion funktioniert in einer Zeitrechnung, die sich dem Zweiwochenrhythmus der Virologen nicht fügen kann: Vieles hat Wochen, Monate, im Opernbereich Jahre Vorlaufzeit. In vielen Bereichen mag der September unendlich weit weg erscheinen, in der Kultur ist er schon da.
Die Regierungspläne für die Kulturöffnungen gaben grobe Ahnungen, jetzt geht es um Haftungen, um die Möglichkeit zur Absage oder um konkrete Vorgaben, wie die Kultur wieder funktionieren kann.
Mayer hat viel Rückhalt unter Künstlern. Und man darf prognostizieren: Den wird sie brauchen.