Meinung

In der Not aus dem Hut gezaubert

Sie ist der größte gemeinsame Nenner, auf den 28 europäische Staats- und Regierungschefs nach tagelangen Verhandlungen kamen: Ursula von der Leyen. Deutschlands Verteidigungsministerin soll die erste Frau an der Spitze der EU-Kommission werden. Völlig überraschend wurde ihr Name in den Ring geworfen, und das, obwohl es doch eine Reihe anderer, kompetenter Kandidaten gegeben hätte, die sich durch die Mühen des Wahlkampfes geackert haben. Und so hat es einen nicht besonders beglückenden Beigeschmack, wenn eine – unzweifelhaft kompetente – Kandidatin urplötzlich aus dem Hut gezaubert wird. Es fühlt sich nach Umgehung aller europäischen Wähler an, die einem Spitzenkandidaten ihre Stimme gaben, um einen EU-Kommissionspräsidenten auf demokratischem Weg zu küren. Es fühlt sich an, als hätten die EU-Staats- und Regierungschefs das Europäische Parlament ins Leere laufen lassen. Und es fühlt sich an, als ob die EU noch einen Schub Demokratisierung mehr vertragen könnte.ingrid.steiner