Meinung

Heinz-Christian Straches neues Rollen-Bild

Sieben Minuten machten sein politisches Leben zunichte. In T-Shirt, mit Zigaretten und Alkohol ließ Heinz-Christian Strache im Ibiza-Video wissen, wie er es mit öffentlichen Vergaben, der Kronenzeitung und dem Trinkwasser hält. Heute erklärt sich der ehemalige FPÖ-Chef in knapp zehn Minuten via Facebook-Video. Und erfindet sich darin neu. Das Gegenbild zu den Bildern, die sich in das kollektive Gedächtnis gebrannt haben.

Blauer Blazer, Brille, inmitten eines Gartens liest er den eine DIN A4-Seite langen Text ab. Strache mimt den Moderator, den Erzähler seiner eigenen Geschichte.

Strache, das Opfer eines „politischen Attentats nicht nur auf meine Person und die FPÖ, sondern auch auf eine erfolgreich - wahrscheinlich zu erfolgreich - arbeitende Regierungskoalition“.

Strache, der Geläuterte, der „sämtliche denkbare Konsequenzen gezogen“ hat.

Strache, der Aufklärer, der „mit Hochdruck“ ermitteln“ und wissen lässt: „Auch die Politik kann nicht Ruhe geben, bevor eine vollständige Aufklärung erfolgt ist. Ich selbst werde es jedenfalls nicht tun.“

Strache, der Ehemann, der seine Frau Philippa, die für die Nationalratswahl kandidieren wird,  als „enorme, unentbehrliche Kraft an“ seiner Seite bezeichnet.

Strache, der vermeintliche EU-Mandatar, der „unbestechliche Wähler“ hat, und seinen 45.000 Vorzugsstimmengebern drei Wochen nach der EU-Wahl eine Absage erteilt. „Eine Rückkehr in die aktive Politik kann und soll erst erfolgen, nachdem die Hintergründe des Ibiza-Videos weitestgehend aufgeklärt sind.“

Strache, das zoon politicon, dessen „politisches Leben, dass sich stets auf Wien und Österreich fokussiert hat, mit Sicherheit nicht am Ende ist; das verspreche ich Euch in vollem Bewusstsein dessen, was ich Euch, meinen treuen Wählern, schulde.“

Strache, der Facebook-Fan, der sich den Medien bis zu „den Aufklärungsergebnissen“ entsagt, seinen knapp 800.000 Facebook-Freunden aber verspricht, sie „laufend politisch und aufklärend informiert“ zu halten.

Strache, das normale Parteimitglied ohne Funktion, das „von ganzem Herzen dankt“ und „Glück auf!“ wünscht.
Wie dereinst Jörg Haider, der Susanne Riess-Passer die Partei-Stafette übergab mit den Worten „Susanne, geh Du voran.“

Jetzt geht Straches Frau Philippa voran – und in den Nationalratswahlkampf.

Ob Strache, der Politiker, wieder aufersteht, wird sich bei der Wien-Wahl und an den Wahlurnen zeigen.

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