Die höchste Terrasse Venedigs im Palazzo Bauer
Von Maria Gurmann
Es begann alles mit einer Liebesgeschichte im 19. Jahrhundert. Der junge österreichische Unternehmer Julius Grünwald verliebte sich in die Tochter von Theodor Bauer, Direktor des Hotels De La Ville in Venedig. Um seinen zukünftigen Schwiegervater von sich zu überzeugen, ließ der Österreicher Julius Grünwald im Jahre 1880 aus zwei historischen Palästen in bester Lage am Canal Grande das Hotel Bauer-Grünwald errichten.
Es war eines der ersten Hotels, das zu dieser Zeit schon voll elektrifiziert und mit einem Aufzug ausgestattet war. Nach Grünwalds Tod restaurierten neue Besitzer das Hotel und erweiterten es mit einem neuen Gebäudekomplex im Art-déco-Stil am Campo San Moisè. Klimaanlagen und Zentralheizung waren in den 1930er-Jahren außergewöhnliche Annehmlichkeiten. Damals entstand auch die höchste Außenterrasse Venedigs, doch die Eigentümer nutzten sie privat. Im Jahr 2020 kaufte die Signa Prime Selection AG vom Tiroler Rene Benko das Luxushotel von der Vorbesitzerin Francesca Bortolotto Possati.
Galamenü auf der Dachterrasse
Jetzt ist die atemberaubende Terrasse, „Settimo Cielo“ genannt, endlich für Gäste des Hauses und Besucher geöffnet. Sich mit einem Glas Bollinger Champagner – den gibt’s nicht überall – einmal im Kreis drehen, den 360-Grad-Panoramablick über die Dächer Venedigs genießen und wenn noch ein bisschen Kleingeld im Börsel ist, sich das Menü von Michelin Sternekoch Cristiano Tomei auf der Zunge zergehen lassen. Erste Reihe fußfrei. Weit unten ziehen Vaporetti und Gondeln auf dem Canale Grande vorbei, links ragt der Campanile di San Marco hervor und rundherum viele Dächer mit üppig begrünten Terrassen, so wie die vom Commissario Guido Brunetti aus den Donna-Leon-Krimis.
Gegenüber der „Settimo-Cielo“-Terrasse glänzt die goldene Weltkugel, auf der Göttin Fortuna ihr Segel in den Wind hält. Sie steht an der Spitze der Dorsoduro-Insel, daneben thront die riesengroße Kuppel auf der Basilica di Santa Maria della Salute. Handys werden gezückt, der Blick über den Kanal wird fotografiert und gefilmt.
Am nächsten Tag gibt’s den Gegenschuss. Mit dem Vaporetto fährt man hinüber zur Basilica. Von dort ist der Blick auf den Bauer Palazzo perfekt. Hinter Spitzbogenfenstern und der neogotischen Fassade liegen die sechsundfünfzig luxuriösen Suiten und hundertfünfunddreißig Zimmer. Welches man bezieht, hängt vom Geschmack und Reisebudget ab. Im alten Teil wird man in den venezianischen Stil mit feinen Stoffen, vergoldeten Spiegeln, Stuckdecken und Kronleuchtern aus Muranoglas eingehüllt. Der moderne Teil ist im puristischeren Stil der 1940er-Jahre gehalten. Ein Muss für Hotelgäste ist der Außen-Whirlpool im achten Stock auf der Dachterrasse. Wer nicht ins warme Sprudelwasser eintauchen will, sollte sich zumindest von oben den Blick auf den Campanile des Markusdoms gönnen.
Tipps
Hotel Bauer Palazzo: Luxus mit Ausblick, 191 Zimmer und Suiten, sensationell die neue Terrasse „Settimo Cielo“ mit Restaurant und Bar, Fitnessraum, Whirlpool auf dem Dach, Zimmer ab 126 €/p. P., bauervenezia.it
Feinste Spitze: Handgestickte Kunstwerke zu kaufen, plus Museum auf der Insel Burano bei Dalla Lidia, dallalidia.com
Spezialtour: Alles über die Parfümgeschichte Venedigs und ein selbst kreierter Duft, außergewöhnliche Führungen abseits des Touristenstroms, topvenice.com