Leben/Gesellschaft

Mit den Lehrern reden - aber wie?

Goran kommt jeden Tag zu spät in den Unterricht. Als die Eltern beim Sprechtag davon erfahren, fallen sie aus allen Wolken. "Genau solche Situationen vermeiden wir mit unserem System", sagt Martin Weissenböck, Direktor der HTL Rennweg in Wien. Der Techniker hat ein eigenes "Kommunikationsprogramm" entwickelt, das den Informationsfluss zwischen Lehrern und Eltern beschleunigt: "Die Lehrer können von einem Schul-PC Nachrichten auf das Handy der Eltern senden. Über hundert Textbausteine sind dazu abgespeichert - und das auch noch in verschiedenen Sprachen wie Türkisch, Englisch oder Serbokroatisch. Gerade in Schulen mit einem hohen Migrantenanteil ist das von Vorteil."

Die Eltern erfahren zum Beispiel: "Muhammed hat in Mathematik eine sehr gute Leistung erbracht." Oder: "Goran hat Mathe-Hausübungen nicht gebracht." Entwickelt hat Weissenböck das Programm während seiner Ausbildung in der Leadershipakademie. "Wir mussten ein Projekt machen. Da bin ich auf die Idee mit den SMS gekommen." Über zwanzig Schulen nutzen www.infosms.org bereits. Z.B. das BORG 1 in Graz. Lehrerin Sabine Panzitt war zu Beginn skeptisch. "Noch mehr Arbeit". Jetzt begeistern sie die Vorteile: "Die Eltern sind schnell über Fehlstunden, Elternabende, etc. informiert. Sie können auch per SMS antworten."

Auch am Polytechnikum Mistelbach setzt man auf SMS: Speziell der Service für offene Lehrstellen ist bei Eltern äußerst beliebt. Doch nicht jeder Lehrer ist begeistert, einige klagen über den Mehraufwand.

Sprechtage

Der gute alte Elternsprechtag hat damit nicht ausgedient. Häufig findet er im November bzw. Dezember statt. Psychologe Giselher Guttmann hat für das Nachhilfeinstitut "Lernquadrat" Tipps ausgearbeitet: "Ziel des Gesprächs sollte sein: Was können wir tun, dass die Leistungen des Kinds besser werden?" Damit man keinen Punkt vergisst, steht auf www.familienbund.at eine Checkliste mit den wichtigsten Fragen zum Download.

"Viele Eltern empfinden Kritik des Lehrers als persönliche Attacke gegen ihre Kinder", weiß Guttmann. "Doch Kritik sollten sie eher als Anregung sehen, wie der Schüler das Lernen in Zukunft besser organisieren kann." Manche Lehrer würden dazu tendieren, "die Kinder abzuwerten. Es ist logisch, wenn die Eltern darauf mit Gegenangriff reagieren." Sein Vorschlag: "Nehmen Sie Schüler zum Gespräch mit."

Jim Lefebre (Schülerunion) wünscht sich darüber hinaus "Sprechtage für ältere Schüler." Theodor Saverschel (oberster Elternvertreter für mittlere und höhere Schulen) beklagt, dass es "Leider oft unmöglich ist, mit bestimmten Pädagogen überhaupt zu reden. Gerade die Lehrer, mit denen es Probleme gibt, sind an den Sprechtagen nicht da. Da sollte es eine Anwesenheitspflicht geben."

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