Verblassender Wortschatz: Lang lebe die "Beamtenforelle"!
Von Uwe Mauch
Die Germanistin Christiane Pabst kann es immer noch nicht fassen. Die Chefredakteurin des Österreichischen Wörterbuchs meinte nach einer ersten Durchsicht der Mails von KURIER-Lesern und -Leserinnen: "Mir bleibt jetzt nichts anderes übrig. Ich muss ein eigenes Nachschlagewerk für veraltete Wörter erstellen." Aus gutem Grund:
Christine Krause
schenkt uns diese beiden wunderbaren Bonmotscherln:
Hirnederl: Dummerl oder liebevoll Sonderling.
Pupperlhutschen: Moped.
Peter Selb
79 Jahre alt, mailt:
Zu Ihrem Artikel „Verblassender Wortschatz“ ist mir spontan der Schliefhansel eingefallen, der als „Mäuse-Gerste“ im Wikipedia zu finden ist, unter ihrer umgangssprachlichen Bezeichnung heute fast nur mehr Tierärzten (praktisch allen) bekannt ist - oder Tierhaltern, die mit dieser Pflanze negative Erfahrungen gemacht haben. Letztere haben diesen Ausdruck meist erstmals beim Tierarzt gehört und wussten nicht, welche Gefahr von diesem Gewächs für ihre Vierbeiner ausgeht.
In meiner Kindheit, ich bin 77 Jahre alt, war der „Schliefhansel“ Angehörigen aller Generationen ein Begriff, zumindest am Land im Industrieviertel. Hier ein Link zu einem KURIER-Artikel über diesen „Unsympathler“.
Fritz Trzil
79 Jahre alt, in Favoriten aufgewachsen, sendet "ein paar Ausdrücke, die mir aus dem Stegreif einfallen":
einweinperln oder einweimperln: sich in Szene setzen, sich beliebt machen.
Tschoch,Tschocherl: eine kleine Gastwirtschaft.
tschechern, Tscherant: über den Durst trinken, Alkoholiker.
hirntschechern: ins Leere schauen, meditieren.
Der 10. Hieb: der 10. Wiener Gemeindebezirk.
Die Häh: die Polizei.
Tramway: Straßenbahn.
Kieberer: der Kriminalbeamte, der Polizist.
Gschroppn: kleine Kinder.
Burenheitl: Burenwurst.
Des is ma blunzn: Das ist mir egal.
Gigerer: Pferdefleischhauer.
Zwidawurzn: ein unwirtlicher Mitmensch.
Ins Häfn gehen: Ins Gefangenenhaus kommen.
Einedrahn: sich in den Vordergrund rücken.
Outwachler: Linienrichter beim Fußball.
Wuchtl: Fußball.
Eine Kretzn: ein bösartiger Mensch.
Greane: ungute Situation.
Gluan: Augen.
Derrisch: sich taub stellen, taub sein.
"Koks", manchmal auch “tschiff”: Achtung, es wird gefährlich
Tschinelln, Oberahme: Ohrfeige.
Hawedere: Ein Ausdruck der Überraschung, auch “auf Wiedersehen”.
Susanne Pusam
schreibt: "Als wirklich echte Wienerin freue mich über diese Initiative sehr. Ein Begriff, der mir besonders am Herzen liegt, ist das Jonasreindl, das so geschickt einen zentralen Treffpunkt bezeichnet. Ich versuche auch, mit meinen Enkelkindern wienerisch zu reden, um dieses entsetzliche (wie ich es bezeichne) RTL-Deutsch ein bisschen auszubremsen."
Friedrich Birkhan
schickte seine Anmerkungen "völlig ungeordnet":
"Das mit der Hutschnur kenne ich eher so, dass mir etwas über die Hutschnur geht. Die Fraisen sind mir aus der Kindheit in der stärkeren Version Bockerlfras geläufig. Auch ziemlich selten geworden ist die Bissgurn für ein ständig keppelndes Weib (etwa die Gattin oder die Hausmeisterin), vornehmer ist dafür Beisszangan. Völlig verschwunden ist der urwienerische Brauch der die Butter und die Gas zu sagen, letzteres noch vereinzelt in der Redewendung "dem drah' die Gas o".
Verschwunden ist auch der Schlurf für einen langhaarigen, nicht arbeitenden, der Kleinkriminalität verdächtigen jungen Mann. Dieses Wort wurde meines Wissens von den Nazis als Gegenfigur zum vorbildlichen HJ-Jungen erfunden (oder zumindest von ihnen so verwendet, vielleicht gab's es auch schon vorher), wurde aber bis in die 1960er noch öfter gebraucht. Öfter hört man noch, dass wer "a Bankl reißt" (für sterben), die Jüngeren verwenden den Ausdruck aber kaum mehr aktiv.
Gertraud Ladinegg
erinnerte sich spontan an Futschigato, ein Fuzzerl, ein Alzerl, zizerlweis und Grantscherm. Und wir übersetzten für sie: fort, eine Fluse, ein wenig, langsam und schlecht gelaunter Mensch.
Martin Csabay
hat den Artikel mit Freuden gelesen: "Heutzutage wird die "alte" Sprache zu wenig gepflegt. Vor allem ich bin ein Fan von den Fremdwörtern, die wir adoptiert haben":
Aus dem Französischen: Trottoir, Bassin, Lavour, Plafond.
Aus dem Italienischen: Mezzanin, Bassena.
Aus dem Jiddischen: Etzes geben, Tinef, Frnak, Meshugge.
Martha Eke
bereichert unsere Sammlung mit Kranzldame, straucheln, verhundzn, blamieren, I kauf da die Schneid oh, herummurksn, Flederwisch, du Bleambe, Pitschn Wasser.
Werner Schandel
Nun in Niederösterreich wohnhaft und 75 Jahre alt. Meine Kindheit und Jugend verbrachte ich in Wien im 11.Hieb (11.Wiener Gemeindebezirk)
In den Jugendjahren gingen meine Eltern sehr oft zum Pepihacker (Pferdefleischhauer) einkaufen. Als Jugendlicher, so mit dem etwa 16. Lebensjahr gingen ich und meine Freunde, wenn es die finanziellen Mittel erlaubten am Wochenende auf den Schwung (Tanzveranstaltung) oder machten einen Drahrer ( entweder die Tanzveranstaltung bis nach Mitternacht oder die Nacht durch bis wieder die nächste Tramway oder die Bim fuhr)
Dort hatte man die Möglichkeit, anzubraten. Heute würde man dazu "flirten", "Kontakt aufnehmen mit dem anderen Geschlecht" sagen. Wenig Geschätzt wurden die Querbräter, jene anderen Burschen, die ebenfalls vom selben Mädchen angetan waren.
Es gibt sicherlich noch viele oft bezirkspezifische Idiome.
Herbert Runge
hat drei Vorschläge:
Spompanadeln: Schwierigkeiten machen bzw. aus der Reihe tanzen), auf gut wienerisch: "Moch kane Spompanadeln".
Keiffen: bösartiges Sprechen, schimpfen.
Bissgurn: schimpfende Frau.
Helmut Huber
hat zwei nicht unwesentliche Anmerkungen:
"Der gschupfte Ferdl" wurde nicht erstmals von Qualtinger interpretiert, sondern vom Autor Bronner selbst, und zwar ca. 1953, ich glaub auf einer Schellack der Marke "Harmona" (wahrscheinlich gab's auch schon eine 45 Upm-single - ca. 1948 - 1957 wurde ja parallel für 45 und 78 gepreßt). Qualtinger sang zumindest auf Platte den Ferdl erstmals 1958 oder 1959, im Rahmen der "Rhapsodie in Halbstark" (Preiser EP Kabarett aus Wien Nr. 1 - zusammen mit "Der Papa wirds scho richten", "Weil mir so fad is" und "Der Halbwilde"). Bronner, der Mitte der 50er ja einige Zeit in der BRD (beim NWDR) arbeitete, nahm ca. 1955 auch eine hochdeutsche Version ("Der blasse Gustav") auf.
Bei kruzitürken ist auch in Rechnung zu stellen, dass ja Fluchen, noch dazu mit religiösen Begriffen, früher nicht nur "unkorrekt", sondern mitunter tatsächlich verboten war, und man so statt des Kruzifix so halt auf den mehrfachen Kriegsgegner abbog. Ähnlich etwas umwegig und dann definitiv unverdient kommen die Türken ja auch "zum Handkuss" beim Ausdruck "etwas sei getürkt". Das rührt vielmehr von einem als Attraktion um 1800 an vielen Fürstenhöfen herumgereichten Automaten her, der vorgeblich Schach spielen konnte. Er war in Form eines Spieltisches mit dahinter sitzender Figur eines Türken (weil das Spiel ja "aus dem Orient" kam...) aufgebaut. Irgendwann kam halt auf, daß der Automat gar nix konnte (außer natürlich, daß er immer noch sehr kunstreich gebaut war), sondern daß ein kleinwüchsiger, schachkundiger Mensch in der Maschine versteckt war.
Leiwand oder lässig sind sicher auch am Verdämmern. Ansonsten wird wohl ungefähr die Hälfte des Inhaltes von Wehle & Wehle's "Sprechen Sie Wienerisch?" oder 2/3 des Glossars am Ende von H C Artmanns "schwoazza dintn" am Verbleichungsetat stehen ...
Henriette Kaltenhauser
zitiert diverse abwertende Redewendungen für Frauen: „Des is a Trutschn", liebevoller „Trutscherl“. Und für eine andere Wesensart „So a Forferl (Foafal)". Oder „Blunzerl“, verniedlicht vielleicht für "Trampel". Und sie schickt uns einen lieben Gruß aus Floridsdorf.
Jakob Perschy
hat wichtige zweckdienliche Hinweise zu unserem Schöpser: "Bei Ihrer Definition von 'Schöps(er)' ist es eh schon ziemlich warm, aber doch noch nicht heiß: Der Schöpser ist kein Ziegen-, sondern ein Schafbock und zwar ein spezieller, nämlich kastrierter. Was den Hengst zum Wallach macht, den Hahn zum Kapaun, lässt den Widder zum Hammel oder eben zum Schöpsen mutieren. 'Schöps' ist also ein (landschaftliches) Synonym für 'Hammel'; aber
mit leichtem Vorbehalt: In Gegenden, in denen 'Schöps' sehr geläufig ist, verwendet man
'Hammel' auch für den unverschnittenen Schafbock - beim 'Leithammel' etwa handelt es
sich sicher nicht um ein kastriertes Tier (aber Leitwidder sagt interessanterweise niemand)."
Inge Fried
schreibt: "Mit großem Vergnügen, aber auch mit einer Träne im Auge habe ich Ihren Artikel gelesen." Ein paar schon "mehr oder weniger ausgestorbene Begriffe" sind ihr dazu eingefallen:
Quargelsturz: Käseglocke. Jemanden unter eine Quargelsturz stellen: zu sehr behüten, letzten Endes kann man ihm nichts mehr zutrauen.
Pfitschigogerln: Spiel mit Zehn-Groschenstücken und einem Taschenkamm, ähnlich wie Eisstockschießen, aber auf der Tischplatte.
Budelhupfer: Verkäufer, der hinter der Budel (= Ladentisch) hin- und herläuft, herhupft.
Bramburi: Erdäpfel (verballhornte „Brandenburger“, Kartoffeln, zuerst in Brandenburg großflächig angebaut, um das Volk zu ernähren.
Seicherl: Küchengerät, Sieb. Auch jemand, der wenig Mut hat, ein schwacher Mensch, heute "Weichei".
Schneebrunzer: alter Mann, schon etwas „klapprig“.
Taferlklassler: Schüler der 1. Klasse Volksschule, hat zuerst auf der Schiefertafel schreiben gelernt.
"Ich hoffe, dass Sie diese Worte brauchen können. Jedenfalls sind einige doch sehr bildhaft, was ich am Wiener Dialekt sehr schätze."
Hanns Gregor Kozak
schenkt uns folgenden spontanen "kleinen, daher auch nicht vollständigen Beitrag zum verblassenden Wortschatz":
buckeln: unterwürfig agieren bzw. auch schwere Last tragen.
Bock, de: Schuhe.
Fuchtl: bösartige Frau.
fladern: stehlen
Gigerl: übertrieben "gutbürgerlich" gekleideter junger Mann
G'frast: heimtückisch agierender Mensch.
G'frieser: unfolgsame Kinder.
Haderlump: heruntergekommener Möchtegern-Gauner.
Lackl: großer Mensch.
Oamutschkerl: armer, bemitleidenswerter Mensch.
Pamperletsch: kleines hilfloses Kind.
Pawlatsche: verfallene Hütte oder Haus.
Tschinelle: Ohrfeige.
Trachoiderl: Ohrfeige.
Erika Durst
kennt viele Ausdrücke und Redensarten aus Floridsdorf: "Manche sind nicht ganz stubenrein, aber Sie nehmen mir das sicher nicht übel." Hier ihre sehr leiwande Wortsammlung:
Bamberletsch, Turewoidl, motschkern, Fetzenlaberl, Uhrwaschelkaktus, scheangln, Schastrommel, hockenstad, lahmlockert, Lugenschippl, Gatsch, Oaschaufdread (kleinwüchsig), Banahaufen, (zu dünn), Rotzpippn, Rotzbremsen (Oberlippenbart), Einedraher.
Helmut Rumpold
erinnert sich an "Taxl“ oder "daxl“ für "zwei- oder dreistöckiges Essgeschirr, das mit zwei Klammern zusammengehalten wurde (beim Bundesheer gab es auch ein solches). Hab den Begriff in keinem Dialektlexikon gefunden. Ein 80-jähriger Freund, der in einer großen Werkstatt gearbeitet hat, bestätigt diesen Ausdruck: um elf Uhr hat ein Lehrling alle Taxln eingesammelt und in einen Wärmeschrank gegeben. Um 12 Uhr wurde das von daheim Mitgebrachte gegessen. Die Werksküchen haben dieses System verschwinden lassen.
Herr Rumpold, selbst 75 Jahre alt, beendet sein Mail stilvoll mit einem herzhafen "D’ Ehre".
M. Unterleitner
Jahrgang 1947, wirft ein paar Wörter aus ihrer Jugend ins Rennen:
der Stenz, der Halbstarke, der Backfisch, das Elektronengehirn (für Computer), der Schlurf, Milanos (spitzzulaufende Schuhe), der Entenschwanz (hinten zusammengekämmte Haare des Schlurfs).
Marlis Koschitz
mailt uns Korrekturvorschläge:
Ein Schöpser heißt richtig Schöps und ist ein kastrierter man sagt auch "verschnittener" Schafsbock.
Eine Stenotypistin tippte auch nicht in die Schreibmaschine, sondern "hat's dann auf der Schreibmaschin' g'schriebn".
Ein römischer Einser war nicht in Lateinschrift geschrieben. Lateinschrift ist die Schreibschrift, die wir nach der Druckschrift, für die Kinder "Heinzelmännchenschrift" genannt, gelernt haben und in der heute ja jeder schreibt seit die Kurrentschrift so gut wie ausgestorben ist. Also, ein römischer Einser war ein senkrechter Strich und oben und unten je ein waagerechter. Meistens stand daneben noch ein "sehr brav" oder "sehr gut".
Meine Mama musste einmal in die Volksschule kommen, weil ich zu einer Mitschülerin "alte Raupfangtaub'n" gesagt hatte. Sie hat gelacht, weil sie genau wusste, dass ich das nur von meinem Papa, einem Urwiener aus Favoriten, gehört haben konnte und außerdem falsch angewendet habe. Das hat man zu einer alten Frau gesagt, die eventuell den einen oder anderen "Hieb" hatte, ähnlich auch "alte Schachtel".
Noch eine Frage: Ist Ihnen bei der Forschungsarbeit der Ausdruck saperlot untergekommen? Ich suche schon lange: Meine Omama, die keine Oma oder Omi war, hat das als Ausdruck von kleinem Ärger gebraucht, oder zur Verstärkung div. Anforderungen. Saperlot ist mir auch aus anderen Familien bekannt.
Die Fraisen waren (Fieber-)Krämpfe von kleinen Kindern, eine schreckliche Krankheit, oft mit schreien verbunden.
Vor einiger Zeit bin ich beim Spazieren durch die Innenstadt bei einem kleinen Antiquariat stehen geblieben und hab dann mit dem Inhaber ein bisserl geplaudert. Zum Schluss sagte er "da hab ich was für Sie". Es war ein "Wörterbuch des Wiener Dialektes mit einer kurzgefaßten Grammatik", 234 Seiten, in Frakturschrift, herausgegeben 1929, ein Schatz.
Wenn Sie möchten, borge ich es Ihnen zum Kopieren.
Norbert Rast
schreibt uns: "Großartig, dass sich der KURIER für das Österreichische Deutsch interessiert. Ich habe viele Jahre mit Kunden zu tun gehabt, die überwiegend Wienerisch und zwar das alte, richtige Wienerisch sprachen, außerdem auch mit Personen gesprochen, welche „stärkere“ Wörter bevorzugten.2
Herr Rast sammelt seit vielen Jahren solche Ausdrücke und hat einige Dateien im Computer gespeichert. Hier eine kleine feine Auswahl:
nåsern: neugierig horchen, suchen.
schnådern: schnattern, aufgeregt sprechen.
schnattern: essen.
påb´ln: betteln.
fecht´n: betteln.
strott´n: suchen (auch Personen).
Bojaza: lustig verrückter, übermütiger Kerl.
pfnaus´n: schnaufen (z. B. nach schnellem Laufen).
Schlick: Essen, eine Mahlzeit.
Joschi: Wintermantel für Männer.
peule: weg(laufen)
Uhr´nreiberl: mit flacher Hand Ohr eines Gegners reiben, quetschen
Saundhås: verwahrloster Mann, Obdachloser.
Straunz´n = Bett.
g´schrauft red´n = übertrieben Hochdeutsch sprechen.
Bei der greanen Bettfrau schlåf´n: auf der Wiese übernachten, obdachlos sein.
fäul´n = trotzen, beleidigt sein
niederschwaß´n = vollsaufen.
Bur´nhäut´l (mit Hax´n) = Pferd.
Gigerer, Pepihåcker: Pferdefleischhauer
Bud´lhupfer: Verkäufer.
Pip´nlack´l: Schankbursche.
strawanz´n: herumstreichen, auf Unsinn aus sein
Beck: Schuhe
Hammerln: Schuhe
Zod´n: ungepflegte Haare
Wid´ln: lange Haare bei Frauen.
Flich: herunterhängende oder wegstehende Kleidungsteile bei Frauen.
Glur´n: Augen
Kleb´ln: Finger.
Mag. Renate May
schickt ein paar Ausdrücke, die ihr spontan eingefallen sind, die sie von ihrer Familie gehört hat:
Urasssen: verschwenden.
papierln, heckerln, pflanz‘n: ärgern.
Löcher in die Luft stieren.
stierln: herumkramen.
Gstirl: dünnes Mädchen.
Herrn XY‘s Dulcinea: Seine Freundin, auch Zuwigstandene.
Stänkern, fäulen:
Zwiderwurz’n.
Den Pracker tanzen lassen: den Hintern versohlen.
Schweinsbartl: für einen unsauberen Menschen.
Gerlinde Limbeck
merkt an: "Obwohl mein Mann jetzt im Alter meines Großvaters ist, und wir ihn damals als 'oida Veida' bezeichnet haben, würde es für meinen Mann heutzutage" nicht passen - die Zeiten ändern sich." ;-)
Ja, und früher sind Frauen manchmal "herumgeknotzt wie eine Bauernbraut", was so viel bedeutet wie: Sie sind gesessen, haben beobachtet und abwartet.
Leute ausrichten war "fianzeln".
Leider werden verschwinden viele Wörter. Aus "Krapferl" sind leckere Kekse geworden, und "Dschiri-dschari" ist jetzt Deko - "schod".
Andreas Znaimer
"Mein Vater verwendete immer den Begriff 'ruacheln'/'Ruachler'".
Herbert Müller
Pensionist, Jahrgang 1955, erinnert sich an:
Selbstbinder: Eine bereits vorgebundene Krawatte mit Gummiband zum Umbinden
Maschek-Seit'n: die gegenüberliegende (vis à vis) Seite
Deschek: Der gelackmeierte.
Das ist für'n Hugo: unnötig, umsonst gemacht.
Gigerer: das Pferd, auch der Pferdefleischer.
Brasettln: Schmuckstücke, Juwelen.
Durch den Kakao ziehen: lächerlich machen
Josef Mötz
Sehr verehrte Frau Pabst,
sehr geehrter Herr Mauch!
Sie sehen schon an der Anrede, dass ich ein extrem konservativer Mensch bin …
Der Amerikanismus, statt des Rufzeichens einen Beistrich zu setzen und dann klein weiterzuschreiben, hat sich irgendwann in den 1980ern eingebürgert.
Nun aber zur Sache, zu der ich aufgrund des Artikels zum Betreff im Kurier vom 29.11. gekommen bin.
1. Nicht zustimmen kann ich der Interpretation zu „Erdferkel“. Beim Bundesheer wird dieser Ausdruck für alle Infanteristen (Jägertruppe, Garde) verwendet, da sie nahe der oder in der Erde (Stichwort Schützenloch) agieren. Nachdem ein Einjährig-Freiwilliger auch einer anderen Waffengattung angehören kann, ist Ihre Interpretation ausdrücklich falsch.
2. Einige Beiträge von mir – allgemein (vielleicht nicht neu für Sie):
Haneferl: an sich ein Vogel, schmächtige, schüchterne Person – meist weiblich.
Kramanzer, auch Gramanzer: Hilfskellner, der nur die Tische abräumt
Kakaosprudler: unhübsche Beine, insb. von weiblichen Personen.
3. Spezielle Ausdrücke beim Bundesheer:
Blunzenschleuder(er): Granatwerfer(bedienung). Wegen der typischen Form einer Werfergranate, die an eine Blutwurst erinnert.
Eisenpepi: Stahlhelm.
Puffer: Faustfeuerwaffe, meist aber Pistole (weniger Revolver). Damit ist 1:1 der frühneuzeitliche Ausdruck für Pistole übernommen!
Spradern: Gewehr.
Mit vorzüglicher Hochachtung (statt „Mit freundlichen Grüßen“)
Ihr
Mag.iur. Josef MÖTZ, Hofrat i.R. – Oberst (Miliz) a.D.
Ingrid Teufl
Liebenswerte Redakteurin beim KURIER, Liebhaberin von alten Wörtern. Hier ein paar Schmankerln aus ihrem Fundus:
genant: sprich: schenant. "Das Wort verwendet eine Freundin (Anfang 50) gelegentlich, wenn kleidungstechnisch etwas nicht korrekt ist."
Kuffarek: eine andere Freundin dieser Runde hat dieses Wort von ihrer Oma, die tschechische oder polnische Wurzeln hatte. Für Koffer, Reisetasche, Rucksack usw.: „Wos nehmt’sn ihr für an Kuffarek?“
outrieren: das Wort beendet zuverlässig jede übertriebene Aufregung: „Jetzt outrier di ned so“. Weil die Angesprochenen innehalten, um nach der Bedeutung zu fragen.
bagschierli(ch): uraltes Dialektwort, ich kenne es aus meiner alten Heimat Mostviertel. Im Sinne von liebenswert, lieb. Zum Beispiel in einem Weihnachts-Dialektgedicht: „Und sogar da klane Michl, sogt bagschierli her sei Spri(ü)chl“.
Tschesn: für altes Auto. Eine „Tschesn“ kann auch eine Frau bezeichnen, die etwas mühsam bzw. kompliziert im Umgang ist. Eventuell schon älter, umtriebig, mit der man sich mitunter „abgfrettet“ (plagt), weil man sie irgendwie doch braucht.
ondulieren: Eine unserer Kolleginnen verwendet das Wort aus der Friseur-Praxis gerne für „sich schön machen“, „herrichten“, zum Beispiel am Morgen.
Ing. Gerda Wesely
Mir ist noch ein Wort meines Onkels eingefallen: Gurgelpropeller für die Schleife eines Smokinghemdes.
Norbert Aschenbrenner
Der treue KURIER-Leser hat uns sogar ein Selbstbild (Selfie) von einem Ohrwaschlkaktus geschickt.
Seine Lieblingswörter für Auto: Rodel, Dschesn, Kraxn und Rostlaubm. Außerdem mag er Schastrommel, Zwiderwurzn und als Neo-Weinviertler Hecknklescha bzw. Sauerrampfer.