Experten-Tipps für einen bewussteren Umgang mit dem Smartphone
Der deutsche Molekularpsychologe Christian Montag beschäftigt sich seit Jahren mit den Nebenwirkungen der Digitalisierung. Sein neuestes Buch „Du gehörst uns! Die psychologischen Strategien von Facebook, Tiktok, Snapchat & Co.“ (Blessing Verlag) erklärt die Methoden der Tech-Riesen, um User möglichst lange im Netz zu halten.
Im Interview mit dem KURIER plädiert Montag für ein differenziertes Bild im Hinblick auf die Internetsucht.
„Ein Alkoholiker ist nicht süchtig nach der Flasche, sondern nach dem Inhalt. Das ist beim Smartphone genauso. Es geht um die Apps, die einen problematischen Konsum bereiten. Das kann Instagram sein, aber auch der eMail-Account. Hier sollte ein differenzierter Blick dabei helfen, die echten Probleme der eigenen Online-Nutzung im Kern zu erkennen. Das Smartphone ist per se nicht gut oder schlecht und wir können der digitalen Welt nicht komplett entfliehen. Von daher gilt zu analysieren, welche Digitalbereiche für uns wertvoll und wichtig sind, und welche bei manchen Menschen mit einer Problemnutzung einhergehen können“
Alltagsstruktur zurückerobern
Seine Tipps: „Für die meisten Menschen sind Radikallösungen wie komplette Online-Abstinenz aus vielen Gründen nicht umsetzbar. Was aber tun? Zunächst lautet meine zentrale These, dass wir uns die Alltagsstrukturierung wieder zurückerobern müssen, die uns die Tech-Industrie mit dem Datengeschäftsmodell genommen hat. Tech-Konzerne wollen uns so lange wie möglich im Netz halten, um mehr Daten über uns zu bekommen. Diese Daten geben viel über uns preis und sind für die Werbeindustrie hoch interessant. Wie erobern wir nun die Struktur im Alltag zurück? Eine Armbanduhr kann schon mal helfen. Wer die Uhrzeit dagegen am Handy abliest, ist von Whats-App und Co. schnell abgelenkt. Wer die Uhrzeit dagegen am Handy abliest, ist von WhatsApp und Co. schnell abgelenkt.
Weiters: "Nutzungszeiten für diverse Plattformen per „Online-Wecker“ reglementieren, Push-Nachrichten abstellen. Für sich eigene Regeln gegen ständige Unterbrechungen zu finden, kann hilfreich sein: Zum Beispiel nur zwei Mal am Tag E-Mails oder Nachrichten zu festen Zeitpunkten checken. Das kann das Wohlbefinden erhöhen. Ich bin davon überzeugt, dass wir auch analoge Bereiche brauchen, in denen wir abschalten können. Studien aus der Psychologie suggerieren, dass einfach mal den Gedanken nachhängen ein Kreativitätsinkubator sein kann. Dafür braucht es aber Zeit ohne Dauerbeschallung durch das Smartphone.“
Anonymer Test, ob eine Problemnutzung vorliegt und Hilfe: https://www.scavis.net/smartnet-app/